Zudem erreichen Schäden durch Betriebsunterbrechungen wegen gestörter Lieferketten einen Rekord, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Industrieversicherungssparte AGCS der Allianz hervorgeht. Ferner sorge die steigende Inflation für höhere Schadenkosten. Vor allem Sach- und Bauschäden würden teurer, da Wiederaufbau und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt seien. Zugleich treiben demnach Materialengpässe und längere Lieferzeiten die Kosten von Betriebsunterbrechungen.

AGCS hat die wichtigsten Schadenursachen für Unternehmen aus mehr als 530'000 Fällen weltweit ermittelt. Zwischen 2017 und 2021 beliefen sich die Schäden auf rund 88,7 Milliarden Euro - im Schnitt zahlten die Versicherer also fünf Jahre lang jeden Tag über 48 Millionen Euro an Firmen. Dabei sind knapp drei Viertel auf zehn Ursachen zurückzuführen, wobei die drei wichtigsten fast die Hälfte der Schadensumme ausmachen. Trotz Verbesserungen im Risikomanagement und der Verhütung sind Brände und Explosionen mit 21 Prozent Anteil am Gesamtschadenvolumen die grösste Einzelursache. Ein durchschnittlicher Feuerschaden beläuft sich bereits auf 1,5 Millionen Euro.

Naturkatastrophen (15 Prozent) wie Tornados, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Frost und Erdbeben sind laut AGCS - gemessen am Wert der Schäden - die zweithäufigste Ursache weltweit. Auf Rang Drei folgen fehlerhafte Verarbeitung und Wartung (neun Prozent). In Deutschland fielen von 2017 bis 2021 insgesamt 47'365 Versicherungsschäden mit Forderungen von rund 5,8 Milliarden Euro an. Hier gibt es die gleiche Reihenfolge bei den drei grössten Schadentypen, gefolgt von defekten Produkten (sechs Prozent) und Maschinenausfällen (vier Prozent).

Die Analyse zeigt auch, dass bei immer mehr Firmen als Folge von Sachschäden die Produktion stillsteht. "Der durchschnittliche Schaden in der Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung beträgt heute mehr als 3,8 Millionen Euro, verglichen mit 3,1 Millionen Euro vor fünf Jahren." Zudem gab es 2021 einen Höchststand bei sogenannten Rückwirkungsschäden. Hiervon sprechen Fachleute, wenn ein Schaden in einem Betrieb Folgen wie Produktionsausfälle für andere Firmen hat. Hier haben die Schäden in den vergangenen fünf Jahren stetig zugenommen und verdeutlichen, dass die Lieferketten von Unternehmen immer komplexer werden. So litt die Autobranche etwa unter dem Ausfall von Halbleiterproduzenten.

Die Schadenleistungen wegen der Corona-Krise werden in der Studie auf über 40 Milliarden Dollar geschätzt - vor allem wegen ausgefallener Veranstaltungen und geschlossener Betriebe. Der Ukraine-Krieg dürfte für die globale Versicherungswirtschaft insgesamt "eine bedeutsame, aber für die meisten Versicherer eine überschaubare Schadenbelastung" darstellen. Die erwarteten versicherten Schäden sind laut AGCS mit einer mittelgrossen Naturkatastrophe vergleichbar, aber Spezialmärkte wie die Luftfahrtversicherung könnte es stärker treffen.

(Reuters)