Bei dem Pharmakonzern Novartis dürften sich im zweiten Quartal vor allem Währungseinflüsse verstärkt negativ bemerkbar gemacht haben. Novartis dürfte den Ausblick denn auch entsprechend anpassen, sind sich die Experten einig. Die meisten Analysten gehen aktuell davon aus, dass das Unternehmen nicht mit grossen Überraschungen aufwarten wird.

Es sind aber vor allem die strategischen Veränderungen, die laut Analysten erst in den kommenden Monaten für mehr Spannung sorgen dürften. Immerhin steht eine Entscheidung über die weiteren Zukunft der Generika-Sparte Sandoz an und auch die im Frühjahr angekündigte Umstrukturierung dürfte dann klarere Formen annehmen.

Bei der aktuellen Zahlenvorlage werden Marktteilnehmer und Analysten schauen, wie sich die wichtigsten Blockbuster, das Herzmittel Entresto und das Schuppenflechtemittel Cosentyx in den letzten drei Monaten entwickelt haben und ob sie auch weiterhin das Konzernwachstum massgeblich beeinflussen.

Darüber hinaus bleiben die Mittel aus dem Krebsgeschäft im Fokus sowie die Radioligandtherapien. Durch die Covid-19-Pandemie war es speziell in der Onkologie zu Verwerfungen gekommen, da sich das Patientenverhalten in diese Zeit stark geändert hatte. Aus Angst vor einer möglichen Coronainfektion hatten viele Patienten den Gang zum Arzt oder ins Spital gescheut, was sich negativ auf den Absatz ausgewirkt hatte. Bei den Radioligandtherapien dagegen dürften Produktionsprobleme im Mai/Juni ihre Spuren hinterlassen.

Ziele Ende April bestätigt

Zuletzt hat das Novartis-Management Ende April die bisherige Zielsetzung bestätigt. Der Konzernumsatz sowie der operative Kerngewinn sollen zu konstanten Wechselkursen im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.

Mit Blick auf die Sparten soll Innovative Medicines ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich erzielen, während das operative Kernergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich, und damit stärker als der Umsatz, zulegen soll.

Bei der Generikasparte Sandoz wiederum erwartet Novartis weiterhin einen Umsatz weitgehend auf Vorjahresniveau und einen Rückgang des operativen Kernergebnisses im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.

Umstrukturierung zentrales Thema für die Investoren

Seit der angekündigten Umstrukturierung der Sparten Anfang April ist mittlerweile etwas mehr Zeit vergangen. Bekannt ist mittlerweile, dass dieser Neuaufstellung nahezu 10 Prozent der Stellen zum Opfer fallen werden. Entsprechend dürften die Fortschritte nach wie vor ein zentrales Thema für die Investoren sein.

Mit Blick auf die weitere Zukunft der Generikasparte Sandoz hatte es zuletzt Medienberichte gegeben, wonach Novartis eher auf einen Börsengang setzt als auf einen Verkauf. Dies hat zuletzt auf Analystenseite für einen gewissen Unmut gesorgt. Der zuständige Jefferies-Experte etwa ist ein starker Anhänger eines Verkaufes sowie eines neuen Aktienrückkaufprogramms.

Für Gesprächsstoff haben auch die jüngsten Nachrichten zum altgedienten MS-Blockbuster Gilenya gesorgt. Da hat der Pharmakonzern in einem Patentstreit in den USA einen Rückschlag erlitten. Dies ist insofern wichtig, als dass Novartis seinen Ausblick immer mit dem Zusatz versieht, dass keine Nachahmer-Präparate im laufenden Jahr auf den Markt kommen.

Was die Pipeline betrifft, so hat Novartis in den letzten Monaten zu verschiedenen Therapien aktualisierte Daten vorgelegt. Dazu zählt etwa das Leukämie-Mittel Scemblix, das sich auch längerfristig als wirksam erwiesen hat. Auch die personalisierte Zelltherapie Kymriah konnte mit verschiedenen Daten ihre Wirksamkeit untermauern.

Novartis 2022 an der Börse stärker als Roche

Novartis-Aktien gehören im bisherigen Jahresverlauf zu den stärksten Blue Chips. Während für den Gesamtmarkt Abgaben von mehr als 15 Prozent zu Buche stehen, sind die Novartis-Titel nahezu unverändert. Damit haben sie sich seit Jahresbeginn besser gehalten als die Genussscheine von Konkurrent Roche, die in etwa mit dem Markt abgesackt sind.

(AWP)