Zum Inhalt springen

Ehemaliger Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper ist tot

Unter seiner Ägide als Vorstandschef baute die Deutsche Bank ihr Investmentbanking aus, das später zum Problem wurde. Er mischte bei Daimler-Chrysler und der HSH Nordbank mit. Nun ist Hilmar Kopper gestorben.
Hilmar Kopper im März 2020

Hilmar Kopper im März 2020

Foto: Frank Rumpenhorst / dpa

Fast ein Jahrzehnt lang führte Hilmar Kopper die Deutsche Bank, nun ist der einstige Manager »nach kurzer schwerer Krankheit« im Alter von 86 Jahren gestorben, wie das Geldinstitut mitteilte.

Noch vergangenes Jahr hatte Kopper anlässlich seines bevorstehenden 85. Geburtstags ein Interview gegeben und auf seine Zeit bei der Bank zurückgeblickt. Die Führung des Geldhauses hatte er nach dem RAF-Attentat auf Alfred Herrhausen am 30. November 1989 übernommen und erst im Mai 1997 abgegeben. Bis dahin hatte sich die Bilanzsumme der Bank verdoppelt.

Die Deutsche Bank hätte aus seiner Sicht auf die Exzesse im Kapitalmarktgeschäft entschiedener reagieren müssen, sagte Kopper, der als »Mister Klartext« galt, in dem Gespräch. »Wir waren nicht robust genug in unseren Kontrollen.« Wenn solche Dinge passierten, brauche es mehr Hire-and-Fire: »Wenn sie viel zahlen, müssen sie, wenn nötig, auch feuern.«

Dass unter seiner Ägide das Geschäftsfeld Investmentbanking bei der Deutschen Bank erst ausgebaut wurde, verteidigte Kopper als »ein Lebenselixier«. In der Finanzkrise bis 2008 entpuppte sich die Gewinnmaschine jedoch als teures Problem.

Nach seiner Zeit als aktiver Bankmanager führte Kopper den Aufsichtsrat von Daimler-Benz und ging dort die Fusion mit dem US-Konzern Chrysler an. Später übernahm er auch den Aufsichtsratsvorsitz der HSH Nordbank.

Kopper stand insgesamt 48 Jahre in Diensten der Deutschen Bank und verantwortete den Bau der Zwillingstürme in Frankfurt am Main, der Zentrale der Bank. Auch das immense Wachstum des Konzerns in den ostdeutschen Bundesländern nach dem Mauerfall fällt in seine Verantwortung.

Umstritten war die Rolle seines Hauses bei der Pleite des Immobilienmoguls Jürgen Schneider. Schneider hatte unter anderem Schulden bei Handwerksbetrieben in einer Gesamthöhe von 50 Millionen DM, die Kopper als »Peanuts« bezeichnete – wörtlich »Erdnüsse«, in der angelsächsischen Finanzwelt im Sinne von »Kleingeld« verwendet.

Der Begriff wurde 1994 zum Unwort des Jahres gekürt. Später ließ sich Kopper selbstironisch in einer Werbung für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« auf einem Berg Erdnüsse fotografieren.

Kopper starb »im Kreise der Familie«, wie die Deutsche Bank schreibt. Aus erster Ehe hat er drei erwachsene Kinder. Seit 2003 war er mit Brigitte Seebacher verheiratet, der Witwe von Willy Brandt.

kig/mamk