Antisemitismus-Beauftragter verteidigt sich: Kippa-Warnung für Juden im Land sollte „aufrütteln“

Zeigen Sie sich solidarisch mit Ihren jüdischen Nachbarn: Basteln Sie sich die BILD-Kippa!

Juden vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Als Zeichen ihres Glaubens tragen sie eine Kippa

Juden vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Als Zeichen ihres Glaubens tragen sie eine Kippa

Foto: Imago
Von: JULIAN RÖPCKE

Berlin – Dieser Satz wirft kein gutes Licht auf die Bundesregierung.

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein (51), hatte „Funke“ gesagt: „Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen.“

Als Grund nannte er antisemitische Straftaten von Rechtsextremen und Muslimen. Diese sind laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2018 um 20 Prozent gestiegen. Zu den Gründen der antisemitischen Verbrechen von Muslimen sagte Klein: „Viele von ihnen gucken arabische Sender, in denen ein fatales Bild von Israel und Juden vermittelt wird.“

▶︎ Kleins Aussagen riefen heftige Kritik hervor. Israels Präsident Reuven Rivlin (79) kritisierte, die „Ängste über die Sicherheit deutscher Juden sind eine Kapitulation vor dem Antisemitismus und ein Eingeständnis, dass Juden auf deutschem Boden wieder nicht sicher sind“.

▶︎ Der Publizist (und ehemalige Vize-Vorsitzende des Zentralrates der Juden) Michel Friedman bezeichnete die Äußerungen von Klein als „Offenbarungseid des Staates“. Er verwies auf Artikel 4 des Grundgesetzes, der unter anderem die Religionsfreiheit garantiert. „Anscheinend versagt der Staat, dies allen jüdischen Bürgern im Alltag zu ermöglichen.“

▶︎ Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, forderte bei Twitter: „Tragen Sie Ihre Kippa. Tragen Sie die Kippa Ihres Freundes. Leihen Sie sich eine Kippa und tragen Sie sie für unsere jüdischen Nachbarn.“

Israels 
Präsident Reuven Rivlin 
zeigte sich schockiert über die
Warnung des deutschen Antisemitismus-
Beauftragten an in Deutschland 
lebende Juden

Israels Präsident Reuven Rivlin zeigte sich schockiert über die Warnung des deutschen Antisemitismus- Beauftragten an in Deutschland lebende Juden

Foto: AFP/Getty Images

Zuspruch bekam Klein vom Präsidenten des Zentralrates der Juden, Josef Schuster. „Es ist seit Längerem eine Tatsache, dass Juden in einigen Großstädten potenziell einer Gefährdung ausgesetzt sind, wenn sie als Juden zu erkennen sind.“

Es sei daher gut, wenn diese Situation „auch auf höchster politischer Ebene mehr Aufmerksamkeit erfährt“. Der FDP-Abgeordnete Frank Müller-Rosentritt sagte BILD: „Ich teile die Empfehlung von Herrn Klein nicht, begrüße es jedoch sehr, dass er den Mut hat, die Missstände anzusprechen.“

Gegenüber BILD verteidigte Klein seine Aussagen: Er habe „aufrütteln und der Öffentlichkeit klarmachen wollen, dass wir handeln müssen, bevor es zu spät ist“. Der Kampf gegen den Antisemitismus und der Schutz der jüdischen Gemeinde sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hierzu gehört, dass wir uns des Problems bewusst sind.“

Seine Worte seien „keineswegs resignativ, sondern als Aufruf zum Handeln“ gemeint, so Klein. Dass sie „so große Wellen geschlagen haben, betrachte ich daher durchaus als Erfolg“.

Fühlt sich 
missverstanden: Felix Klein ist seit Mai 2018 Antisemitismus-
Beauftragter
der Bundesregierung

Fühlt sich missverstanden: Felix Klein ist seit Mai 2018 Antisemitismus- Beauftragter der Bundesregierung

Foto: Benjamin Zibner

▶︎ Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff (64), ließ keinen Zweifel daran, wie auf die gefährliche Entwicklung zu reagieren sei. Zu BILD sagte er, „die Verschleierung der jüdischen Identität kann nicht die Antwort auf das wachsende Phänomen des Antisemitismus in Deutschland sein“. Stattdessen müsste mittels „Erziehung im weiteren Sinne und strikter Durchsetzung mit der vollen Kraft des Gesetzes die Sicherheit der jüdischen Gemeinde in Deutschland“ gewährleistet werden. Issacharoff warnt:

„Antisemitismus bedroht und zielt nicht nur auf Juden, sondern auch die Grundlagen der deutschen Demokratie.“

UND WAS HAT DIE BUNDESREGIERUNG NUN VOR?

Laut Klein sollen „Gedenkstätten noch stärker als bisher mit Schulen, Theatern, Betrieben oder Jugendzentren“ vernetzt werden, um Erinnerungsprojekte zu fördern. Am 6. Juni wollen sich Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten in einer Kommission dafür einsetzen, „dass der Umgang mit Antisemitismus und Rassismus Teil der Lehrerausbildung wird.“ Zudem werde „der Ausbau der bundesweiten Meldestelle für antisemitische Vorfälle“ vorangetrieben. Aber ob das den Juden in Deutschland ein besseres, sicheres Gefühl gibt ...?

Die BILD-Kippa

Zeigen Sie sich solidarisch mit Ihren jüdischen Nachbarn, basteln Sie sich in vier einfachen Schritten Ihre eigene Kippa und zeigen Sie Flagge gegen Antisemitismus!

Hier gibt es die BILD-Kippa als Download!

BILD-Kippa zum AusschneidenSo einfach basteln Sie sich Ihre eigene Kippa

Quelle: BILD

SCHRITT 1: Schneiden Sie die Kippa kreisrund entlang der äußeren Linie aus der Zeitung aus. SCHRITT 2 :Schneiden Sie jeweils die rechte Seite der vier Dreiecke bis zum Ende der Markierung ein. SCHRITT 3 : Stecken Sie die dunklen Dreiecke nacheinander unter das Kippa-Muster und nutzen Sie Klebestreifen oder Klebstoff, um sie dort zu befestigen. SCHRITT 4 : Setzen Sie die Kippa auf Ihren Hinterkopf und befestigen Sie sie mit einer Haarklammer an Ihren Haaren.

Fertig.

Teaser-Bild

Was ist eine Kippa?

Die Kippa (hebräisch für Kappe) ist die religiöse Kopfbedeckung im Judentum. Sie signalisiert Respekt vor Gott und Bescheidenheit. In der Regel wird sie vor allem beim Gebet aufgesetzt.

Sie zu tragen ist zwar Brauch, aber keine Vorschrift. Auch Frauen ist das Tragen erlaubt – das kommt selten vor, nimmt aber zu. Häufig wird die Kippa, die es in unterschiedlichen Farben und Mustern gibt, mit einer Haarklammer befestigt.

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