Berlin.

Im Prozess um einen mutmaßlichen Auftragsmord staatlicher russischer Stellen in Berlin hat ein Zeuge die Tat im Kleinen Tiergarten als entschlossen und professionell geschildert. "Es war wie eine Hinrichtung, der Täter war cool", sagte der 60-Jährige am Mittwoch vor dem Kammergericht der Hauptstadt.

Der Englischlehrer war am 23. August 2019 in dem belebten Park unterwegs, als ein 40-jähriger Georgier tschetschenischer Abstammung mit einer Schalldämpfer-Pistole am helllichten Tag erschossen wurde. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft war es ein Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Der Fall hatte die deutsch-russischen Beziehungen schwer belastet und international für Aufsehen gesorgt.

Angeklagt ist ein Russe, der zu Prozessbeginn über seinen Anwalt erklären ließ, er heiße Vadim S., sei 50 Jahre alt und Bauingenieur. Laut Bundesanwaltschaft ist er 55 Jahre alt und hat einen anderen Namen.

Er habe gesehen, wie auf einen am Boden liegenden Mann geschossen wurde - nach seiner Wahrnehmung in den Kopf, sagte der Englischlehrer am Mittwoch vor Gericht. Der Schütze habe durchtrainiert gewirkt und sich sehr ruhig und gefasst bewegt. Er habe mit einer sehr kompakten, silberfarbenen Waffe geschossen, die er danach eingesteckt habe.

Eine 27 Jahre alte Auszubildende, die ebenfalls in der Nähe war, hatte einen ähnlichen Eindruck von dem Täter. "Er war nicht hektisch, er war aber schnell, und er wusste, was er tat." Er habe auf einem Fahrrad den Park verlassen, sagte die Zeugin. Am Vortag hatten Zeugen berichtet, der Täter habe ausgesehen, als würde er eine auffällige Perücke tragen und als wäre sein Gesicht geschminkt.

Auf das Opfer wurden laut Anklage drei Schüsse aus nächster Nähe abgefeuert, zwei davon in den Kopf. Der 40-Jährige hatte im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft und galt dort laut Anklage als Staatsfeind. Kurz nach der Tat wurde der mutmaßliche Mörder gefasst.

Der Prozess wird am Dienstag (2. November) mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt.