"Es kommt momentan sehr viel an Negativem zusammen", sagt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen zur Nachrichtenagentur Reuters. "Problematisch daran ist, dass ein rasches Ende des Kanons an schlechten Nachrichten nicht in Sicht ist. Dies gilt sowohl für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine als auch für die im Herbst sehr wahrscheinlich wieder steigenden Corona-Zahlen mit all ihren negativen Implikationen."

Ein weiterer Belastungsfaktor seien die drastischen Zinserhöhungen der Notenbank Fed, warnt Volkswirtin Allison Boxer vom Vermögensverwalter Pimco. "Das bringt ein ernsthaftes Risiko für eine Überstraffung und letztlich ein grösseres Abwärtsrisiko für die bereits stockenden Wachstumsaussichten mit sich."

Der SMI schloss am Freitag 0,2 Prozent tiefer und markte im Lauf des Handels ein neues Jahrestief bei 10'425 Punkten. Dies in der Woche, ind er die Schweizerische Nationalbank überraschend den Leitzins von -0,75 auf -0,25 Prozent erhöhte. 

EZB steht vor schwierigem Spagat

In der Euro-Zone rücke durch die angekündigte Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) zudem die Verschuldung der Mitgliedsstaaten wieder in den Vordergrund, gibt Chris Iggo, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers, zu bedenken. "Wenn die Zinsen steigen, gehen Inflation und Wachstum zurück, und die Schuldentragfähigkeit wird wieder zu einem echten Problem."

Die von der Notenbank angekündigten neuen Instrumente zur Bekämpfung von Verzerrungen bei den Anleiherenditen müssten rasch kommen, sagt Andrew Mulliner, Chef Anlagestratege des Vermögensverwalters Janus Henderson. "Es wäre ein wenig überraschend, wenn der Markt nicht versuchen würde, die EZB weiter zu testen." In diesem Zusammenhang werden Investoren die Anhörung von EZB-Chefin Christine Lagarde vor einem Ausschuss des Europäischen Parlaments am Montag auf entsprechende Hinweise abklopfen.

Stimmungsindikatoren im Blick

Da die Wall Street zum Wochenauftakt wegen eines Feiertags geschlossen bleibt und in den darauffolgenden Tagen auch keine relevanten US-Konjunkturdaten auf dem Terminplan stehen, können Börsianer ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die heimischen Zahlen konzentrieren. "Die Einkaufsmanagerindizes dürften einmal mehr zeigen, dass die explodierenden Energiepreise, fehlende Vorprodukte und ein Mangel an Arbeitskräften im Dienstleistungssektor immer tiefere Bremsspuren in der Wirtschaft hinterlassen", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Beim Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, rechne er aus den gleichen Gründen ebenfalls mit einem Rückgang. Die Zahlen werden am Donnerstag und Freitag veröffentlicht.

Zu den wenigen Firmen, die in der neuen Wochen Zahlen vorlegen, gehört FedEx. Der Paketzusteller hatte unlängst die Anhebung der Dividende um mehr als 50 Prozent auf 1,15 Dollar je Aktie angekündigt. In der Schweiz werden die Industrieunternehmen Klingelnberg und Carlo Gavazzi Zahlen vorlegen. 

(Reuters/cash)