Herr Lepschies, Sie sind jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr Bürgermeister der Gemeinde Stechlin. Wie haben Sie sich in Ihr Amt reingefunden?
Roy Lepschies: Das ist für jemanden, der kommunalpolitisch bislang noch nicht weiter in Erscheinung getreten ist, etwas ganz Neues – auch thematisch im Vergleich mit meiner Tätigkeit als Ziegeleiparkchef. Aber ich habe zum Glück erfahrene Kommunalpolitiker, die mir zu Seite stehen. In der Gemeindevertretung sind viele alte Hasen und auch in den Ortsbeiräten sind alles Leute, mit denen man reden kann. Unterm Strich glaube ich, dass ich mich ganz gut eingearbeitet habe.
Unterstützung gab es auch von Ihrem Amtsvorgänger?
Ja, Wolfgang Kielblock hat mich schon im Vorfeld tatkräftig unterstützt, mir wichtige Themenfelder erläutert und was man als Bürgermeister so alles zu beachten hat. Ich kann ihn auch jederzeit anrufen oder – wir sind ja beide Dollgower – ansprechen, wenn wir uns auf der Straße sehen. Von Verwaltungsseite, im speziellen Amtsdirektor Frank Stege, habe ich auch viel Unterstützung erfahren.
Was hat Sie dazu bewogen, sich als Bürgermeister zur Verfügung zu stellen?
Große Ambitionen, als Bürgermeister zu kandidieren, hatte ich anfangs gar nicht. Als es im Vorfeld darum ging, Kandidaten für den Ortsbeirat zu finden, hatte ich geäußert, dass ich mir vorstellen kann, mich zu engagieren, wenn Not am Mann ist. Da ist dann die Kandidatur als Bürgermeister draus geworden, die an mich herangetragen wurde. Man freut sich natürlich über das entgegengebrachte Vertrauen, aber ich musste das erst einmal mit der Familie besprechen. Das Ganze bringt ja doch einiges an Aufwand mit sich.  Aber von dieser Seite gab es ja bekanntlich grünes Licht.
Mit Wolfgang Kielblock hatte die Gemeinde einen Ruheständler als Bürgermeister, Sie sind berufstätig.  Wie bringen Sie Ihre Arbeit und Ihr Ehrenamt unter einen Hut?
Ich habe es ja schon im Wahlkampf gesagt und auch in der Gemeindevertretung und den Ortsbeiräten, dass ich das Amt nicht so wahrnehmen kann wie Wolfgang Kielblock, der quasi jeden Tag für die Gemeinde unterwegs sein konnte: Ich muss mich zum Teil auf die Gemeindevertretersitzungen und die Ortsbeiräte beschränken. Aber es ist natürlich mein Anliegen, immer auf dem Laufenden zu bleiben. Ich telefoniere regelmäßig mit den Ortsvorstehern von Menz, Dollgow und Neuglobsow. Einmal wöchentlich versuche ich, mich mit ihnen auszutauschen. Ralf Poltier, Egon Brehe und Kerstin Borret sind nah dran am  Geschehen in ihren Dörfern und können einige Dinge ja auch direkt zur Verwaltung durchstellen, wenn etwas gemacht werden muss.
Inwieweit profitieren Sie als Bürgermeister von Ihrer Leitungserfahrung im Ziegeleipark?
Dadurch, dass der Ziegeleipark zur Winto (der Wirtschafts-, Innovations- und Tourismusförderungsgesellschaft Oberhavel, d. Red.) gehört, hat man zum einen viel mit dem Landkreis zu tun und ist auch verknüpft mit den Kommunen und den Bürgermeistern. Da weiß man dann schon etwas, wie der Hase läuft, auch ohne aktiv an politischen Entscheidungen beteiligt zu sein, zum Beispiel in Sachen Wirtschaftsförderung. Wir arbeiten auch eng mit der Regio Nord (der Entwicklungsgesellschaft des Mittelzentrums Gransee, Zehdenick und Fürstenberg, d. Red.) zusammen. Da  hoffe ich, Kontakte knüpfen zu können, zum Beispiel wenn es um die Neuansiedlung von Gewerbetreibenden geht.
Was blieb Ihnen vom Jahr 2019 mit Blick auf die Gemeinde besonders im Gedächtnis?
Der Förderbescheid wurde schon 2018 übergeben und auch der erste Spatenstich erfolgte vor meiner Zeit als Bürgermeister. Aber für mich ist an erster Stelle ganz klar der Bau des neuen Feuerwehrgebäudes in Menz zu nennen, den ich mit großem Interesse begleitet habe. In den nächsten Wochen wird die offizielle Übergabe gefeiert werden können, und man kann wohl sagen: Endlich ist die Feuerwehr ordentlich ausgestattet. Für mich waren viele Sachen neu und eine schöne Erfahrung war es zum Beispiel, Feste zu eröffnen. Während ich im Ziegeleipark direkt verantwortlich bin für die Veranstaltungen, stand ich dabei gewissermaßen auf der anderen Seite.
Was steht für 2020 auf der Agenda?
Im Investitionsplan der Gemeinde steht beispielsweise der Strandweg in Neuglobsow. Der wird wohl nach der Saison in Angriff genommen, denke ich. Ein weiteres Thema, was uns beschäftigen wird, ist die Stege – der Verbindungsweg zwischen Dollgow und Menz. Da wollen wir uns im Frühjahr zusammensetzen und überlegen, wie wir damit umgehen. Es gibt ja sehr unterschiedliche Meinungen dazu, aber man muss das alles sachlich besprechen. Als das Thema bei der Sitzung im September zur Sprache kam, wurde darüber sehr intensiv diskutiert, auch mit Beteiligung des Publikums. Aber es ging doch teilweise unter die Gürtellinie. Ob das dann gleich umgesetzt werden kann, ist die andere Frage, aber wir sollten wir es nach Möglichkeit in diesem Jahr zumindest geklärt haben. Im Blick behalten sollten wir die Parkplatz-Problematik in Neuglobsow, auch wenn das vielleicht nicht schon 2020 angegangen werde kann. Es gilt, eine Möglichkeit zu finden, dass Besucher trotz des Mangels immer gerne wieder kommen. Da ich Touristiker bin, liegt mir das sehr am Herzen.
Was haben Sie sich persönlich für das neue Jahr vorgenommen?
Ich nehme die Dinge so, wie sie kommen. Beruflich ist mir wichtig, dass wir die Besucherzahlen im Park steigern können und eine gute Saison hinlegen.

Zur Person

Seit mittlerweile 22 Jahren lebt Roy Lepschies in Dollgow. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

Aufgewachsen ist der Stechliner in Bredereiche.

Er erlernte den Beruf des Gleisbaumaschinisten. Seit 23 Jahren ist er im Ziegeleipark Mildenberg tätig und leitet diesen nunmehr im zehnten Jahr.

Lepschies setzte sich bei der Bürgermeisterwahl 2019 mit 63,5 Prozent gegen Michael Curio durch.

Als ehrenamtlicher Bürgermeister gehört Roy Lepschies neben der Gemeindevertreterversammlung von Stechlin qua Amt auch dem Amtsausschuss Gransee und Gemeinden an.

Von einer Kandidatur für den Dollgower Ortsbeirat, wie ursprünglich angedacht, sah er schließlich ab. mhe