Zum Tod von James Levine :
Mystiker und Machtmensch

Von Gerhard R. Koch
Lesezeit: 5 Min.
James Levine (1943 bis 2021), hier im Juni 2000 in München.
Der Dirigent und Pianist James Levine prägte das internationale Musikleben ein halbes Jahrhundert lang. Dann wurde er des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Jetzt ist er in Palm Springs gestorben.

James Levine war – anders als der überskrupulöse, oft zu Depressionen neigende Dirigent Carlos Kleiber – ein Lust-Musiker, der sich gar nicht vorstellen konnte, welch fundamentale Probleme manche Kollegen mit ihrer Kunst, ihrem Tun haben, die lieber keine Musik als unvollkommene machten. Darin ähnelte er seinen Kollegen Leonard Bernstein und Wolfgang Sawallisch. Levines Aktionsradius war international, ja interkontinental, switchte er doch in manchen Sommermonaten fast unerklärlich zwischen Bayreuth oder Salzburg und Chicago hin und her, wo er beim Ravinia-Open-Air-Festival das Symphony Orchestra dirigierte. Ganz abgesehen davon, dass er seit den siebziger Jahren Musikchef der New Yorker Met war.

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