Sommersemester 1990, Theaterwissenschaftliches Seminar in Gießen. Günther Rühle, Intendant des Schauspiels Frankfurt, hält einen Vortrag über das Theater der Weimarer Republik. Grauer Anzug, leise dozierende Stimme, große Rede. Er schließt mit der Bemerkung, dass die berühmte Marianne Hoppe bei ihm den Lear spielen werde, Shakespeare. Und Robert Wilson, der Theatermagier aus Amerika, suche dafür noch Statisten. Ich bewerbe mich sofort beim Magier und bekomme eine Szene mit der Hoppe, ich soll den Thron mit ihr auf die Bühne schieben – in choreografierten Schritten des japanischen Nō-Theaters. Ebenso müsse ich den Thron mit einem sogenannten Drehmomentschlüssel in stilisierten Nō-Bewegungen im Bühnenboden verschrauben. Der von Wilson designte Königsstuhl ist so riesig, dass Hoppes Füße einen Meter über dem Boden baumeln; die Lehne ist ungefähr drei Meter hoch, auf ihr soll der Narr in den Bühnenhimmel steigen, ohne die Schrauben würde der gigantische Stuhl umstürzen.