Am Donnerstag gab es eine mehr als bemerkenswerte Mitteilung: Der Reeder Hapag-Lloyd erwartet für dieses Jahr mehr Gewinn. Daran hatten sich die Investoren schon gewöhnt, denn bereits im April und im Mai war die Prognose angehoben worden.

Das schiere Ausmass der Gewinne, die im Hamburg derzeit quasi gedruckt werden, ist dennoch kaum zu glauben: Hapag-Lloyd erwartet jetzt 4,6 Milliarden Euro mehr Gewinn vor Zinsen und Steuern. 4,6 Milliarden Euro zusätzlich - insgesamt haben eine solch hohe Summe von den 40 Dax-Unternehmen letztes Jahr gerade mal zwölf verdient. Nach der Anhebung peilt Hapag-Lloyd nun für 2022 ein Ebit von bis zu 18,2 Milliarden Euro an.

Nur Volkswagen verdient mehr

Wenn es dabei bleibt, hat erst ein Unternehmen hierzulande mehr Geld verdient: Volkswagen erreichte im letzten Jahr 18,6 Milliarden Euro. Allerdings baut VW mit weit mehr als 600'000 Mitarbeitenden fast 9 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. 

Hapag-Lloyd hat hingegen 14'000 Angestellte und 248 Schiffe. Und der Reeder hat nicht einmal mehr Container bewegt - der Gewinnanstieg resultiert aus einem Anstieg der durchschnittlichen Frachtrate um 80 Prozent. Das liegt zum Teil daran, dass der Wettbewerb in der Branche nach Jahren mit Fusionen und Allianzen reduziert wurde. Ausserdem sind die globalen Lieferketten nach wie vor gestört durch Lockdowns zur Bekämpfung von Covid-19, und jüngst verschlimmerten feststeckende Schiffe und Streiks die Situation.

Klaus Michael Kühne dank Kursgewinnen reichster Deutsche

Die steigenden Gewinnaussichten stossen an der Börse auf Gegenliebe. Die Aktie hat in den letzten vier Wochen 29 Prozent gewonnen, seit Anfang Januar steht der Titel 15 Prozent höher. Seit Januar 2020 hat sich der Aktienwert sogar mehr als vervierfacht.

Kursentwicklung der Aktien von Hapag-Lloyd seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Allzu viele Aktionäre werden wegen des geringen Free Floats der Reederei allerdings nicht davon profitieren. Mit einer Beteiligung von 30 Prozent gehört der Milliardär Klaus Michael Kühne zu den grössten Aktionären. Dank der Kursgewinne ist er mittlerweile mit einem Vermögen von 40,5 Milliarden Dollar zum reichsten Deutschen geworden. Im Bloomberg Billionaires Index nimmt er den 30. Platz ein.

(Bloomberg/cash)