Der Euro-Kurs fiel am Dienstag um bis zu 0,4 Prozent auf ein 20-Jahres-Tief von 1,00005 Dollar und schrammte damit haarscharf an der Parität zur Weltleitwährung vorbei.

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg, Helaba

"Nachhaltige Impulse, die den Euro stärken hätten können, sind Fehlanzeige. Letztlich geht die US-Notenbank Fed aggressiver gegen die Inflation vor als die EZB und obwohl dies weitgehend eingepreist ist, kann sich der Euro nicht erholen. Die drohende Gasknappheit in Europa lastet auf dem Kurs. Unterhalb der Parität ist Raum bis 0,9603 vorhanden, ein Tief aus dem Jahr 2002."

Dirk Chlench, LBBW

"Die Vermutung liegt nahe, die Schwäche des Euro vornehmlich der zögerlichen Geldpolitik der EZB sowie der Gefahr eines Ausfalls russischer Gaslieferungen zuzuschreiben. Dass dies nicht die ganze Wahrheit sein kann, erkennt man beispielsweise daran, dass die Währungen von Norwegen und des Vereinigten Königreiches in den zurückliegenden Wochen noch schwächer als der Euro gegenüber dem Dollar notierten, obgleich beide Staaten unabhängig sind von Gaslieferungen aus Russland und ihre Notenbanken ihren Kurs bereits mehrfach gestrafft haben. Der Dollar ist nicht nur gegenüber dem Euro fest, sondern gegenüber allen wichtigen Währungen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und fallender Aktienmärkte scheint die Rolle des Dollar als 'sicherer Hafen' wieder stark gesucht zu sein. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass die US-Wirtschaft selbst mit einem Bein schon in der Rezession steckt.

Nach unserer Prognose wird die EZB in den kommenden Monate mehrere Leitzinserhöhungen grösseren Ausmasses vollziehen. Dies sollte eine Erholung des Euro gegenüber dem US-Dollar bewirken. Sollte es jedoch tatsächlich zu einem Ausfall der russischen Gaslieferungen kommen, wird dies auch unser Prognosebild komplett verändern."

(Reuters/cash)