Der Schweizer Komponist Jürg Wyttenbach ist mit 86 Jahren gestorben

Er hat Hunderte von neuen Werken zur Aufführung gebracht und war selbst ein origineller Komponist, dessen Denken um das instrumentale Theater kreiste. Sein Freund Mani Matter schrieb ihm ein Libretto. Am 22. Dezember ist Jürg Wyttenbach in einem Basler Pflegeheim gestorben.

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Jürg Wyttenbach (1935–2021), hier auf einer Fotografie von 2014.

Jürg Wyttenbach (1935–2021), hier auf einer Fotografie von 2014.

Priska Ketterer / Lucerne Festival

(eru.)/wdh. · Der Basler Komponist, Dirigent und Pianist Jürg Wyttenbach ist am Mittwoch im Alter von 86 Jahren in Basel gestorben. Das bestätigte seine Familie gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Zuerst hatte das SRF über den Tod von Wyttenbach berichtet.

Jürg Wyttenbach wurde 1935 in Bern geboren. Er studierte Komposition bei Sándor Veress und bei Yvonne Lefébure und Joseph Calvet am Conservatoire de Paris sowie Klavier unter anderem bei Karl Engel in Hannover. Später lehrte er selbst an den Konservatorien von Biel und Bern und ab 1967 an der Musikakademie Basel, wo er bis zu seiner Pensionierung 2002 blieb. 1986 gründete er gemeinsam mit Rudolf Kelterborn und Heinz Holliger die Konzertreihe Basler Musik-Forum.

Ur- oder Erstaufführungen

Jürg Wyttenbach hat weit über hundert neue Werke zur Aufführung gebracht, die meisten von ihnen in Ur- oder Erstaufführungen, darunter auch die Schweizer Erstaufführung von György Ligetis «Aventures et Nouvelles Aventures» im Jahr 1980 am Basler Theater. Er arbeitete dabei regelmässig mit führenden Ensembles der zeitgenössischen Musik zusammen, beispielsweise mit dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien, dem Ensemble Recherche sowie der Basel Sinfonietta. Im Verlauf seines jahrzehntelangen Einsatzes für die Musik der Gegenwart entstand ausserdem eine umfangreiche und wegweisende Diskografie.

Der Schwerpunkt von Wyttenbachs eigenem kompositorischem Schaffen liegt auf Solo- und Ensemblestücken des instrumentalen und vokalen Theaters. Dabei wird ein genau ausnotierter musikalischer Ablauf durch szenische Aktionen ergänzt.

Libretto von Mani Matter

Wyttenbach war eng mit Mani Matter befreundet. Matter schrieb ihm 1972 das Libretto zu einem Musiktheaterstück, das um einen Autounfall kreist. Da Matter wenig später selbst bei einem Unfall ums Leben kam, wagte sich Wyttenbach erst Jahrzehnte später an eine Vertonung. Das vollendete Werk «Der Unfall» kam im Jahr 2015 am Lucerne Festival zur Uraufführung.

Für seine Arbeit wurde Jürg Wyttenbach 1993 mit dem Kunstpreis der Stadt Basel, 2003 mit dem Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins und 2017 mit dem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet.