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Christoph Rottwilm

Der Freitag im Überblick Zinsangst und Kauflust

Liebe Leserin, lieber Leser,

jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit Zinsen, die die Richtung wechseln, einem DWS-Chef, der seine Kommunikationswege wechseln sollte, und einer Managerin, die ihr Geschlecht wechselte.

In dieser Woche blickte die gesamte Finanzwelt nach Washington, wo sich die Spitzen der US-Notenbank Fed trafen, um über ihre künftige Geldpolitik zu beraten. Das Ergebnis überrascht kaum: Jerome Powell, Chef der Fed, kündigte im Anschluss an, dass die Notenbank vermutlich im März beginnen wird, ihre Zinsen zu erhöhen. Weitere Zinsschritte im Laufe des Jahres scheinen so gut wie sicher.

Die Fed befindet sich mit ihrem Vorgehen im Einklang mit vielen anderen Zentralbanken weltweit. Jahrelang hielten die Zinswächter die geldpolitischen Zügel locker, um die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen. Doch nun steigen allenthalben die Inflationsraten und ein Umdenken hat begonnen. Die Europäische Zentralbank hält sich mit dem Griff zur Zinsschraube zwar noch zurück. Aber auch in der Euro-Zone macht sich die Trendwende bereits bemerkbar: Das Zinsniveau an den Finanzmärkten steigt.

Inflation und steigende Zinsen – das sind Themen, die jedermann etwas angehen. Konsumenten müssen an der Supermarktkasse tiefer in die Tasche greifen, Sparer hoffen auf höhere Erträge für ihre Bankanlagen, Kreditnehmer sorgen sich womöglich, ob sie ihre Schulden weiterhin bedienen können. Wie Geldanleger auf die Inflation reagieren können, hat Ihnen der Vermögensverwalter Reinhard Panse bereits gestern in einem Interview erklärt . Alle Fragen, die sich darüber hinaus im Zusammenhang mit der aktuellen und künftigen Zinsentwicklung stellen, beantworten wir heute in einem großen Übersichtsstück. Wann beispielsweise kommt endlich das Ende der Negativzinsen auf Einlagen bei Banken und Sparkassen? Zur Antwort bitte hier entlang.

Zinsen im Fokus: Am Finanzmarkt steigt das Zinsniveau – wir erklären, welche Folgen das hat

Zinsen im Fokus: Am Finanzmarkt steigt das Zinsniveau – wir erklären, welche Folgen das hat

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Umsatzrekord für Apple: Das iPhone verkauft sich weiter blendend –esondere vor Weihnachten. Der Kassenschlager bescherte Apple einen Rekord-Quartalsumsatz von 124 Milliarden Dollar. Der Quartalsgewinn stieg um 19 Prozent auf rund 35 Milliarden Dollar. Angesichts solcher Zahlen können auch Investoren nicht anders: Sie greifen bei der Aktie, die zuletzt wie der gesamte Tech-Sektor Boden verloren hatte, beherzt zu.

  • Umsatzwachstum für H&M: Die Textilkette aus Schweden lässt die Corona-Pandemie hinter sich und setzt sich ambitionierte Ziele. Durch einen Ausbau des Online-Geschäfts und den Eintritt in neue Märkte will H&M seinen Umsatz bis 2030 verdoppeln. Das aktuelle Geschäftsjahr ging bereits gut los – mit einer Umsatzsteigerung um 20 Prozent gegenüber der Corona-geplagten Zeit vor zwölf Monaten.

  • Absatzspitze für Toyota: Kein anderer Autobauer verkaufte 2021 so viele Fahrzeuge wie die Japaner. 10,5 Millionen Autos hat Toyota im vergangenen Jahr abgesetzt, ein Plus von 10 Prozent. Zum Vergleich: Der Volkswagen-Konzern als Erzrivale kam lediglich auf 8,9 Millionen verkaufte Fahrzeuge. Japans Autoriese setzt sich zudem inzwischen überirdische Ziele: Mit dem Spezialfahrzeug "Lunar Cruiser" will Toyota in den nächsten Jahren den Mond erobern.

  • Hedgefonds auf Schnäppchenjagd: Wie verschiedene andere Unternehmen, die lange als Gewinner der Corona-Krise galten, ist auch Netflix am Aktienmarkt in den vergangenen Wochen erheblich unter die Räder gekommen. US-Hedgefonds-Milliardär Bill Ackman sieht darin eine günstige Gelegenheit zum Einstieg: Mit seiner Investmentfirma Pershing Square hat Ackman mehr als drei Millionen Netflix-Aktien erworben und zählt nun zu den 20 größten Anteilseignern an dem Streamingdienst.

Was heute sonst noch wichtig war:

  • Management by Whatsapp: Wenn Sie den Text meiner Kollegin Katharina Slodczyk über Asoka Wöhrmann, den Chef der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, gelesen haben, werden sie ein neues Bild davon haben, wie Manager mitunter ihre Arbeit machen. Wöhrmann stand bereits in der Kritik, weil er Geschäftliches über seine private Email-Adresse erledigt haben soll. Jetzt kommt heraus: Der DWS-Chef und andere Führungskräfte des Unternehmens nutzten auch den Kommunikationsdienst Whatsapp, um sich über berufliche Dinge auszutauschen. Wöhrmann und Kollegen sollen in Whatsapp-Gruppen unter anderem über Kunden und Vertriebsfragen kommuniziert haben, schreibt Slodczyk – ein weiterer Verstoß gegen interne Regeln der DWS. Ein Whistleblower hat sich deswegen bereits an die Finanzaufsicht Bafin gewandt .

  • Manager vor dem Absprung: Alfred Glander hat eine bunte Karriere im Handelsgeschäft hinter sich, mit Stationen bei Plus, Penny sowie Fressnapf. Aktuell steht Glander an der Spitze des Textildiscounters Kik – aber wohl nicht mehr lange, wie Kollege Martin Mehringer berichtet. Glander wolle seinen Vertrag offenbar nicht verlängern und stattdessen ab 2023 lieber Berater von Kik und der Mutter Tengelmann werden, schreibt Mehringer .

  • Das Beste aus dem "Economist": Die britischen Kollegen beschäftigen sich mit dem Auf und Ab am Aktienmarkt, das zuletzt an Heftigkeit ziemlich zugenommen hat. Weltweit sind Anleger verunsichert, hohe Inflationsraten, Zinssorgen und andere schlechte Nachrichten lassen die Kurse immer wieder einknicken. Ein Phänomen, das kaum so schnell vorübergehen dürfte. Die Aussichten bleiben düster, analysiert der "Economist" .

Meine Empfehlung für den Abend:

Erst Mann, dann Frau: Versicherungschefin Caroline Farberger wechselte Geschlecht und Namen

Erst Mann, dann Frau: Versicherungschefin Caroline Farberger wechselte Geschlecht und Namen

Foto:

Mio Sallanto

  • "Hallo, ich will mitteilen, dass ich morgen den Vornamen wechsle und auch das Geschlecht." Wie würden Sie wohl reagieren, wenn Sie so eine Nachricht von Ihrem Chef oder Ihrer Chefin bekämen? Caroline Farberger steht an der Spitze einer Versicherungsfirma in Schweden. Am 13. September 2018 verschickte sie genau diese Botschaft an ihre Mitarbeiter, zu der Zeit noch unter dem Namen Carl Farberger, als Mann. Am nächsten Tag erschien sie statt in Hose und Sakko in Rock und hohen Schuhen zum Dienst – als Frau. Wie haben ihre Kollegen und Kolleginnen darauf reagiert? Wie hat sich Farbergers Arbeitsalltag im Topmanagement nach diesem Outing verändert? Und überhaupt: Was brauchte es, damit die trans Frau diesen mutigen Schritt nach vielen Jahren im Job und einer steilen Karriere endlich gehen konnte? Diese und viele andere Fragen beantwortet Caroline Farberger in einem wirklich inspirierenden Interview, das meine Kollegin Franca Quecke mit ihr geführt hat: Mein Weg als Topmanager, vom Mann zur Frau .

  • Vier Tage arbeiten statt fünf – das dürfte für die meisten reizvoll klingen. Tatsächlich gibt es (kaum überraschend) viele Studien, die belegen, dass Berufstätige weniger Stress empfinden, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren. Unternehmen auf der anderen Seite stellt das mitunter vor Probleme: Zwar liegt vielen Arbeitgebern am Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter. Aber: Die Arbeit muss ja nun mal gemacht werden. Wie sich beides unter einen Hut bringen lässt, beschreiben zwei fachkundige Autorinnen im Harvard Business manager: Der Weg zur Viertagewoche, ein Leitfaden in sechs Schritten .

Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm

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