Zur Sicherung der Liquidität werden mögliche Stabilisierungsmassnahmen besprochen “wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen, noch nicht gezogenen KfW-Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital”, wie Uniper am Mittwochabend mitgeteilt hat. Berlin bestätigte die Gespräche.

An der Börse fiel der Aktienkurs von Uniper zeitweise um beispiellose 23 Prozent auf das niedrigste untertägige Niveau seit mehr als fünf Jahren. Seit Jahresanfang haben die Papiere zwei Drittel an Wert verloren. 

Seit dem 16. Juni erhält Uniper von der russischen Gazprom PJSC nur 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen. Um die Versorgungssicherheit der Kunden zu gewährleisten, nutzt der Konzern “Flexibilitäten im Portfolio” sowie Ersatzbeschaffungen, die jedoch aktuell nur zu deutlich höheren Preisen möglich sind. Uniper ist in Deutschland der grösste Abnehmer von russischem Erdgas. 

“Da Uniper diese Mehrkosten bislang nicht weitergeben kann, entstehen hieraus signifikante finanzielle Belastungen”, erklärte das Management. Bei der Feststellung einer Gasmangellage durch die Bundesnetzagentur könnten diese zumindest teilweise weitergegeben werden. Dies wäre Voraussetzung, um eine neue Ergebnisprognose abgeben zu können. Für das erste Halbjahr erwartet Uniper “signifikante” Rückgänge beim Gewinn.

Die 2016 als Abspaltung aus dem Eon-Konzern entstandene Uniper gehört inzwischen zum finnischen Energiekonzern Fortum Oyj. Wird eine Rettungsaktion für die deutsche Tochter nötig, dürfte die Mutter zur Teilnahme gedrängt werden. Das unternehmen gehört gut zur Hälfte dem finnischen Staat und die im Kabinett für Staatsbeteiligungen zuständige Ministerin Tytti Tuppurainen hatte es in einem Interview am 9. Juni abgelehnt, über die Bereitstellung von Geldern an Uniper zu spekulieren. 

Uniper war bereits vor Russlands Krieg in der Ukraine mit einem Liquiditätsengpass konfrontiert. Aufgrund der starken Preisschwankungen am Energiemarkt war der Konzern bereits im Januar gezwungen, einen Kredit in Höhe von 10 Milliarden Euro aufzunehmen, um Nachschussforderungen zu erfüllen. Die Finanzierung umfasste 2 Milliarden Euro von der staatlichen deutschen Förderbank KfW.

Vergangene Woche warnte der Versorger, seine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Kunden womöglich nicht erfüllen zu können, wenn die Gaslieferungen aus Russland gedrosselt bleiben oder noch weiter sinken würden. 

Seit der Drosselung der russischen Gaslieferungen Mitte Juni dürfte Uniper 1,8 Milliarden Euro verloren haben, schätzt Citi-Analyst Piotr Dzieciolowski. Solange Uniper diese Kosten nicht zeitnah weitergeben kann, dürfte das noch mehr werden.

(Bloomberg)