Der Oberste Gerichtshof verurteilte einen Großteil der angeklagten katalanischen Politiker zu Haftstrafen. Das Urteil löste in Barcelona Demonstrationen aus, es gab 75 Verletzte. Auch Exilführer Puigdemont ist in Gefahr.
Madrid. Die Reaktion auf die langen Gefängnisstrafen für die katalanischen Separatistenführer ließ nicht lang auf sich warten. Schon kurz nachdem der Oberste Gerichtshof in Spanien das Urteil im „Jahrhundertprozess“ verkündet hatte, gingen Zehntausende Unabhängigkeitsbefürworter in Katalonien auf die Straßen und forderten die Freilassung der Verurteilten. In Barcelona und anderen katalanischen Städten blockierten Demonstranten stundenlang Straßen und Bahnstrecken. Bei Protesten am Flughafen von Barcelona lieferten sich Demonstranten heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei wurden 75 Menschen verletzt.
Nach monatelangen Beratungen hatten die Höchstrichter ihre Entscheidung verkündet: Neun katalanische Politiker, die für die illegalen Unabhängigkeitsschritte Kataloniens vor zwei Jahren verantwortlich gemacht wurden, erhielten Haftstrafen zwischen neun und dreizehn Jahren. Drei Beschuldigte kamen wegen Ungehorsams mit Geldstrafen und einem politischen Betätigungsverbot davon.
Zur höchsten Strafe, 13 Jahre Gefängnis, verdonnerten die Richter den früheren katalanische Vizeregierungschef. Oriol Junqueras, der 50-jährige Chef der Unabhängigkeitspartei Esquerra Republicana (Republikanische Linke), wurde wegen Landfriedensbruchs und der Zweckentfremdung staatlicher Gelder verurteilt. Von seinem Weg will sich Junqueras, der seit zwei Jahren in U-Haft sitzt, auch durch seine Verurteilung nicht abbringen lassen. „Es gibt keine andere Möglichkeit, als einen neuen Staat zu konstruieren“, ermunterte er seine Anhänger, weiter für die Unabhängigkeit zu kämpfen.