Der langjährige FIS-Präsident Gian Franco Kasper im Alter von 77 Jahren verstorben

Er prägte während 23 Jahren die Geschicke des internationalen Skiverbands, erst am 4. Juni endete seine Präsidentschaft. Am Samstagmorgen ist der Bündner nach kurzer Krankheit im Spital gestorben.

Remo Geisser
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War mehr als zwei Jahrzehnte der Präsident des internationalen Skiverbands: Gian Franco Kasper.

War mehr als zwei Jahrzehnte der Präsident des internationalen Skiverbands: Gian Franco Kasper.

Johann Groder / APA

Gian Franco Kasper, 77, lag wegen Atemproblemen vorübergehend auf der Intensivstation und konnte deshalb Anfang Juni nicht an der Online-Wahl seine Nachfolgers Johan Eliasch teilnehmen.

Kasper prägte die FIS über mehr als vier Jahrzehnte, zunächst 23 Jahre als Generalsekretär, danach 23 Jahre als Präsident. Er war von 2000 bis 2018 Mitglied des Internationalen Komitees (IOK), das ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Der St. Moritzer war einer der einflussreichsten Schweizer Sportfunktionäre, seit 2002 sass er bei allen Winterspielen in der Koordinationskommission des IOK.

Als FIS-Präsident trieb Kasper die Modernisierung und Professionalisierung des Wintersports voran. Er galt als hervorragender Kommunikator und schlauer Taktiker und scheute sich nicht, das IOK von innen heraus zu kritisieren. Allerdings demontierte er den guten Ruf zum Teil selbst, als er in den letzten Jahren seines Wirkens sagte, dass es für Sportverbände in Diktaturen halt einfacher sei, Grossveranstaltungen durchzuführen. Und dass es für den «sogenannten Klimawandel» keine Beweise gebe.

Kasper liebte den Wintersport und seine Funktion und blieb wohl zu lange in seinem Amt. So hinterliess der einstige Modernisierer seinem Nachfolger einen Reformstau und verlor an Glaubwürdigkeit. Das gilt aber für eine ganze Reihe von Funktionären, die vor Jahrzehnten Grosses leisteten und sich quasi als Verkörperung ihres Sports sahen. Sie konnten ihre Amtszeit selbst nach Belieben verlängern, weil sie derart gut vernetzt waren, dass Gegner entweder gar nicht zu Wahlen antraten oder sonst keine Chance hatten.

Als FIS-Präsident verkörperte Kasper diesen alten Typus des Sportfunktionärs, und dazu gehörte auch, dass er als Grandseigneur eine grosse Gelassenheit ausstrahlte. Er liess Interviews nicht gegenlesen – gesagt war für ihn gesagt. Der Skisport verliert mit ihm eine aussergewöhnliche Persönlichkeit.

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