Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Reportage

John Deere im Hanf: Ein Mähdrescher-Unikat bei der Ernte

Ingenieurskunst: Für die Ernte von Industriehanf sindSondermaschinen gefragt. Eine solche haben wir in Niedersachsen besucht.
Alexander Brockmann
Alexander Brockmann, traction
am Donnerstag, 23.03.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Wer Industriehanf ernten will, muss sich normalerweise entscheiden: Will er die Hanffasern oder den Hanfsamen? Bisher gab es keine passende Erntetechnik für beides. Doch das Lohnunternehmern Harvest Solutions Ostheide GbR (HSO) wagt sich mit einem umgebauten John-Deere-Mähdrescher an das Experiment. Die traction war zu Besuch.

Die beiden Gründer von HSO Hinnerk Cordes und Christoph Röling-Müller.

Das Erntejahr 2022 endete für die Landtechniker von traction mit einem "High"light: Es ging mit einem einzigartigen John-Deere-Mährescher in Niedersachsen - umgebaut zur Hanfernte.

Die Superpflanze Hanf wird immer beliebter. Durch viele Umwege und vom Hörensagen bekamen auch Hinnerk Cordes und Christoph Röling-Müller davon Wind, dass bei ihnen die örtliche Genossenschaft das Experiment Hanfanbau wagte. Die beiden arbeiten für das Startup-Lohnunternehmen Harvest Solutions Ostheide GbR (HSO). Für die Hanfernte suchte die Genossenschaft noch Dienstleister und so ergriffen sie kurzerhand die Möglichkeit und stiegen ein. Eins kam zum anderen und ab Mitte September saßen die beiden auf dem umgebauten John-Deere-Drescher. Mittlerweile kümmert sich ihr junges Unternehmen nicht nur um die Ernte, sondern berät Landwirte schon beim Anbau.

Industriehanf: Stroh und Samen ernten

Üblicherweise wird der Industriehanf für einen bestimmten Zweck angebaut: Entweder will man die Fasern (aus dem Stroh) oder die Samen. Dafür gibt es jeweils das passende Ernteverfahren, wie z.B. mit dem Feldhäcksler als eine Art Schwadleger. Will man beide Teile nutzen, müssen Spezialmaschinen ran, wie z.B. der Drescher von HSO.

Die größte Herausforderung ist nicht das Ernteverfahren, sondern der richtige Erntezeitpunkt. Liegen die Stängel im Ernteoptimum, sind die Samen noch nicht reif. Und sind die Körner reif, ist das Schneiden der Stängel fast unmöglich. Daher befindet man sich ständig im Spagat und muss Kompromisse eingehen. So hat es auch HSO bei den Ernteeinsätzen ab Ende August erlebt.

Hanfmähdrescher auf Basis von John Deere

Der Spezialwagen kann sowohl das Häckselgebiss als auch das Draperschneidwerk transportieren.

Der Umbau des Mähdreschers auf der Basis eines John Deere T670i kommt von der Firma Cann. Die größte Änderung gibt es in der Front, wo sich das Häckselgebiss von Kemper um den Hanfstängel kümmert und oben das Schneidwerk, das sich kurz vorher die Samenstände vom Stängel holt. „Die Störungsanfälligkeit ist am Häckslergebiss am größten. Das hat mit der Maschine nichts zu tun, sondern ist den Hanfeigenschaften und überreifen Beständen geschuldet“, so Hinnerk und Christoph im Gespräch.

Einzigartig ist das Design der Häckseltrommel. Sie besitzt ein Messer, um das Hanfstroh auf einer Länge von 60 bis 70 cm zu schneiden. Durch den Ablageschacht am Boden wird das Stroh ins Schwad gelegt.

Der Einzugskanal ist für den Hanfdrusch in seiner höchsten Position fixiert. Daran befestigt ist eine Art Hubmast, an dem das Draperschneidwerk für die Hanfblüten in der Höhe variiert werden kann – immer entsprechend der Wuchshöhe des Hanfes. Für den Transport müssen die beiden Schneidwerke mit einem Spezialhänger umgesetzt werden. Unten kommt das Kemper-Gebiss, oben das Draper-Schneidwerk hin.

Hanfernte gut, alles gut

Der Industriehanf kann über 4 m hoch werden.

Im Drescher werden die Nüsse schließlich ausgedroschen, gereinigt usw.– gleicher Prozess wie beim Getreide. An den Sieben und Körben wurde nichts für den Hanf modifiziert – alles Standard. Zum Erntezeitpunkt sind die Körner/Nüsse noch recht feucht und müssen im Anschluss in die Trocknung. Generell ist dem Landwirt selbst überlassen, ob er alle bzw. welche Teile vom Hanf geerntet haben möchte. Das Stroh ist rund zwei Wochen nach dem Dreschereinsatz bereit für die Großpackenpresse.

Die ausführliche Praxisreportage lesen Sie in traction März/April 2023 oder digital.

Digitale Ausgabe agrarheute

Dies war eine stark verkürzte Zusammenfassung des Originalbeitrags.
Lesen Sie jetzt den ausführlichen Fachartikel und testen Sie unverbindlich die digitale Ausgabe traction.

Wenn Sie bereits ein digitales Abo haben, geht es hier entlang.

Hätten Sie's gewusst: 25 Fakten über Hanf

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...