Es bestehe die Gefahr, dass die Menschen in grossem Stil Einlagen bei Banken abziehen und in digitale Euro umschichten, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag auf einer Finanzkonferenz in Paris. Daher müsse und werde die Notenbank sicherstellen, dass ein digitaler Euro ein Zahlungsmittel bleibe und kein Spar- oder Anlageinstrument werde. "Dies könnte erreicht werden, indem der maximale Betrag des im Umlauf befindlichen digitalen Euro begrenzt wird", sagte Villeroy.

Villeroys Überlegungen zielen in eine ähnliche Richtung wie jüngste Vorschläge von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. Auch Nagel sieht die Notwendigkeit, dass das Finanzsystem bei der Einführung eines digitalen Euro vor Verwerfungen geschützt wird. Zwei Formen von Obergrenzen kommen dafür laut Nagel infrage. So könnten für das Halten von digitalen Euro feste Bestandsobergrenzen gesetzt werden. EZB-Direktor Fabio Panetta hatte einmal eine mögliches Limit von 3000 Euro in die Diskussion eingebracht. Nagel zufolge sind aber auch Schwellenwerte denkbar, ab denen dann eine unattraktive Verzinsung beim digitalen Euro droht.

Die EZB prüft derzeit, welche Kerneigenschaften ein digitaler Euro haben und wie dieser ausgestaltet werden soll. Oktober 2023 soll dann die Entscheidung getroffen werden, ob überhaupt ein digitaler Euro eingeführt werden soll. Sollte es grünes Licht geben, dürften nach Einschätzung der EZB noch einmal rund drei Jahre vergehen, bis ein Digital-Euro eingeführt werden kann. 

(Reuters)