Die Auswirkungen würden überwiegend im nächsten Jahr spürbar werden, vor allem durch Produktionseinschnitte und den Verlust der wirtschaftlichen Zuversicht, so die Experten der in Washington ansässigen Institution in einem Bericht. Die Inflation könnte in den Jahren 2022 und 2023 um durchschnittlich 2 Prozentpunkte angefacht werden, hiess es.

"Die Abschaltung des russischen Gases würde erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaftstätigkeit haben", so die Ökonomen Ting Lan, Galen Sher und Jing Zhou. "Diese wirtschaftlichen Verluste wären dauerhaft in dem Sinne, dass sie nicht durch die Verschiebung von Produktion, Verbrauch oder Investitionen auf die folgenden Jahre ‘aufgeholt’ werden."

Der Bericht wurde nach den sogenannten Artikel-IV-Konsultationen des IWF mit den deutschen Institutionen veröffentlicht, in deren Rahmen eine Unterbrechung der russischen Energielieferungen als "grösste Bedrohung" für Deutschland festgestellt wurde.

Präsident Wladimir Putin hat diese Woche signalisiert, dass Europa wieder Gas durch die Nord-Stream-1-Pipeline erhalten wird, die Lieferungen aber stark eingeschränkt sein könnten, wenn der Streit um sanktionierte Turbinen nicht beigelegt wird.

Nach Ansicht des IWF kann über die bisher ergriffenen Massnahmen hinaus noch mehr getan werden, beispielsweise, um eine höhere Energieeffizienz zu fördern. Ein geringerer Verbrauch der Haushalte, etwa durch Senkung der Heiztemperaturen im Winter, würde ebenfalls erheblich zur Begrenzung der Auswirkungen beitragen.

In Anbetracht der Risiken schlugen die IWF-Vertreter nach ihren Konsultationen vor, dass die Bundesregierung in der Finanzpolitik flexibel bleiben und die Aussetzung der Schuldenbremse für ein weiteres Jahr in Betracht ziehen sollte, falls die Abwärtsrisiken eintreten.

(Bloomberg)