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Nachruf Der Pate des Sudoku

Machte Sudoku populär: Maki Kaji 2012.

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Maki Kaji, der japanische Götti des weltweiten Rätselhits Sudoku, interessierte sich nicht für Rätsel. Zumindest hat er das vor vielen Jahren einmal in der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) gesagt. Er stellte sich damals als einen Lebemann dar, der gern rauchte und trank, sein Geld bei Pferderennen verwettete und Karaoke mochte. «Zu meinem grossen Glück haben andere Menschen harmlosere Vergnügen», sagte er. Das klang, als wolle er von den Rätseln, die er mit seinem Verlag Nikoli herausbrachte, nur das eine: das Geld, das die Leute dafür ausgaben. Das glatte Image eines wohlmeinenden Erfolgsmenschen schien ihm nicht besonders zu behagen.

Letztlich hat er dann aber auch im Gespräch mit der NZZ nicht verbergen können, dass er eine sehr intensive, tiefgründige Beziehung zur Kultur des Rätselns hatte. Mag sein, dass er selbst nicht besonders gerne an irgendetwas herumpuzzelte. Aber er mochte die Neigung der Menschen, sich in ungelöste Aufgaben zu vertiefen und damit jeden Tag aufs Neue ein kleines Abenteuer zu beginnen. «Rätsel können süchtig machen, denn alle Menschen haben einen Entdeckerdrang» das war seine Entdeckung, die er so konsequent wie kaum jemand sonst verfolgte. Vor allem mit der Zahlenknobelei Sudoku, die er zwar nicht erfunden hatte, die er aber einem breiten Publikum zugänglich machte.

Ein US-Architekt wurde von einem Schweizer Mathematiker inspiriert

Maki Kaji wurde 1951 in Sapporo im Norden Japans geboren. Er studierte Literatur in Tokio, arbeitete später in einer Druckerei und hatte eigentlich vor, eine Kunst- und Literaturzeitschrift zu gründen. Aber dann hatte er eine andere, einträglichere Idee. Im August 1980 gründete er mit zwei Kollegen aus der Druckerei eine Rätselzeitschrift, die erste ihrer Art im Inselstaat. Er nannte sie «Nikoli» nach einem irischen Rennpferd. Sie verkaufte sich gut, aus der Zeitschrift wurde 1983 ein Unternehmen, dessen Präsident Maki Kaji wurde. Mitte der Achtziger liess er dann jenes Zahlenrätsel drucken, das ihn auf der ganzen Welt berühmt machen sollte.

Maki Kaji hatte es in einer amerikanischen Rätselzeitschrift gefunden. Es hiess dort Number Place und war die Erfindung des US-Architekten Howard Garns. Den wiederum hatten die Studien des Schweizer Mathematikers und Physikers Leonhard Euler zu den sogenannten Lateinischen Quadraten inspiriert, also einem Raster mit Feldern, in dem verschiedene Symbole nur einmal vorkommen dürfen. So funktionierte auch Number Place: In einem quadratischen Raster mit neun mal neun Feldern durfte jede Ziffer in jedem Block, jeder Spalte, jeder Zeile nur einmal vorkommen.

Erst 20 Jahre später kam Sudoku nach Europa

Maki Kaji fand das Rätsel perfekt: Es hatte einfache Regeln, konnte aber trotzdem kompliziert sein. Er nannte es für das japanische Publikum: «Suji wa dokushin ni kagiru.» Ziffer, die allein steht. Der Titel war etwas sperrig, und weil Japaner in ihrer Sprache ohnehin zum Abkürzen neigen, machte Maki Kaji daraus den Begriff Sudoku.

An die internationale Rätselgesellschaft hat Maki Kaji damals nicht gedacht. Die machte erst von 2004 an mit Sudoku Bekanntschaft, nachdem die London «Times» auf Initiative des pensionierten Richters Wayne Gould aus Hongkong die ersten Sudokus veröffentlicht hatte. Gould hatte auf einer Japan-Reise in einer Buchhandlung ein Sudoku-Buch gefunden und war so angetan, dass er die nächsten sechs Jahre damit zubrachte, ein Computerprogramm zu entwickeln, das Sudokus auf Knopfdruck produziert. Nach der Premiere in der «Times» wurde Sudoku in Europa und Amerika immer populärer und damit richteten sich die Blicke internationaler Medien und Rätselfans auch bald auf Maki Kaji in Tokio.

Keine Beschäftigungstherapie, sondern bestes Entertainment

Ein kluger Kopf musste also den nächsten inspirieren, ehe Sudoku zum Standardelement der Knobelwirtschaft werden konnte. Aber Maki Kaji war der Visionär, der in dem Zahlenrätsel die Sehnsüchte der Masse erkannte. Die Suche nach den Codes der Sudokus ist ein Abenteuer, das Menschen in eine unbekannte Welt führt, ohne dass sie ihre vertraute Welt verlassen müssen.

Maki Kaji vermarktete «sein Unternehmen erfolgreich als kreativen Ursprung dieser Rätselwelten. Von Sudokus aus dem Computer hielt er wenig. Er stand auf die handgemachten Rätsel seiner Mitarbeiter. «Algorithmen können Logik liefern, aber Dramaturgie und Spannung schaffen nur Menschen», sagte er damals im NZZ-Interview. «Unsere Rätsel sind keine Beschäftigungstherapie, sondern bestes Entertainment.»

Er nahm die Werte des Rätselns ernst. In einem seiner letzten Interviews sagte er: «Ich möchte nicht nur der Pate des Sudoku sein, ich möchte die Freude am Rätseln verbreiten.» Und das ist jetzt sein Vermächtnis. Im Juli trat Maki Kaji nach 38 Jahren als Präsident von Nikoli zurück. Der Krebs schwächte ihn zu sehr. Wie erst am Dienstag bekannt wurde, ist Maki Kaji am 10. August im Alter von 69 Jahren gestorben.