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Lebensmittelversorgung

Jeder deutsche Landwirt ernährt heute 140 Menschen

Bauer im Gerstenfeld
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Katharina Krenn, agrarheute
am Montag, 16.11.2020 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Im Jahre 1950 ernährte ein deutscher Bauer 10 Menschen. Heute macht ein Landwirt 140 Personen satt. So kam es zu der enormen Produktivitätssteigerung.

Vor 100 Jahren galt Deutschland noch als Agrarstaat. In der Landwirtschaft arbeiteten rund 38 Prozent aller Erwerbstätigen und erwirtschafteten so einen Anteil von knapp 30 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung des Staates. Ein Bauer erzeugte um 1900 mit seiner Arbeit Nahrungsmittel für nur etwa vier Menschen.

1950 konnte ein Bauer bereits 10 und weitere zehn Jahre später 17 Menschen mit seiner Arbeit satt machen. In den darauffolgenden Jahren nahm die Produktivität in der Landwirtschaft rasant zu. Bis zum Jahr 2000 stieg diese Zahl auf 127.

Wie viele Menschen ernährt ein Landwirt heute?

Ernährung

Heute kann ein Landwirt rein rechnerisch 140 Personen ernähren. Das sind doppelt so viele wie noch im Jahr 1990. In dieser Summe sind nur die in Deutschland produzierten Nahrungs- und Futtermittel berücksichtigt. Rechnet man auch das Futter hinzu, dass deutsche Landwirtinnen und Landwirte aus dem Ausland importieren, um damit ihre Tiere zu füttern, steigt die Zahl der Menschen, die sie mit ihren Erzeugnissen rechnerisch ernähren können, sogar auf 149.

Damals versus heute: Wie viel erntet ein Landwirt?

Ein Landwirt erntete vor 100 Jahren im Schnitt etwa 18,5 Dezitonnen Weizen von einem Hektar. Heute liegt der  Hektarertrag Weizen im Schnitt bei 76 Dezitonnen pro Hektar und damit mehr als viermal so hoch. Während vor einem Jahrhundert knapp 130 Dezitonnen pro Hektar Kartoffeln gerodet werden konnten, sind es heute rund 430 Dezitonnen pro Hektar.

Wie kam es zur Produktivitätssteigerung?

Die enorme Leistungssteigerung wurde durch verbesserte Produktionsmethoden wie leistungsstärkere Landmaschinen, effizienteren Pflanzenschutz und neue Getreidesorten möglich. Im 20.Jahrhundert wurden Zugtiere durch motorisierte Maschinen ersetzt. Diese Entwicklung bezeichnet man als landwirtschaftliche Revolution 1.0, die Einführung eines Traktors als Universalmaschine mit Zapfwelle und Hydraulik kennzeichnet die 2. landwirtschaftliche Revolution. Ab 1980 kam Elektronik in die Landmaschinen und der PC in die Agrarbüros und leitete die Landwirtschaft 3.0 ein.

Seit einigen Jahren hält die Digitalisierung Einzug auf den landwirtschaftlichen Betrieben und hilft die Produktionsprozesse effizienter und tier- und umweltfreundlicher zu machen. Man nennt diese Entwicklung Landwirtschaft 4.0. Mehr als acht von zehn landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland setzen bereits digitale Technologien und Anwendungen wie Hightech-Landmaschinen, ­Agrar-Apps, Sensorik, Roboter oder Drohnen ein. Weitere zehn Prozent planen oder diskutieren den Einsatz, so das Ergebnis einer Bitkom-Studie.

Was ist Landwirtschaft 4.0?

Ein zentrales Kernelement von Landwirtschaft 4.0 ist die intelligente Vernetzung von Produktionsprozessen nicht nur auf dem landwirtschaftlichen Betrieb, sondern über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, so auch im vor- und nachgelagerten Bereich.

Dazu zählen die Anwendung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft zur Auswertung von Daten und zur Entscheidungsunterstützung. Die Vernetzung von großen Datenmengen (Big Data) und Systemen in dem vernetzte Gegenstände miteinander kommunizieren und des „Cloud Computing“, sprich der Bereitstellung IT-Infrastruktur über das Internet.

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