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Gedenken an Hans-Jochen Vogel "Er hat vorgelebt, was es wert ist, eine Haltung zu haben"

Bei einer Trauerfeier in München haben Genossen, Freunde und Familie Abschied von Hans-Jochen Vogel genommen. Sie würdigten den früheren SPD-Chef als "Vorbild an Korrektheit und Gradlinigkeit".
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Trauerfeier für den früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel im Gasteig in München

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Trauerfeier für den früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel im Gasteig in München

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Peter Kneffel/ dpa

Freunde, Familie und Weggefährten haben sich in München von dem verstorbenen früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel verabschiedet. Sein aktueller Nachfolger im Amt an der Parteispitze, SPD-Chef Norbert Walter-Borjans, würdigte Vogel als einen "ganz Großen der Sozialdemokratie". "Sein Leben stand ganz im Dienst der Menschen", sagte er bei der Trauerfeier in der Philharmonie im Gasteig. "Er hat vorgelebt, was es wert ist, eine Haltung zu haben."

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nannte seinen Vorgänger eine "Ausnahmeerscheinung" und "Vorbild an Korrektheit und Gradlinigkeit". Und: "Er war ein visionärer und unglaublich tatkräftiger Anwalt der Bürgerinnen und Bürger." Als Oberbürgermeister hatte Vogel großen Anteil an der erfolgreichen Bewerbung Münchens für die Olympischen Sommerspiele 1972. Die SPD im Münchner Stadtrat will nun einen Platz im Olympiapark in der bayerischen Landeshauptstadt nach Vogel benennen.

"Sorgen Sie dafür, dass Deutschland bleibt, wofür wir gekämpft haben"

Vogels Witwe Liselotte berichtete in einer bewegenden Rede davon, wie ihr verstorbener Mann noch wenige Tage vor seinem Tod wegen einer unheilbaren Erkrankung seinen Rückzug von allen Ehrenämtern erklärt habe. "Sorgen Sie dafür, dass Deutschland bleibt, wofür wir gekämpft haben", schrieb Hans-Jochen Vogel nach den Worten seiner Witwe in einer Erklärung.

Vogel war am 26. Juli im Alter von 94 Jahren gestorben. Die Beerdigung fand am Freitag im Familienkreis statt.

Unter den Gästen bei der Trauerfeier am Montag waren unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Altbundeskanzler Gerhard Schröder sowie Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (alle SPD).

Vogel war 1926 in Göttingen geboren worden. Mit 34 Jahren wurde der Professorensohn Oberbürgermeister in München - und damit jüngstes Stadtoberhaupt einer deutschen Großstadt. Später wurde er Bundesbau- und Justizminister, für knapp vier Monate Regierender Bürgermeister in Berlin, SPD-Partei- und Fraktionschef - und Kanzlerkandidat im Jahr 1983.

In der SPD galt Vogel zeitlebens als gutes Gewissen mit unerschütterlichen moralischen Grundsätzen.

Seit 2006 lebte der an Parkinson erkrankte Vogel gemeinsam mit seiner Frau Liselotte in einer Seniorenresidenz in München. Hier ließ er sich - sofern es seine Gesundheit zuließ - von Freunden, von Journalisten und auch Parteifreunden besuchen und diskutierte gern über hochaktuelle Fragen wie die Flüchtlingskrise oder die Gefahren, die von rechten Strömungen ausgehen.

mes/mfh/dpa