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Waldbauern sind beunruhigt

Borkenkäfer greifen auch Kiefern an

Münster

Der Borkenkäfer gerät langsam in "Not". Weil er weite Teile der Fichtenbestände bereits vernichtet hat, fehlt ihm jetzt der Brutraum. Jetzt bemerken Forst-Profis allerdings eine neue Entwicklung den gefräßigen Käfer betreffend.

Gunnar A. Pier

Das kommt davon: Forstarbeiter haben „alle tot“ auf eine Fichte gesprüht, um Kollegen zu informieren, dass diese Bäume gefällt werden sollen.
Das kommt davon: Forstarbeiter haben „alle tot“ auf eine Fichte gesprüht, um Kollegen zu informieren, dass diese Bäume gefällt werden sollen. Foto: imago images

„In der Not frisst der Teufel Fliegen“, sagt Dr. Mathias Niesar, und „der Teufel“ ist für den Experten des Landesbetriebs Wald und Holz der Borkenkäfer. Oder besser: alle Borkenkäfer. Die Schädlinge geraten langsam in „Not“, weil sie weite Teile der Fichten­bestände bereits vernichtet haben und ihnen der Brutraum ausgeht. Nun bemerken die Forst-Profis eine neue Entwicklung: Die gefräßigen Käfer greifen auch andere Baumarten an.

Dabei ist die Plage schon so verheerend genug. Es sind Billiarden Borkenkäfer, meist die Art „Buchdrucker“, die alleine in Nordrhein-Westfalen wüten. „Und 200 Käfer können eine Fichte töten“, verdeutlichte Wald-und-Holz-Sprecher Michael Blaschke am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die heißen und trockenen Sommer haben dafür gesorgt, dass sich mitunter vier Generationen in einem Jahr bildeten. „Wir haben Ende 2018 eine Hochrechnung gemacht“, erklärte Niesar: „Aus einer einzelnen Fichte kann in 2019 eine Nachkommenschaft von 1,5 Milliarden Käfern erwachsen.“

Bislang ausschließlich Fichten angegriffen

Den milden Winter überlebten nach Untersuchungen des Landesbetriebs zwischen 78 und 93 Prozent der Tiere. Die Fichten wiederum überleben das nicht: 15,6 Millionen Festmeter gingen 2019 ein – fast nur durch den Borkenkäfer. Der Regen, der in den vergangenen Tagen gefallen ist, schaffe kaum Abhilfe. Es sind zu viele Käfer.

Bislang haben die Borkenkäfer fast ausschließlich Fichten angegriffen. Doch jetzt kommt eine „Entwicklung, die so ungewöhnlich ist, dass selbst altgediente Forstleute so etwas noch nie erlebt haben“, wie Pressesprecher Blaschke es formulierte. Mathias Niesar: „Wir haben in diesem Jahr am Möhnesee einen toten Kiefernbestand untersucht.

Auch Douglasien attackiert

Dort fanden wir jede Menge ,Buchdrucker‘, die dort ihre Nachkommenschaft angelegt haben, und auch die Nachkommenschaft hat sich komplett entwickeln können. Das ist eine Situation, die in Nordrhein-Westfalen neu ist.“ Selbst Douglasien, bislang als Lösung vieler Probleme propagiert, wurden attackiert, doch hier setzten sich die Käfer nicht durch. Nun fürchten die Wald-Experten, dass sich gar Mutationen entwickeln könnten, die immer besser mit anderen Baumarten klarkommen.

Wie groß das neuerliche Problem ist oder wird, ist noch nicht klar. „Wir stehen ganz am Anfang eines Phänomens.“