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„Fridays for Future“

Wieder demonstrieren Tausende Schüler in Berlin für Klimaschutz

Unter dem Motto #FridaysForFuture stehen am Freitag weltweit etwa 1700 Kundgebungen in rund 100 Ländern auf dem Programm, auch in verschiedenen deutschen Städten wie Berlin und Potsdam
Unter dem Motto #FridaysForFuture stehen am Freitag weltweit etwa 1700 Kundgebungen in rund 100 Ländern auf dem Programm, auch in verschiedenen deutschen Städten wie hier in Berlin Foto: hpl

Tausende junge Menschen kommen am Freitag in Berlin zusammen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Auch in Potsdam folgten Schüler dem Aufruf der Initiative Fridays for Future zu einem weltweiten Protesttag.

Berliner Schüler beteiligen sich an der „Fridays for Future“-Klimademonstration
Berliner Schüler beteiligen sich an der „Fridays for Future“-Klimademonstration (Foto: picture alliance/dpa) Foto: hpl

„Wer nicht hüpft, der ist für Kohle“, rufen die Jugendlichen, springen im Invalidenpark neben dem Bundeswirtschaftsministerium auf und ab und recken ihre Plakate in die Höhe. „Wir wollen ein gesundes Leben“ oder „keep it cool“, ist darauf zu lesen. Einige Grundschüler bringen es mit ihren Slogans zwar noch nicht zu einer Eins in Rechtschreibung, dafür aber auf den Punkt: „Stopt den Klimawandel!“

Nach Angaben der Bewegung waren bundesweit mehr als 220 Demonstrationen und Schulstreiks mit mehreren zehntausend Teilnehmern geplant. Weltweit wollten demnach in fast 1700 Städten in 106 Ländern Jugendliche auf die Straßen gehen.

Eine Berliner Schülerin trägt ein Stirnband mit der Aufschrift „Klimaschutz“, während sie an der Klimademo teilnimmt
Eine Berliner Schülerin trägt ein Stirnband mit der Aufschrift „Klimaschutz“, während sie an der Klimademo teilnimmt (Foto: picture alliance/dpa) Foto: hpl

In Berlin erwarteten die Organisatoren Deutschlands größten Klimastreik und meldeten 5000 Teilnehmer an. So viele sind es schon am Vormittag, und immer mehr strömen von allen Seiten auf den Platz. Bis zum Mittag dürften es schon doppelt so viele sein. Die Polizei sperrt die umliegenden Straßen und ist nach eigenen Angaben mit Einsatzkräften „im unteren dreistelligen Bereich“ vor Ort.

Viele deutsche Schulen wollten ihren Schülern an diesem Freitag ausnahmsweise die Teilnahme an Protesten erlauben, nachdem die Demonstranten in den vergangenen Wochen vermehrt fürs Schulschwänzen kritisiert worden waren. Lehrer und Sozialarbeiter einer Grundschule kamen gleich mit einer ganzen Klasse zum Protest.

„Langsam kommt an, dass das hier kein kurzfristiger Trend, sondern etwas Langfristiges ist, das Folgen hat“

„Das wird groß“, ist sich der 15-jährige Linus, einer der Organisatoren, sicher. „Langsam kommt an, dass das hier kein kurzfristiger Trend, sondern etwas Langfristiges ist, das Folgen hat“, sagt er der Nachrichtenagentur AFP. „Je länger wir streiken, desto ernster werden wir genommen.“

Luisa Neubauer, das deutsche Gesicht von Fridays for Future, spricht zu den Demonstranten: „Wir streiken heute seit drei Monaten, und in diesen drei Monaten hat sich klimapolitisch genau gar nichts getan – aber wir haben das Klima zum Thema gemacht.“

Inspiriert von der jungen Schwedin Greta Thunberg

Inspiriert werden Neubauer und ihre Mitstreiter von der jungen Schwedin Greta Thunberg, die im Sommer vorigen Jahres mit einem wöchentlichen Solostreik vor dem Stockholmer Parlamentsgebäude begann. Mittlerweile boykottieren Schüler rund um die Welt einmal pro Woche den Unterricht. Sie wollen ihre Regierungen zu mehr Einsatz bewegen, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken. So ist es im Pariser Klimaschutzabkommen vorgesehen.

Schüler protestieren für mehr Umweltschutz
Schüler protestieren für mehr Umweltschutz (Foto: AP Photo/Michael Sohn) Foto: AP Photo/Michael Sohn

Der Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen sagt AFP, die Kinder und Jugendlichen kritisierten die Politiker zurecht. Ärzte hätten die Aufgabe, sich mit ihnen zu solidarisieren. Diese Solidarität bekunden von Hirschhausen und inzwischen mehr als 23.000 andere Wissenschaftler der Initiative Scientists for Future in einem Papier, dass den Organisatoren der Schülerproteste am Freitag überreicht wird.

„Die Schüler haben nicht die Verpflichtung, alle Antworten zu kennen – aber sie wissen, dass Wissenschaftler auf ihrer Seite sind“, sagte der Fernseharzt AFP in Anlehnung an eine Äußerung von FDP-Chef Christian Lindner, Schüler seien keine Klimaexperten. „Ich sehe, dass diese Diskussion endlich in die Mitte der Gesellschaft kommt – ich sehe es in meiner Familie, bei den Wissenschaftlern, bei Mitgliedern aller Parteien“, sagt von Hirschhausen.

Mehr lesen: Auch letzte Woche demonstrierten Berliner Schüler für mehr Klimaschutz

Auch in Potsdam gehen Hunderte Schüler auf die Straße

Mit einer Menschenkette rund um den Brandenburger Landtag haben in Potsdam Hunderte Schüler einen größeren Schutz des Klimas angemahnt. „Hopp, hopp, hopp, Kohlestopp!“, riefen viele von ihnen am Freitag. Nach Angaben der Veranstalter versammelten sich insgesamt rund 1800 Schüler. Auf Plakaten stand „Klimaschutz statt Kohleschmutz“ oder „Es gibt keinen Planet B“. In mehreren Städten in Brandenburg gab es ähnliche Proteste.

Das brandenburgische Bildungsministerium überlässt die Entscheidung über den Umgang mit Schulstreiks den Schulen. Es erklärte am Freitag, das Engagement der Schüler werde geschätzt. „Wir weisen aber auch darauf hin, dass die Schulpflicht nicht außer Kraft gesetzt werden darf. Wir vertrauen den Schulen“, sagte Ministeriumssprecher Ralph Kotsch.

Demo als „erweiterte Schulpflicht“

Auch die Lausitz ist Teil der weltweiten Kundgebungen. In der Innenstadt von Cottbus demonstrierten am Freitag nach Angaben der Veranstalter etwa 250 Schüler für einen radikalen Kurswechsel hin zu mehr Klimaschutz. „Unsere Schulpflicht erweitern wir auf die Pflicht, uns für wirksameren Klimaschutz und damit verbunden für einen Kohleausstieg vor 2038 – auch in der Lausitz – einzusetzen“, sagte der Organisator des Protestes in Cottbus, Noah Reißner.

Die 17-jährige Cottbuser Schülerin Mira Dubian sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Alle jungen Menschen sollten sich um die Zukunft ihrer Welt kümmern.“ Ihre Eltern unterstützten die Proteste der Schüler. Dagegen hatte Zora Sambarth wegen ihrer Teilnahme an dem Protest einige Diskussionen mit ihren Eltern. „Sie wollten nicht, dass ich Schulausfall habe“, sagte die 13-Jährige. Auf ihrem Plakat stand deshalb auch mit Blick auf den Klimawandel: „Papa, was ist ein Baum?“

Themen: Christian Lindner Eckart von Hirschhausen Klimawandel Umland Umwelt
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