"Nach diesem Spiel ist man fassungslos im positiven Sinne", bemerkte der Funktionär des amtierenden Regionalpokalsiegers. Es sei brutal, "dass Interviews immer so schnell nach dem Spiel sind". Was er sagen könne: "Das Ergebnis ist jenseits dessen, was wir uns vorstellen konnten. Dass wir eine tolle Mannschaft haben, wissen wir." Beim Sieg in Moers habe die Truppe gezeigt, was geht, wenn alles gebündelt werden kann. "Dennoch bleibt es eine mittelgroße Sensation." Überraschend sei nicht, dass beim CV Mitteldeutschland, dem Zweitliga-Titelträger der drei zurückliegenden Spielzeiten, gewonnen wurde. "Aber wie gewonnen wurde, ist phänomenal."
Von einer überragenden Leistung sprach auch Vereinschef Frank Seeger. "Bei uns hat alles geklappt, bei denen gar nichts. Solche Spiele gibt es." Dabei habe aus Sicht von Mirko Heine, der zusammen mit Daniel Herrmann den verhinderten Trainer Peter Schwarz vertrat, zunächst alles auf den spannenden Vergleich hingedeutet, den alle erwartet hatten. "Der erste Satz war schwer." Doch schon in diesem Durchgang lagen die Gäste permanent in Führung (9:5, 14:11, 19:15), ehe der Gastgeber erstmals ausglich (20:20). Dann wurde es dramatisch: Der CVM wehrte drei Satzbälle ab, bevor Lindow-Gransee mit dem 28:26 die Entscheidung gelang.
"Wir hatten erwartet, dass das ganze Spiel so eng läuft", bemerkte Heine, dessen Schützlinge zu Beginn des zweiten Satzes in Rückstand gerieten (3:6, 6:8). Die Gäste drehten auf – und ließen sich selbst durch eine strittige Entscheidung zum 11:11 nicht vom Kurs abbringen. Es war der letzte Ausgleich für den Tabellenführer an diesem Abend. Das Spiel kannte nur noch eine Richtung. Über 15:11 19:14 eilte die Truppe aus Oberhavel zum 25:16. Heine: "Sie haben sehr konzentriert aufgeschlagen, zeigten eine sehr gute Feldabwehr. Und auch im Angriff ist das überragend gewesen. In allen Elementen war die Vorstellung sehr überzeugend."
Die Spannung konnte von den Gästen auch im dritten Durchgang hochgehalten werden. "Die Lockerheit war da, der Gegner wurde im Kopf fester", beobachtete Heine. Dem Druck der Gäste waren die Anhaltiner an diesem Abend nicht gewachsen. 4:2, 7:3, 10:5 – Lindow-Gransee beherrschte den Titelfavoriten nach Belieben. Das hatte auch Auswirkungen auf die Stimmung in der Halle. Hatte die hochmoderne Arena zu Spielbeginn gebebt, als gut 600 Zuschauer für eine phantastische Kulisse sorgten,  waren es am Ende nur noch die Gransee-Fans, die für Gänsehautmomente sorgten. "Was die abgezogen haben, ist der Wahnsinn. Ein riesiger Support", bedankte sich Dirk Schmidt im Namen der Mannschaft. Diese wiederum blieb cool, baute die Führung über 12:8 und 19:10 immer weiter aus, und nutzte den zweiten Matchball zum 25:14.
"Alle haben auf einem Toplevel gespielt. Da kann keiner herausgenommen werden", unterstrich Eric Stadie, der die Ehrung als "Wertvollster Spieler" erhielt. Der Studenten-Weltmeister im Beachvolleyball hatte während des Spiels früh ein gutes Gefühl. Nachdem der Gegner im Hinspiel und im Regionalpokal geschlagen werden konnte, "wussten wir, dass wir uns nicht zu verstecken brauchten. Ab dem ersten Punkt war klar, dass es ein großer Tag werden kann." Ähnlich formulierte es Libero Martin Pomerenke. "Schon auf der Fahrt war das allgemeine Gefühl so, dass hier was gehen kann. Dass es aber ein 3:0 wird und die letzten beide Sätze mit 16 und 14 gewonnen werden, war nicht zu erwarten. Dennoch gibt es auch dafür nur drei Punkte."

Mit dem Sieg zog Lindow-Gransee im Klassement am CV Mitteldeutschland vorbei, der sechs Spieltage vor Schluss drei Punkte Rückstand hat.

Der Traum vom Titel lebt. "Jetzt haben wir es in der eigenen Hand und können vielleicht diese gute Saison von vor fünf Jahren wiederholen", sagt Aushilfs-Trainer Mirko Heine. Dieser hatte die Grün-Weißen 2015 an der Seite von Victor Eras zur Meisterschaft in der 2. Bundesliga geführt.

Das Saisonziel hat das Team aus dem Oberhavel-Norden fast erreicht. "Wir wollten auf das Treppchen. Das kann uns eigentlich keiner mehr nehmen", betont Teammanager Dirk Schmidt. Und nun? "Wir wollen zum zweiten Mal ganz oben stehen."

Die Meisterschaft sei möglich, "wenn wir locker und cool bleiben". Der Funktionär weiß aber auch: "Wir haben das schwere Restprogramm mit Spielen gegen Moers und beim VCO Berlin. Das müssen wir gut durchspielen."

Mahnende Worte findet Martin Pomerenke. "Es ist nicht so, dass wir in dieser Saison nur gute Spiele gemacht haben." Gegen Bocholt seien beide Partien verloren gegangen, gegen Neuling Mondorf setzte es eine Heimniederlage. "Es ist nichts entschieden." sz