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Trotz internationaler Kritik

Ringer Navid Afkari (27) im Iran hingerichtet – Proteste vor Botschaft in Berlin

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Das Todesurteil gegen den iranischen Ringer Navid Afkari ist am Samstag vollstreckt worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ilna wurde der 27-jährige Afkari im Gefängnis Adel-Abad in der südiranischen Stadt Schiras hingerichtet. Die örtliche Justizbehörde bestätigte die Hinrichtung, so der Bericht.

Afkari hat nach Angaben der iranischen Justiz bei einer Demonstration 2018 in der südiranischen Stadt Schiras einen Sicherheitsbeamten getötet. Er habe die Tat gestanden, hieß es. Der Sportler, seine Familie und Menschenrechtsorganisationen führten dagegen an, das Geständnis sei durch Folter erzwungen worden.

Aus Protest gegen das Todesurteil hatte es zuvor eine internationale Solidaritätswelle gegeben.

Anfang September hatte sich US-Präsident Donald Trump in einem Tweet zu dem Fall geäußert und behauptet, das einzige Vergehen Afkaris bestünde darin, dass er an einer Anti-Regierungsdemonstration teilgenommen habe.

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1301627760734019585?ref_src=twsrc%5Etfw

Das Internationale Olympische Komitee hat die Hinrichtung als „sehr traurige Nachricht“ bezeichnet. Das IOC sei „geschockt“, hieß es in einer Mitteilung am Samstag.

IOC-Präsident Thomas Bach habe zuvor per Brief Gnadengesuche an die politische Führung des Iran gerichtet, auch wenn er die Souveränität des Landes respektiere. Es sei „zutiefst verstörend“, dass alle Proteste von Sportlern und die Bemühungen internationaler Verbände nicht zum Ziel geführt hätten. „Unsere Gedanken sind bei Familie und Freunden von Navid Afkari“, hieß es.

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Thomas Bach aus Deutschland, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (Archivfoto) (Foto: dpa)

Auch die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, äußerte sich „zutiefst bestürzt“ über die Hinrichtung. Die SPD-Politikerin schrieb am Samstag: „Es ist nicht hinnehmbar, dass rechtsstaatliche Grundsätze ignoriert werden, nur um unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen.“

Über die Hinrichtung sei man „zutiefst betroffen und schockiert“, ließ der Verein Athleten Deutschland wissen. Der dreimalige Ringer-Weltmeister Frank Stäbler sagte: „Ich bin zutiefst geschockt und traurig.“ Der frühere Top-Ringer Alexander Leipold schrieb bei Instagram: „In tiefer Trauer und völligem Unverständnis.“

Auch die Brüder verurteilt: 27 Jahre Gefängnis und 74 Peitschenhiebe

Afkaris Brüder Vahid und Habib waren zu 54 und 27 Jahren Gefängnis und je 74 Peitschenhieben verurteilt worden.

Afkaris Anwalt Hassan Junessi war offenbar vorab nicht über die bevorstehende Hinrichtung informiert worden. „Zumindest hätte die Justiz eine letzte Begegnung Afkaris mit seiner Familie erlauben sollen. Ich verstehe diese Eile für die Hinrichtung nicht“, twitterte Junessi.

In der Stadt Schiras seien zuletzt Spenden für die Familie des getöteten Beamten gesammelt worden. Mit diesem Blutgeld sollte die Familie dazu gebracht werden, von der Todesstrafe abzusehen.

Protestierende in Tehran: Am 5. September 2020 hatte das iranische Fernsehen das „Geständnis“ des Ringers übertragen, nachdem US-Präsident Trump das Gerichtsverfahren auf Twitter kritisiert hatte (Archivfoto) (Foto: AP)
Protestierende in Teheran: Am 5. September 2020 hatte das iranische Fernsehen das „Geständnis“ des Ringers übertragen, nachdem US-Präsident Trump das Gerichtsverfahren auf Twitter kritisiert hatte (Archivfoto) (Foto: AP)

In den sozialen Netzwerken verurteilten tausende Iraner die Hinrichtung. Viele Nutzer forderten die Außenminister Deutschlands, Großbritanniens und Italiens auf, ihre für nächste Woche geplanten Treffen mit dem iranischen Chefdiplomaten Mohamed Dschawad Sarif abzusagen und ihn gar nicht in ihre Länder zu lassen. Mariam Radschawi, Vertreterin der Exil-Iranerin, forderte die internationale Gemeinschaft zu „konkreten Maßnahmen“ gegen den Iran auf.

Themen: Aktuell Hinrichtung Iran Nachrichten Todesstrafe
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