Der Gruppenumsatz stieg im ersten Quartal 2022/23 um 20 Prozent auf 5,26 Milliarden Euro an, wie der Hersteller von Luxusuhren von Marken wie Piaget oder IWC sowie teurem Schmuck von Cartier und Van Cleef & Arpels am Freitag mitteilte. In Lokalwährungen gerechnet betrug das Plus 12 Prozent.

Mit den Angaben zum Umsatz hat Richemont die Vorgaben der Analysten übertroffen. Sie hatten im Vorfeld der Publikation im Durchschnitt mit einem Umsatz von 5,16 Milliarden Euro und einem Anstieg in Lokalwährungen von 9,4 Prozent gerechnet.

Die Reaktion der Börse ist dennoch negativ. Im frühen Handel gibt die Aktie von Richemont bis 5 Prozent auf 95 Franken nach. In diesem Jahr hat die Aktie bereits rund 30 Prozent verloren. 

Ein möglicher Grund für die Unzufriedenheit der Anleger könnte sein, dass diese schon lange auf ein Update zur Partnersuche zum Aufbau der geplanten Online-Verkaufsplattform für Luxusgüter warten. Auch in der heutigen Mitteilung gab es keine News dazu. Experten sprechen bereits von einem möglichen Verkauf der Richemont-Online-Tochter Yoox Net-a-Porter (YNAP). Dies verleihe Richemont einen "besonderen Reiz", heisst es.

Ein weiterer Grund für die Abgaben könnten die neusten Wachstumsdaten aus China sein. Ein Rückgang des BIP im zweiten Quartal verglichen zum Jahresanfang hatte sich zwar abgezeichnet, nun kam es aber laut Ökonomen noch gravierender als angenommen. Gegenüber dem Vorjahresquartal sei nur noch ein mageres Wachstum von 0,4 Prozent erreicht worden, wie die VP Bank in ihrer Analyse schreibt.

Das Richemont aufgrund der jüngsten Konjunkturzahlen aus China an der Börse verliert, macht gemäss ZKB-Analyst Patrik Schwendimann wenig Sinn. Denn schliesslich hätten die Angaben zu den Retail Sales in China mit einem Plus von 3 Prozent positiv überrascht, sagte Schwendimann. Und auch die Nachfrage nach Schmuck sei in China wieder gestiegen nach mehreren stark rückläufigen Monaten.

Am stärksten zum Wachstum beigetragen hat das Schmuckgeschäft. Dort stiegen die Verkäufe im ersten Quartal, welches Ende Juni endete, um einen Fünftel auf 3,02 Milliarden Euro. Aber auch das Uhrengeschäft wuchs mit 18 Prozent auf 1,00 Milliarden Euro deutlich.

Die Umsätze im Onlinegeschäft der Gruppe legten ebenfalls zu: Sie kletterten um 8 Prozent auf 691 Millionen Euro. Ein Update zur Partnersuche für den Aufbau seiner Online-Verkaufsplattform gibt Richemont aber keines. Dabei wuchs die Regionen Japan mit einem Wachstum von 83 Prozent am stärksten. Insgesamt ist die Nachfrage im Raum Asien Pazifik rückläufig. Alle anderen Regionen verzeichnen ein Wachstum.

Einen konkreten Ausblick für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahrs 2022/23 gibt Richemont wie üblich nicht ab.

(AWP)