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Schriftsteller Dieter Forte ist tot

In der Erinnerung an seine Kindheit im Krieg fand er seine literarische Sprache, zuletzt forschte er in seinen Büchern nach dem Ursprung der Kultur: Dieter Forte ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

"Der Mensch ist ein zerstörerisches Wesen", sagt eine Frau im letzten Buch von Dieter Forte. Es erschien im Februar und heißt "Als der Himmel noch nicht benannt war". Roman konnte man diese Sammlung von Prosa-Skizzen, Essays und Textbausteinen nicht mehr nennen, das Werk Fortes war zum Schluss ein Tasten nach den Ursprüngen der Kultur, der Kreativität, der Menschlichkeit. Am Ostermontag verstarb der deutsche Schriftsteller in einem Basler Krankenhaus, wie sein Verlag S. Fischer in Frankfurt am Main mitteilte. Forte wurde 83 Jahre alt.

1935 in Düsseldorf geboren, schuf Dieter Forte ein umfassendes Werk aus Theaterstücken, Romanen, Hör- und Fernsehspielen, das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Sein Theaterstück "Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung" wurde 1970 zu einem Welterfolg, es folgten die Bühnendramen "Jean Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation" und "Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt", in denen Forte sich mit der Entstehung der modernen Welt beschäftigte.

Schwerpunkt auf Kriegs- und Nachkriegszeit

Doch erst in der Auslotung seiner eigenen Geschichte fand er seine literarische Stimme, denn wie zerstörerisch der Mensch in seinem Wesen ist, hatte er als Kind im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs miterlebt: In den Achtzigerjahren begann er mit "Das Muster" (1992 veröffentlicht) eine "Tetralogie der Erinnerung", die die Romane "Tagundnachtgleiche" (ursprünglich: "Der Junge mit den blutigen Schuhen") und "In der Erinnerung" umfasst - und eine Geschichte zweier Familien umreißt, mit Schwerpunkt auf der Kriegs- und Nachkriegszeit. Die ersten drei Bände wurden 1999 unter dem Titel "Das Haus auf meinen Schultern" zusammengefasst, 2004 endete der Zyklus mit "Auf der anderen Seite der Welt".

Seine autobiografisch durchwirkten Schilderungen bezeichnete Forte einmal als Werk, "hinter dessen Sprache ein nicht mehr schilderbares Grauen lauert". Die Bombenangriffe auf seine Heimatstadt hätten ihn für sein gesamtes Leben geprägt. 2013 löste sich Forte mit "Das Labyrinth der Welt" von den persönlichen Erzählungen und begann in freierer literarischer Form in den Anfängen der Kultur nach Gültigkeiten zu suchen. Als Recherche- und Inspirationsraum, den er täglich besuchte, diente ihm dabei in den letzten Jahren die Bibliothek der "Allgemeinen Lesegesellschaft Basel" mit ihren 75.000 Büchern.

bor