Kardiologie

Marihuana: Gefahr für Herz und Kreislauf

Nicht nur Zigarettenrauchen, auch der Konsum von Marihuana ist Beobachtungsstudien zufolge eine Gefahr für Herz und Gefäße. Forscher haben nun fünf wichtige Erkenntnisse zusammengefasst.

Veröffentlicht:
Der Gefahr bewusst? Auch bei jüngeren Menschen scheint Marihuana-Konsum bereits aufs Herz zu gehen.

Der Gefahr bewusst? Auch bei jüngeren Menschen scheint Marihuana-Konsum bereits aufs Herz zu gehen.

© Chris Young / The Canadian Press

New York. Etwa zehn Prozent der jungen Patienten mit Myokardinfarkt (unter 50 Jahre) eines Registers waren Konsumenten von Marihuana oder Kokain, haben Kardiologen um Ersilia DeFilippis von der Columbia Universität in New York bereits vor einigen Jahren festgestellt. Das hat die US-Wissenschaftler dazu veranlasst, nun alle bisherigen Erkenntnisse zu den möglichen Effekten von Marihuana auf das Herz-Kreislauf-System in einer großen Übersichtsarbeit zusammenzufassen (Journal of American College of Cardiology 2020; online 3. Januar).

Eine wichtige Erkenntnis: Cannabinoide hemmen bestimmte Enzyme, die den Metabolismus vieler Arzneimittel für Herzkranke beeinflussen. Dazu gehören unter anderen Antiarrhythmika, Statine, Kalziumantagonisten, Betablocker und Warfarin, teilt die Columbia Universität zur Publikation der Studie mit. Forscher gehen davon aus, dass Cannabinoide die Aktivität dieser Arzneimittel im Organismus erhöhen. Wie die Dosierung der Medikamente bei Marihuana-Konsum anzupassen ist, darüber gibt es bisher jedoch kaum Daten.

Beobachtungsstudien hätten ergeben, dass der Konsum von Marihuana Myokardinfarkte triggert, heißt es in der Mitteilung. Und: Eine kleine experimentelle Studie habe ergeben, dass es bei Marihuana-Konsumenten mit KHK schneller zu Angina pectoris kommt als bei Patienten mit Placebo-Konsum. Es wird vermutet, dass die Droge den zellulären Stress und Entzündungsvorgänge fördert. Man geht außerdem davon aus, dass Marihuana das Gefäßendothel schädigt und den Blutfluss beeinträchtigt.

„Auch wenn wir noch mehr Daten benötigen, haben wir jedoch Hinweise darauf, dass Marihuana mit KHK, Herzarrhythmien, Kardiomyopathien und Ähnlichem assoziiert ist“, wird DeFilipps in der Mitteilung der Universität zitiert. Daher sollten die Patienten nach Marihuana-Konsum gefragt werden, das könne bei der Risikoeinstufung helfen. Und: Mit den Patienten, die die Droge konsumieren, müsse über mögliche Wechselwirkungen mit den verordneten KHK-Arzneimitteln gesprochen werden. (ikr)

Marihuana – fünf kardiologische Erkenntnisse

  • Über zwei Millionen Menschen in den USA mit Herzproblemen sind auch Marihuana-Konsumenten.
  • Cannabinoide interagieren mit einigen KHK-Medikamenten.
  • Rauchen von Marihuana ist mit einem erhöhten Infarktrisiko assoziiert.
  • Cannabinoid-Rezeptoren befinden sich in vielen Geweben und Zellen, so auch in Myozyten und Blutzellen.
  • Kadiologen sollten Patienten auf möglichen Marihuana-Konsum ansprechen – auch vor dem Hintergrund, dass der THC-Anteil in Marihuana von etwa 4 % in denn 90er Jahren auf inzwischen 12 % angestiegen ist.
Mehr zum Thema

In der Sprechstunde

Risikokommunikation fördert kardiovaskuläre Prävention

Das könnte Sie auch interessieren
Einem stabilen Herzrhythmus auf der Spur

© Gruzdaitis / Fotolia

Herzrhythmusstörungen

Einem stabilen Herzrhythmus auf der Spur

Elektrolyte und ihre Funktion im kardialen Stoffwechsel

© [M] 7activestudio / stock.adobe.com

Kalium und Magnesium

Elektrolyte und ihre Funktion im kardialen Stoffwechsel

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen