Die Aktien von Tesla stiegen am Donnerstag um knapp 10 Prozent auf den höchsten Stand seit dem 6. Mai, nachdem der Hersteller von Elektroautos am Mittwochabend die Quartalszahlen veröffentlicht hatte. Grosse Verlierer dieser Entwicklung sind Händler, die Wetten gegen die Tesla-Aktie am Laufen haben.  

Tesla ist die am meisten geshortete Aktie der Welt. Fast 3 Prozent des Aktienkapitals werden von Leerverkäufern gehalten. Das Research-Unternehmen S3 Partners schätzt, dass diese allein durch den Kursanstieg am Donnerstag Verluste im Umfang von 1 Milliarde Dollar erlitten haben. Damit habe sich der Aderlass bei den Short Sellern im Juli auf 2,7 Milliarden Dollar vergrössert. 

In einer Mitteilung an Kunden teilte S3 Partners am Donnerstag mit, dass für Tesla die "Short Squeeze-Hölle" möglich sei. Steigt eine leerverkaufte Aktie, müssen Leerverkäufer ihre Short-Positionen glattstellen und die Aktien mit Verlusten zurückkaufen. Diese Angebotsknappheit endet dann in einem sogenannten Short Squeeze, die Aktie steigt deutlich an. Die Gefahr für einen Short Squeeze für die Tesla-Aktie gelte insbesondere, nachdem CEO Elon Musk in der Gewinnmitteilung für das zweite Quartal positive Kommentare abgegeben hatte. 

Produktionsrekorde in den Tesla-Fabriken in Fremont und Shanghai im Juni veranlassten Musk zu der Aussage, dass das Unternehmen "das Potenzial für eine rekordverdächtige zweite Jahreshälfte hat", wie aus einer Mitschrift der Telefonkonferenz hervorgeht. Tesla meldete für das zweite Quartal Gewinne, die die Schätzungen der Analysten übertrafen, was sicherlich zum starken Kursanstieg am Donnerstag beitrug.

Tesla-Leerverkäufer in der Bredouille

Ein Teil des Kursanstiegs ist aber auch auf die Deckung von Leerverkäufen zurückzuführen. Dies, weil Leerverkäufer Tesla-Aktien auf dem freien Markt kaufen, um ihre Verlustpositionen zu schliessen. Der gesamte Wert der geshorteten Tesla-Aktien beträgt laut S3 Partners weiterhin 18,5 Milliarden Dollar. 

Gleichzeitig ist Tesla nach wie vor die neuntbeliebteste Long-Position unter den Hedgefonds. Dies könnte zu einer dynamischen Rallye beitragen, wenn die Leerverkäufer weiterhin gezwungen sind, ihre Positionen glattzustellen. 

"Da sich der Aktienkurs von Tesla erholt hat und die Leerverkäufer Verluste in Höhe von 1 Milliarden Dollar hinnehmen mussten, sollten wir davon ausgehen, dass sich der Trend zur Eindeckung von Leerverkäufen fortsetzen wird. Dies weil die Leerverkäufer aufgrund dieser grossen und plötzlichen Verluste aus ihren Positionen gedrängt werden", so Ihor Dusaniwsky von S3 Partner. 

"Diese Eindeckungen der Leerverkäufer und Hedgefonds, die ihre Positionen in einem Titel mit hohem Beta und positivem Preistrend aufstocken, könnten dazu beitragen, die Kursschwäche von Tesla im bisherigen Jahresverlauf umzukehren", so Dusaniwsky weiter. 

Tesla kämpft weiterhin mit Gegenwinden

Die Tesla-Aktie hat seit ihrem Tief im Juni um 30 Prozent zugelegt, liegt aber seit Jahresbeginn immer noch 23 Prozent im Minus. Daher erzielten Leerverkäufer mit ihren Short-Positionen trotz den jüngsten Verlusten einen Gewinn von 6,3 Milliarden Dollar.  

Der Grund für diese negative Performance seit Jahresbeginn ist keine Überraschung. Tesla befindet sich inmitten eines schwierigen Jahres, in dem das Unternehmen mit Problemen in der Lieferkette und steigenden Rohstoffkosten zu kämpfen hat. Es war gezwungen, Produktionsunterbrechungen in China aufgrund von Covid-bedingten Schliessungen zu bewältigen.  

Zudem versucht Elon Musk den Kauf von Twitter rückgängig zu machen. Am Mittwoch wurde auch bekannt, dass Tesla im letzten Quartal 75 Prozent seiner Bitcoin-Bestände abgestossen hatte - der Verlust aus den Verkäufen beträgt mehr als 300 Millionen Dollar. Der umtriebige Tech-Milliardär hat Entschuldigungen vorgebracht, aber es scheint wahrscheinlich, dass die fallenden Preise für Vermögenswerte und ein düsteres wirtschaftliches Umfeld bei beiden Entscheidungen eine Rolle gespielt haben. 

Die Ergebnisse von Tesla für das zweite Quartal nach Börsenschluss am Mittwoch trugen jedoch dazu bei, viele dieser Bedenken zu zerstreuen. Das Unternehmen hielt an seinem Produktionsausblick für das Jahr fest und erklärte, die Nachfrage sei kein Problem. 

(Bloomberg/cash)