Slowakei erzürnt über käufliche Netzwerke

Die laufenden Ermittlungen im Fall des Mordes an dem Enthüllungsjournalisten Ján Kuciak bringen neue Hinweise auf Korruptionsnetzwerke in der Slowakei ans Licht.
Die laufenden Ermittlungen im Fall des Mordes an dem Enthüllungsjournalisten Ján Kuciak bringen neue Hinweise auf Korruptionsnetzwerke in der Slowakei ans Licht.APA/AFP/VLADIMIR SIMICEK
  • Drucken

Neue Hinweise auf breite korrupte Machenschaften.

Bratislava. Die laufenden Ermittlungen im Fall des Mordes an dem Enthüllungsjournalisten Ján Kuciak bringen neue Hinweise auf Korruptionsnetzwerke in der Slowakei ans Licht, in die auch deutsche und österreichische Firmen (von der Meinl-Bank über das Konsortium aus Flughafen Wien und Raiffeisen) verstrickt sind. Im Tresor des mutmaßlichen Mordauftraggebers Marian K. fand die Polizei brisantes Material.

Der zwielichtige Unternehmer hatte sich die aus legalen Abhöraktionen des Inlandsgeheimdiensts stammenden Tondokumente illegal beschafft, um damit die Drahtzieher des Netzwerks zu erpressen, die heute zu den reichsten Leuten des Landes gehören. Die lang gesuchten Tondokumente könnten bestätigen, was bereits vermutet wurde: Die nach der Jahrtausendwende erfolgten Verkäufe einst staatlicher Firmen wurden durch Bestechung gelenkt.

Wem die Betreiberfirma des AKWs Mochovce gehört, wer die regionalen Stromversorger oder die wichtigste Ölpipeline durch die Slowakei besitzt, wer die zwei größten Flughäfen kaufen sollte, das wurde in einer vermeintlich diskreten Privatwohnung in Bratislava in monatelangen Korruptionsabsprachen ausgeschnapst. Zumindest legen das die mutmaßlich vom Geheimdienst angefertigten sogenannten Gorilla-Protokolle nahe.

Am Freitagabend fanden erneut Antikorruptionskundgebungen statt, Oppositionsparteien fordern einen runden Tisch. Mitten im Geschehen steht der frühere Regierungschef Robert Fico, der immer noch Parteichef der regierenden Sozialdemokraten ist. Fico hat einst persönlich an einem Treffen in der konspirativen Wohnung teilgenommen. (tha)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.