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„Kulturmontag“ mit Nachruf Helmuth Lohner, Toleranzprobe Islam mit Studiodiskussion, 100 Jahre Frank Sinatra und Christine Lavant

Außerdem: Neue Kulturdokumentation „Mercy und das Spiel des Lebens“

Wien (OTS) - Clarissa Stadler begrüßt am 29. Juni 2015 um 22.30 Uhr in ORF 2 zu einem "Kulturmontag", der noch einmal den großen Schauspieler und Regisseur Helmuth Lohner würdigt und dazu Weggefährten und Freunde wie Otto Schenk, Harald Serafin, Marianne Nentwich, Peter Weck und Kulturjournalistin Eva Maria Klinger zu Wort kommen lässt. Außerdem stellt das Magazin die Frage, wie viel Kritik in der aktuellen Auseinandersetzung mit dem Islam zulässig ist und ob sich unsere Gesellschaft eventuell in eine Toleranzfalle befindet. Weitere Themen sind u. a. das Phänomen Frank Sinatra, dessen Geburtstag sich zum 100. Mal jährt, ebenso wie jener der österreichischen Lyrikerin Christine Lavant, deren Werk heute weitgehend unbekannt ist. Ans Magazin anschließend steht die neue Kulturdokumentation "Mercy und das Spiel des Lebens" von Florian Gebauer und Jenny Rezny auf dem Programm, die den Weg der ersten afrikanischen Schauspielstudentin des Max-Reinhardt-Seminars weiterbegleitet. Schon 2013 dokumentierten die Filmemacher Mercys erfolgreiche Aufnahmeprüfung unter 400 anderen Bewerberinnen und Bewerbern.

100 Jahre Frank Sinatra: Einem Phänomen auf der Spur

"Ol’ Blue Eyes" Frank Sinatra wäre heuer 100 geworden - neue Biografien würdigen den Sänger, Entertainer und Oscar-Preisträger, dessen turbulentes Leben mit seinen Hochs und Tiefs tatsächlich mehrere Bücher füllen könnte. Dem Phänomen Sinatra ist allerdings schwer beizukommen: Als Sohn italienischer Einwanderer machte er sich zeitlebens für Minderheiten stark. Nie verstummten die Gerüchte um seine Mafia-Verbindungen und die kriminelle Energie, die ihm nachgesagt wurde. Politisch war "Frankie Boy" zuerst Fürsprecher der Demokraten, um dann die Republikaner zu unterstützen. Seine Affären, seine Umtriebe mit dem "Rat Pack" sind legendär. Unbestritten ist die nahezu magische Wirkung seiner Stimme: von Sehnsucht getränkt, allen Einsamen Trost spendend. Keiner konnte wie er die Nacht besingen, in der sich die Gesetze des Alltags aufheben. Der "Kulturmontag" würdigt "The Voice" und bittet unter anderen Marianne Mendt, Thomas Quasthoff, Louie Austen und Biograf Johannes Kunz zu Wort.

Toleranzprobe Islam: Studiodiskussion mit Michael Fleischhacker und Robert Misik

In der Auseinandersetzung mit dem Islam - zumal mit seinen radikalen Ausformungen - geht ein tiefer Riss durch unsere Gesellschaft. Vor allem die politische Linke mahnt Toleranz gegenüber anderen Wertesystemen und Kulturen ein: Islamkritik könne allzu schnell in Islamophobie und Verhetzung kippen. Kritiker hingegen meinen: Jene, die ständig Toleranz einfordern, verschleiern manifeste Probleme wie mangelndes Demokratieverständnis, die Missachtung von Frauenrechten oder Integrationsunwilligkeit, wie sie in manchen migrantischen Milieus vorzufinden seien. Das ethische Sprachregelwerk Political Correctness mache erst recht mundtot, die Diskussion werde gänzlich dem politisch rechten Rand überlassen. Sitzen wir also in der Toleranzfalle? Ist Islamkritik zulässig oder werden damit nur Ressentiments geschürt? In einem Beitrag befragt der "Kulturmontag" dazu führende Intellektuelle wie Carlo Strenger, Michael Sandel und Slavoj Žižek. Gäste einer Studiodiskussion sind die Journalisten Michael Fleischhacker und Robert Misik.

Wieder-Entdeckung der Dichterin Christine Lavant: Werkausgabe zum 100. Geburtstag - Schwerpunkt in Ö1

Am 4. Juli gedenkt man des 100. Geburtstags der österreichischen Lyrikerin Christine Lavant. Für Thomas Bernhard oder Sibylle Lewitscharoff war sie eine der wichtigsten Dichterinnen des 20. Jahrhunderts, doch ihr Bekanntheitsgrad hält sich heute in Grenzen. Vom Alltag abgekoppelt, erschrieb sich Lavant, deren Kindheit von ihrer Lungenkrankheit geprägt war, einst eine eigene Welt. Als ein Verlag den Romanerstling der 17-Jährigen ablehnt, schluckt sie Tabletten und landet in der "Landes-Irrenanstalt". Mit 24 heiratet sie den 60-jährigen entmündigten Kunstmaler Josef Habernig - und lebt mit ihm in großer Armut. Dennoch: Das Bild der katholischen Schmerzensfrau, das der Hinfälligen, die nur nebenbei schreibt, hält bei näherer Betrachtung nicht. Schon zu Lebzeiten erhält Christine Lavant hohe Auszeichnungen. Anlässlich ihres 100. Geburtstags erscheint jetzt im Wallstein-Verlag eine vierteilige Werkausgabe. Der "Kulturmontag" bemüht sich um einen neuen Blick auf Lavant, hinterfragt aber auch das lang tabuisierte Verhältnis Lavants zum Nationalsozialismus.

Apropos Christine Lavant: Vom 28. Juni bis 4. Juli stehen mehrere ORF-Radiosendungen im Zeichen der österreichischen Schriftstellerin. Das Spektrum reicht von "Gedanken für den Tag" (29. Juni bis 4. Juli) über "Tonspuren" (29. Juni) bis zu "Das Wechselbälgchen" mit Sophie Rois in der "Hörspiel-Galerie" (4. Juli) und Gedichten mit persönlichen Empfehlungen von Christine-Lavant-Kennerinnen und -Kennern, die am 4. Juli über den Tag verteilt in Ö1 zu hören sein werden.

Kulturdokumentation "Mercy und das Spiel des Lebens"

Mercy Dorcas Otieno war Au-pair-Mädchen, Kellnerin und Zeitungsverkäuferin, ehe ihr großer Traum im Juni 2013 plötzlich wahr wurde: Unter 400 Kandidatinnen und Kandidaten wurde sie für das renommierte Reinhardt-Seminar in Wien ausgewählt - als erste Afrikanerin überhaupt. Eine ORF-Dokumentation über die Aufnahmeprüfung, die 2013 insgesamt fünf Anwärter auf die zwölf begehrten Studienplätze begleitete, hielt Mercys Hoffnungen und Träume fest. Es war schon damals ein langer Weg aus dem kenianischen Dorf bis zum Olymp der Schauspielausbildung. Jetzt, nach dem zweiten Studienjahr, gibt es die filmische Fortsetzung: Was blieb von den großen Wünschen und Erwartungen der Kandidatin? Wie hat sie sich entwickelt? Eine Langzeitbeobachtung von Florian Gebauer und Jennifer Rezny.

Der "Kulturmontag" wird als Live-Stream sowie nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand auf der Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) bereitgestellt.

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