Paul Ziemiak reagiert auf YouTube-Star Rezo „Die Fakten und seine Quellen zweifle ich gar nicht an“

Konz/Berlin · Generalsekretär Paul Ziemiak spricht im Exklusiv-Interview über die Wirkung eines CDU-kritischen Videos von YouTube-Star Rezo, der damit inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen erreicht hat.

 Paul Ziemiak, CDU-Generalsekretär, hat im TV-Interview auf das CDU-kritische Video des YouTube-Starts Rezo reagiert.

Paul Ziemiak, CDU-Generalsekretär, hat im TV-Interview auf das CDU-kritische Video des YouTube-Starts Rezo reagiert.

Foto: dpa/Carsten Koall

Der YouTube-Star Rezo aus Aachen hat in seinem fast einstündigem Video „Die Zerstörung der CDU“ kurz vor der Europawahl mit der Politik der Christdemokraten abgerechnet. Generalsekretär Paul Ziemiak lässt die Kritik nicht auf sich sitzen.

Das Video von YouTuber Rezo ist am Samstag erschienen. Es hat eine sehr große Reichweite (mittlerweile mehr als fünf Millionen Menschen). Sind Sie neidisch auf ihn?

Ziemiak: Nein. Trotzdem beschäftigt uns das Video, und ich nehme seine Meinung ernst. Es hat ja gerade bei jungen Leuten sehr viel Interesse gefunden.

Aber bezogen auf das Internet: Rezo hat mit seinen Videos in sieben Monaten mehr als 40 Millionen Menschen erreicht, die CDU auf YouTube in elf Jahren knapp neun Millionen. Ist das nicht schon ein bisschen traurig?

 Der Youtuber Rezo hat die CDU kritisiert. Mit seinem Video hat er bereits mehrere Millionen Menschen erreicht.

Der Youtuber Rezo hat die CDU kritisiert. Mit seinem Video hat er bereits mehrere Millionen Menschen erreicht.

Foto: dpa/-

Ziemiak: Wir haben einen anderen Anspruch. Wir wollen den Dialog nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch im persönlichen Kontakt. Deshalb bediene ich nicht nur meine eigenen Kanäle im Internet. Ich bin im ganzen Land unterwegs und stehe kritischen Journalisten Rede und Antwort, damit diese meine Aussagen objektiv einordnen können. Das ist der Unterschied.

Junge Menschen sind ein wichtiges Stichwort. Bei den jungen Wählern hat die CDU ja eher Probleme. In der Altersgruppe über 70 Jahre wird sie von 45 Prozent der Menschen gewählt, bei jungen Wählern ist der Stimmanteil weniger als halb so groß...

Ziemiak: Richtig ist aber auch, dass wir trotzdem mehr junge Menschen erreichen als jede andere Partei in unserem Land. Die Junge Union ist übrigens auch die größte Jugendorganisation Europas. Deswegen geht es nicht nur um dieses Video alleine. Es ist gut, dass sich junge Menschen mehr politisch engagieren als noch vor ein paar Jahren. Deshalb stellen wir uns auch die Frage, welchen Beitrag wir dazu leisten können? Was sind die Formate, die wir als Partei anbieten können, um junge Menschen über Politik zu informieren? Aber es ist auch eine Herausforderung für den Journalismus, den ich in einer Demokratie für unersetzbar halte.

Es ist ja auch eine Frage des Stils, oder? Man erreicht mehr Menschen wenn man zuspitzt und polarisiert.

Ziemiak: Genau. Je differenzierter etwas ist, desto unattraktiver ist es in sozialen Netzwerken. Es wird nicht so schnell geklickt. Trotzdem müssen Politik und Journalismus sich die Frage stellen, wie können wir diese Kommunikationswege nutzen, ohne unseren Anspruch zu verlieren.

Haben Sie eine Idee, wie die CDU die Kommunikationswege ändern muss, um mehr junge Leute zu erreichen?

Ziemiak: Wir müssen schneller kommunizieren und eine verständlichere Sprache benutzen. Das heißt nicht, dass man polarisiert. Es geht auch darum, dass wir mehr Dialoge führen in sozialen Netzwerken. Deshalb habe ich Rezo auch zum Austausch und zur Diskussion eingeladen.

Nun zum Inhalt: Rezo behauptet, dass die CDU die Schere zwischen Arm und Reich wachsen lässt, eine schlechte Klimapolitik betreibt und völkerrechtswidrige Angriffe von deutschem Boden aus zulässt. Würden Sie das bestätigen, oder ist das alles Quatsch?

Ziemiak: Sein Video greift nur einen Teil von Aussagen und Studien auf und daraus leitet er dann sein Urteil ab. Deshalb will ich mit ihm über die Punkte sprechen, die aus meiner Sicht in seinem Video fehlen.

Aber Rezo hat ja schon seriöse Quellen benutzt, oder?

Ziemiak: Die Fakten und seine Quellen zweifle ich gar nicht an. Aber man muss diese auch einordnen. Deshalb freue ich mich auf das Treffen mit ihm.

Die Fragen stellte TV-Redakteur Christian Kremer.

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