Verkehr Bumm-Bumm und quietschende Reifen

Wittlich · Der Verkehr vom und zum Industriegebiet Wengerohr bahnt sich seit Jahren seinen Weg durch die Wohngebiete in Bombogen und Wengerohr. Bürger sammeln nun Unterschriften, um den Bau der lange diskutierten Umgehungsstraße voranzubringen.

 Viele Firmen, viel Verkehr: Schon lange warten die Anwohner in den Stadtteilen Wengerohr und Bombogen auf eine Verbindungsspange zwischen dem Industriegebiet und der L 55.

Viele Firmen, viel Verkehr: Schon lange warten die Anwohner in den Stadtteilen Wengerohr und Bombogen auf eine Verbindungsspange zwischen dem Industriegebiet und der L 55.

Foto: Christian Moeris

Manche Verkehrsprojekte der Region entwickeln sich zu unendlichen Geschichten. Generationen beschäftigen sich mit ihnen, ohne dass es in der Sache weiter ginge und ein Fortschritt erkennbar wäre. In diese Kategorie der Gute-Nacht-Geschichten zu Verkehrswegen fällt nicht nur der A 1-Lückenschluss, dessen Geschichte bereits Jahrzehnte währt, sondern auch der Bau einer möglichen Verbindungsspange zwischen Wengerohr und Bombogen, zwischen der Belinger Straße und der L 55. Manche sagen, der Bau dieser Umgehung sei schon vor 20 Jahren als notwendig erachtet und diskutiert worden. Andere meinen, über den Bau einer Verbindungsspange zwischen Bombogen und Wengerohr habe man sich bereits in den 1960er- oder 1970er-Jahren unterhalten. In jedem Fall ist dieses Verkehrsprojekt schon ziemlich lange im Gespräch – und derzeit wieder aktueller denn je: Denn Bürger in Bombogen und Wengerohr sind vom Schwerlast- und Berufsverkehr, der vom und zum Industriegebiet Wengerohr durch die Wohngebiete fließt, derart genervt, dass sie nun eine Unterschriftenaktion gestartet haben. „Wir wollen jetzt Druck machen, weil der Landesbetrieb Mobilität das auf die lange Bank schiebt“, sagt der 51-jährige Wengerohrer Christian Schiffels.

LBM Nach Informationen der Ortsvorsteher von Bombogen und Wengerohr hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) den Bau der Verbindungsspange vorerst auf Eis gelegt. Der LBM wolle zuerst die Eröffnung des Hochmoselübergangs abwarten, sagt Mario Wellenberg, Ortsvorsteher von Bombogen.

Drei Monate später solle dann in den Stadtteilen eine erneute Verkehrszählung durchgeführt werden. Wellenberg: „Die wollen damit nochmal eine Entscheidungsgrundlage finden. Wir halten die Messung aber nicht mehr für erforderlich, da wir generell der Meinung sind, dass man das jetzt durchziehen sollte.“ Sein Kollege Joachim Platz, Ortsvorsteher Wengerohr, befürchtet gar, dass der Verkehr in den Stadtteilen mit der Eröffnung des Hochmoselübergangs noch zunehmen werde:  „Und der LBM glaubt, wenn der Homo aufgeht, nehme der Verkehr in den Stadtteilen ab. Das Gegenteil wird der Fall sein.“ Man müsse dazu nur sehen, wo welche Firmen lägen, sagt Platz. „Die Riesen-Kellereien in Kinderbeuern und Ürzig sowie Firmen im Alftal werden dann künftig nur noch vom Homo durch unsere Stadtteile angefahren werden. „Die jetzt noch durchs Alftal fahren, werden dann durch Wengerohr fahren.“ Dabei gehe es dem LBM allein ums Geld, sagt Platz. „Die sagen, wenn ihr eine Straße braucht, dann baut und zahlt sie selbst.“ Seiner Meinung nach sei es jedoch offensichtlich, dass es sich bei dem thematisierten Verkehr nicht um innerstädtischen, sondern überörtlichen Verkehr handele. Und da die Verbindungsspange hauptsächlich dazu benötigt werde, diesen überörtlichen Verkehr abzuwickeln, sehe er nicht die Stadt, sondern den LBM in der Pflicht, die Straße zu bauen. Wellenberg ergänzt, dass man den überörtlichen Fernverkehr ohne diese Umgehungsstraße nicht aus dem Ort herausbekomme.

Belastung Während man beim LBM zögert und abwartet,  werden Bürger in Wengerohr und Bombogen Nacht um Nacht um ihren Schlaf gebracht: „Da steht man manchmal senkrecht im Bett“, sagt Schiffels. Es sind ja auch viele Autofahrer dabei, die mit quietschenden Reifen um die Ecke geflogen kommen oder laut Bumm-Bumm-Musik hören.“ Dazu würden viele Lastwagenfahrer sich nicht an die Verbotsschilder halten und das Industriegebiet durch die Wohngebiete ansteuern oder verlassen. „Man schläft nicht mehr gut. Zum Schichtwechsel bei Dr. Oetker wird gerast, dann ist es auf der Straße auch noch gefährlich. Am Wochenende ist es ebenfalls zu laut, weil viele Touristen und Motorradfahrer hier durchfahren. Die Lärmbelastung ist generell hoch.“ Derart hoch, dass Schiffels seit dem Frühjahr allein im Industriegebiet Wengerohr und in seiner Nachbarschaft mittlerweile 700 Unterschriften für den Bau der Verbindungsspange gesammelt hat. Hinzu kommen 200 Unterschriften aus Bombogen und auch Joachim Platz, Ortsvorsteher von Wengerohr, hat sich an der Sammlung beteiligt und 150 Unterschriften gesammelt.

So haben mehr als 1000 Einwohner der Stadtteile ihren Namen auf Listen geschrieben, in der Hoffnung, das lange diskutierte Straßenbauprojekt zwischen den beiden Stadtteilen voranzubringen. „Wir wollen damit nochmal einen Denkanstoß geben“, sagt Mario Wellenberg. „Bei uns in Bombogen ist es ja auch ein Dauerthema.“
Wie Wellenberg sagt, sei es seiner Meinung nach auch sinnvoller erst die Verbindungsspange zu bauen, bevor man die Ortsdurchfahrt in Bombogen saniere. „Damit hätte man ja bereits eine Umleitung. Meinetwegen können wir die Ortsdurchfahrt dann noch sechs Monate oder ein Jahr schieben, wenn zuerst die Verbindungsspange gebaut würde. Aber wer an der Ortsdurchfahrt jeden Tag das Geklapper hört, der mag da womöglich anderer Meinung sein.“

 Geplante_Umgehungsstrasse

Geplante_Umgehungsstrasse

Foto: TV/Lambrecht, Jana

Die gesammelten Unterschriften, erklärt Anwohner Schiffels, wolle man womöglich noch in diesem Jahr an Bürgermeister Joachim Rodenkirch und den Landesbetrieb Mobilität überreichen, um auf die Dringlichkeit einer Verbindungsspange hinzuweisen.

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