(Bild: Olaf Ballnus)

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Die jungen Wilden – eine Fotoreise durch die punkigen achtziger Jahre Deutschlands

Auf der Flucht vor der Vorstadtlangeweile bereiste der damals 20-jährige Olaf Ballnus in den frühen achtziger Jahren mit seinem Opel Kadett Deutschland. Mit dabei seine Kamera. Entstanden ist ein Zeitdokument der jungen Punkbewegung in einer geteilten Republik.

Reto Gratwohl
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In den frühen achtziger Jahren schwappte die Punkbewegung von England auch nach Deutschland herüber und wurde für eine ganze Generation zu einem Lebensgefühl, das bis heute viele Menschen prägt. Punk bedeutete Rebellion, Freiheit und vor allem die Möglichkeit der Abgrenzung und Provokation allein schon durch das Erscheinungsbild.

(Bild: Olaf Ballnus)

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Der Fotograf und Dokumentarfilmer Olaf Ballnus war Teil dieser wilden Zeit. Seine analogen Schwarz-Weiss-Bilder sind eine authentische und intime Momentaufnahme. Mit seinem Opel – Wolfgang Wendland, dem Sänger der Punkband Die Kassierer, abgekauft für 100 Mark – bereiste er Deutschland. Doch nicht immer war der knallrote Kadett C so zuverlässig wie gewünscht . . .


(Bild: Olaf Ballnus)

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. . . und auch nicht immer so aufgeräumt. Trotzdem diente der Wagen Olaf zeitweise als Schlafgelegenheit, wenn bei Freunden kein Bett mehr frei war.


(Bild: Olaf Ballnus)

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Mit Bildern wie jenem von dem Mädchen auf der Treppe im Zeche-Club in Bochum gelang es dem Fotografen und Dokumentarfilmer, die Tristesse, aber auch die Energie einer Szene einzufangen, die gleichzeitig in den achtziger Jahren für viele Punks in Deutschland ein Lebenskonzept gegen das spiessig-bürgerliche Gesellschaftskorsett war.


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Der Berliner Stadtteil Kreuzberg war damals Heimat einer überaus lebendigen Punkszene. Ein beliebter Treffpunkt, das «SO36», entwickelte sich rasch zu einem örtlichen Zentrum der Bewegung – nicht zur Freude aller. Oft kam es nach wilden Konzerten auf der angrenzenden Oranienstrasse auch zu Strassenschlachten mit der Polizei.

1983 spielte die britische Punkband GBH im «SO36» (Bild oben). Sie gilt als Mitbegründerin des Hardcore-Punks. Olaf Ballnus war mit seiner Kamera stets mittendrin im Geschehen.


(Bild: Olaf Ballnus)

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Punk wollte schmutzig sein, Punk wollte provozieren. So auch Anfang März 1984 in Münster bei einem Konzert der Punkband King Kurt. Die britische Band hatte zwar keine besonders originellen Songtexte, und auch musikalisch waren einige Defizite auszumachen. Durch ihre spezielle Bühnenshow machten sie dieses Defizit allerdings wieder wett. Zur Begeisterung der Fans kippten die Bandmitglieder eimerweise Lebensmittelfarbe, Wasser und Mehl über das Publikum.


(Bild: Olaf Ballnus)

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Skinni (Bild oben) war einer der Bewohner des Punkrockhauses in der Görlitzerstrasse 36 in Kreuzberg, Europaweit das erste nur von Punks besetzte Haus in der Nähe vom damals noch nicht existierenden Görlitzer Park.


(Bild: Olaf Ballnus)

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Für die Aufnahmen aus dem Jahr 1987 in Oberhausen von Campino, dem Sänger der Toten Hosen, kämpft sich Olaf Ballnus damals samt Kamera einmal quer durch den Saal des Klubs «Old Daddy» (Bild oben). Das Jahr sollte gleichzeitig den Durchbruch für die Düsseldorfer Punkband bringen. Unter dem Pseudonym Die Roten Rosen feierte die Band ihren ersten Chart-Erfolg.


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Gemeinsam mit Wolfgang «Wölfi» Wendland, Sänger der Punkband Die Kassierer, reiste Olaf Ballnus quer durch Deutschland. Dieses Foto entstand 1982 an einer Autobahnraststätte auf der A 2. «Wölfis» Ziel: das damalige Punkmekka Berlin.


(Bild: Olaf Ballnus)

(Bild: Olaf Ballnus)

Die Fotografien von Olaf Ballnus sind Teil der Ausstellung «Raw Power» in der Photobastei in Zürich, die vom 10. Januar bis zum 3. März stattfindet. Die Ausstellung widmet sich der Punkbewegung und konzentriert sich auf die Metropolen London, New York, Berlin, Moskau und Zürich sowie auf die Länder China und Indonesien.

Der Bildband «Superreal Punk» kann unter www.olafballnus.de bestellt werden.