Seit Montag ist der S&P 500 offiziell im Bärenmarkt. Am Montag schloss der US-Index 21 Prozent tiefer als bei seinem Rekordhoch im Januar. Ab 20 Prozent Rückfall jedenfalls definiert die Indexfabrik S&P Dow Jones Indices den Bärenmarkt.

Im Strudel von Zins- und Inflationsängsten ist es nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch bei Anleihen und Kryptowährungen zum Ausverkauf gekommen. Die Inflationszahlen aus den USA vom vergangenen Freitag haben neuen Schrecken ausgelöst. Unerwartet ist die Teuerung dort auf 8,6 Prozent gestiegen.

Die Erwartung, dass die Notenbank Federal Reserve die Zinsen diese Woche um 0,75 statt 0,5 Prozentpunkte (75 respektive 50 Basispunkte) anhebt, macht die Runde. "Immer falkenhaftere Notenbanken erinnerten uns vergangene Woche daran, dass deren Hauptsorge die Inflation ist und dass das Wirtschaftswachstum, das Wirtschaftsleben und die Finanzmärkte geringere Aufmerksamkeit erfahren", sagte Barclays-Stratege Matthew Joyce zu Bloomberg.

Doch es gibt, wie immer am Aktienmarkt, eine gegensätzliche Lesart zur Situation. Besonders hervorgetan mit optimistischen Prognosen hat sich zuletzt der unermüdliche JP-Morgan-Stratege Marko Kolanovic. Dieser schrieb, der Anstieg bei den Bondrenditen als Reaktion auf die US-Inflationszahlen von vergangener Woche sei nicht verhältnismässig.

Auch sei die Furcht vor der Fed übertrieben: "Wir glauben, dass die Preisveränderungen am Markt unter dem Eindruck der Zinsen zu weit gegangen sind und dass die Fed taubenartig überraschen wird, gemessen an dem, was nun in die Kurve eingepreist ist." Vor allem glaubt Kolanovic weiterhin, dass die geldpolitische Wende mit einer "weichen" Landung für die Wirtschaft möglich sei. Eine Rezession, schwieriges Szenario für die Märkte, dürfte vermieden werden. 

Wie schnell sich das Sentiment ändern kann, zeigte die Veröffentlichung von Fed-Gesprächsnotizen Ende Mai: Weil die Notenbank von 50-Basispunkt-Schritten sprach, und nicht von 75-Punkte-Schritten, erlebten die Märkte eine kurze Erholungsphase. Das Bild an den Märkten ist längst nicht nur schwarz-weiss: Zwar haben die Märkte seit Anfang Jahr deutlich verloren, aber im breiten Schweizer Swiss Performance Index (SPI) sind year-to-date immer noch rund ein Fünftel der Titel im Plus. 

Schnäppchenjäger und Mutige kaufen auch in solchen Zeiten zu. Deswegen die Frage an Sie, geschätzte Leserinnen und Leser von cash.ch, ob Sie in den vergangenen Wochen die tiefen Kurse als Gelegenheit wahrgenommen und Aktien zugekauft haben.