Im Gefängnis :
New Yorker Mafioso Peter Gotti gestorben

Von Christiane Heil, Los Angeles
Lesezeit: 2 Min.
Peter Gotti im September 2019
Lange stand er im Schatten seines jüngeren Bruders, doch nach dessen Tod führte Peter Gotti einige Jahre lang die berüchtigte Mafia-Familie Gambino. Nun ist der gebürtige New Yorker gestorben.

Das Zeug zu einem großen Mafioso hatte Peter Gotti nie. Während sein jüngerer Bruder John Gotti die berüchtigte Gambino-Familie mit einem Gespür für wohldosierte Einschüchterung und Härte führte, kam ihm die Rolle eines Handlangers zu. Peter Gotti chauffierte Capos durch New York, trieb Schutzgeld ein und leitete den „Bergin Hunt & Fish Club“, einen Treffpunkt der Gambinos im Viertel Ozone Park in Queens. Um nicht aufzufallen, arbeitete der Nachfahre italienischer Einwanderer, der 1939 in der Bronx geboren wurde, bei der Stadtreinigung. Auch äußerlich konnte Peter Gotti nicht mithalten. Im Unterschied zu John Gotti, wegen maßgeschneiderter Anzüge und Fönfrisur auch bekannt als „Dapper Don“ („Eleganter Don“), kleidete er sich mit Trainingsjacken und Jeans eher unauffällig.

Obwohl der jüngere Gotti seinen auf einem Auge blinden Bruder immer wieder als zu einfältig für eine Führungsrolle bei der amerikanischen Mafia belächelt hatte, stieg Peter Gotti im Jahr 1999 zum Chef der Gambino-Familie auf. John Gotti, dessen Leben mehrfach Vorlage für Filme war – zuletzt spielte ihn John Travolta 2018 im Film „Gotti“ von Kevin Connolly – war 1992 wegen Mordes, Glücksspiels, Betrugs und weiterer Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sein Sohn John „Junior“ Gotti bekannte sich 1999 der Korruption für schuldig und ging ebenfalls ins Gefängnis.

Folgte seinem Bruder als Kopf des Gambino-Clans

Als John Gotti nach einer Krebserkrankung im Sommer 2002 hinter Gittern starb, trat Peter Gotti schließlich auch offiziell die Nachfolge als Kopf des mächtigen Gambino-Clans an. Die Bundesstaatsanwaltschaft hatte den neuen Don damals schon im Visier. Der Anklage zu organisiertem Verbrechen, unter anderem auch der Versuch, den Schauspieler Steven Seagal („Alarmstufe: Rot“) mit angeblichen Mafia-Kontakten zu erpressen, folgten 2004 gleich zwei Verurteilungen zu insgesamt fast 30 Jahren Haft.

„Gottis sind sehr leicht schuldig zu sprechen. Allein der Nachname reicht“, beschwerte sich Peter Gotti noch im Gerichtssaal über die vermeintliche Härte des Gerichts. Nachdem während der Prozesse eine langjährige Affäre des Mafioso bekanntgeworden war, reichte Gottis Ehefrau Catherine die Scheidung ein. Seine Freundin Marjorie Alexander beging Suizid. Im Alter von 81 Jahren ist Gotti am Donnerstag im Bundesgefängnis in Butner (North Carolina) gestorben. Seine Anträge, nach einer Erkrankung der Schilddrüse vorzeitig entlassen zu werden, hatte die Justiz abgelehnt.