Die Währungshüter beliessen den Leitzins bei 14 Prozent, wie sie am Donnerstag mitteilten. Damit bleibt der Schlüsselsatz ungeachtet des anhaltenden Inflationsschubs bereits den siebten Monat in Folge unverändert. Im Juni waren die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 78,62 Prozent nach oben geschossen. Das ist die höchste Inflationsrate seit September 1998 mit damals 80,4 Prozent.

Hinter den Entscheidungen der türkischen Währungshüter steht Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich selbst als Zinsfeind bezeichnet. Er will die Konjunktur mit niedrigen Zinsen und einem Wirtschaftsprogramm anheizen. Billige Kredite sollen Exporte sowie Produktion ankurbeln, um so das türkische Handelsdefizit zu verringern.

«Die türkische Zinspolitik ergibt keinen Sinn»

"Es ist immer das Gleiche. Die türkische Zinspolitik ergibt keinen Sinn", sagte Ipek Ozkardeskaya, eine Analystin der Swissquote Bank. Eine Folge der ungewöhnlichen Geldpolitik ist der anhaltende Kurssturz der Landeswährung Lira. Sie büsste 2021 im Verhältnis zum Dollar rund 44 Prozent an Wert ein, wodurch die Inflation noch weiter angetrieben wurde. Der Kursverfall setzte sich in diesem Jahr mit einem weiteren Rückgang von bislang 25 Prozent fort.

Im Gegensatz zur türkischen Zentralbank hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Wende ihrer Geldpolitik eingeläutet und ihren Leitzins um einen halben Prozentpunkt erhöht. Die Euro-Notenbank stellte zudem weitere Zinsanhebungen in Aussicht. 

(Reuters)