Zum Inhalt springen

Schauspieler und Kämpfer für Behindertenrechte Peter Radtke ist tot

Er spielte in Inszenierungen von George Tabori, war promovierter Romanist und Mitglied des Ethikrates. Jetzt ist Peter Radtke, der an der Glasknochenkrankheit litt, im Alter von 77 Jahren gestorben.
Peter Radtke: Eine einzigartige Karriere

Peter Radtke: Eine einzigartige Karriere

Foto:

Stefan Kiefer / picture-alliance / dpa

Er kam bereits mit drei Knochenbrüchen auf die Welt, wie trocken auf seiner privaten Homepage  zu lesen ist – und sollte noch viele weitere erleiden. Aber seine Glasknochenkrankheit hielt Peter Radtke nicht von einer einzigartigen Karriere als Geisteswissenschaftler, Schauspieler und engagierter Kämpfer für die Rechte von Behinderten ab. Wie die Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien, die er selbst gründete, mitteilte, ist Radtke am Samstag im Alter von 77 Jahren gestorben.

Radtke wurde 1943 in Freiburg geboren und ließ sich zunächst zum Dolmetscher ausbilden. Über den zweiten Bildungsweg erwarb er dann das Abitur und studierte in Regensburg und Genf Romanistik und Germanistik. Seine Promotionsarbeit schrieb er über »Das Problem ›Brüchigkeit‹ bei Rabelais, Diderot und Claudel«.

Ab 1974 spielte Radtke auch Theater, zunächst mit anderen Behinderten in Stücken wie »Nachricht vom Grottenolm«, das den Ersten Preis im Theaterwettbewerb der Bundesarbeitsgemeinschaft »Hilfe für Behinderte« und des Deutschen Schriftstellerverbands gewann.

Später holte ihn George Tabori an die Münchner Kammerspiele. Radtke trat unter anderem als Willie in Samuel Becketts »Glückliche Tage« auf und war in Franz Xaver Kroetz' Bühnenversion von Franz Kafkas »Ein Bericht für eine Akademie« zu sehen.

Neben seiner künstlerischen Arbeit engagierte sich Radtke in diversen Projekten für behinderte Menschen. Ab 1977 war er mit dem Aufbau und der Leitung des Fachgebietes »Behindertenprogramm« der Münchner Volkshochschule betraut. Radtke gründete die Deutsche Gesellschaft für Osteogenesis imperfecta, einer Interessenvertretung für Menschen mit Glasknochenkrankheit, und saß bis 2001 der europäischen Vereinigung zur Förderung von Kreativität und Kunst behinderter Menschen vor. Seit 2003 war er Mitglied des Ethikrats.

Peter Radtke veröffentlichte neben vielen wissenschaftlichen Schriften eine Autobiografie mit dem Titel »Karriere mit 99 Brüchen«. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande.

kae