Das berichten mit den Überlegungen vertraute Personen. Grund dafür sei das sich verschlechternde Inflationsumfeld. Dieser Schritt wäre eine drastische Abweichung von den Leitlinien, an denen die Mehrheit der Ratsmitglieder der EZB seit der letzten Sitzung am 9. Juni festgehalten hat. Allerdings würde sich die EZB damit auch dem weltweiten Trend zu kräftigeren Zinserhöhungen annähern.

Diese Woche dürften die Zinsen zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren angehoben werden. Ob es genügend Unterstützung für eine Anhebung um 50 Basispunkte geben wird, sei unklar, hiess es. Chefvolkswirt Philip Lane wird auf der Sitzung den offiziellen Vorschlag unterbreiten.

Präsidentin Christine Lagarde hatte in einer Rede am 28. Juni angedeutet, eine mögliche Erhöhung um mehr als 25 Basispunkte in Erwägung zu ziehen. Kurz darauf stieg die Inflation in der Eurozone stärker als erwartet auf ein neues Allzeithoch von 8,6 Prozent - mehr als das Vierfache des 2 Prozent-Ziels der EZB.

"Es gibt eindeutig Bedingungen, unter denen Gradualismus nicht angemessen wäre", hatte die Notenbankchefin bei der Klausur der EZB im portugiesischen Sintra gesagt. "Wenn wir beispielsweise eine höhere Inflation feststellen, die die Inflationserwartungen zu entankern droht, oder Anzeichen für einen dauerhaften Verlust des Wirtschaftspotenzials, der die Verfügbarkeit von Ressourcen begrenzt, müssten wir die akkommodierenden Massnahmen rascher zurücknehmen."

Zinserhöhung um 25 Basispunkte wird mehrheitlich erwartet

Volkswirte gehen mehrheitlich davon aus, dass die EZB in dieser Woche eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte vornehmen wird. Nur vier von 53 Befragten in einer Bloomberg-Umfrage sagen eine Erhöhung um einen halben Punkt vorher.

Der Euro stieg gegenüber dem Dollar um bis zu 1,1 Prozent auf 1,0253 und erreichte damit den höchsten Stand seit dem 6. Juli - knapp eine Woche, nachdem er zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten unter die Parität gefallen war. An den Geldmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um einen halben Punkt in dieser Woche mit fast 50 Prozent eingeschätzt, während der Wert am Montag noch bei 20 Prozent lag. Die Rendite deutscher Bundesschätze - die Wertpapiere, die mit am empfindlichsten auf geldpolitische Veränderungen reagieren - stieg am Dienstag um bis zu 10 Basispunkte auf 0,62 Prozent.

"Wir schliessen eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte bei der Sitzung in dieser Woche nicht aus", sagte Matthew Ryan, Leiter Marktstrategie bei Ebury, bevor die jüngsten Überlegungen bekannt wurden. "Die meisten grossen Zentralbanken haben in den letzten Wochen bereits kräftige Zinserhöhungen vorgenommen, um das ungezügelte Preiswachstum einzudämmen - es wird sogar gemunkelt, dass der FOMC noch in diesem Monat einen Zinsschritt von einem Prozentpunkt in Erwägung ziehen könnte."

Zu den Mitgliedern des EZB-Rats, die öffentlich einen grösseren Schritt in diesem Monat ins Gespräch gebracht haben, gehören Robert Holzmann von der Oesterreichischen Nationalbank, Martins Kazaks aus Lettland und Gediminas Simkus aus Litauen.

Die Diskussionen über eine Anhebung um einen halben Punkt wurden zuvor von Reuters berichtet.

(Bloomberg)