War sie eine Journalistin? Sie hätte es bestritten. Denn es war ihr vollständig unmöglich, einer Redaktion von heute auf morgen einen Text abzuliefern, obwohl sie zwei Jahrzehnte lang für den Spiegel gearbeitet hat. Bequemerweise könnte man sie eine Legende nennen. Aber auch hier hätte sie widersprochen, obwohl ihr eine eindrucksvolle Zahl erstklassiger Journalistenpreise an die Brust geheftet wurde. Vermutlich hätte sie sich damit abgefunden, eine literarische Erzählerin genannt zu werden, immerhin wurden ihre Reportagen in der Anderen Bibliothek von Hans Magnus Enzensberger herausgegeben. Wäre da nicht der hinderliche Umstand, dass sie alles sehen, aber nichts erfinden konnte. Das erhoffte literarische Alterswerk, das sich vor wenigen Jahren in zwei in der Zeitschrift Sinn und Form veröffentlichten, halb autobiografischen Erzählungen andeutete, hat sie nicht vollendet.