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Studie über die "Generation Internet" Viele Jugendliche haben Angst vor komplett digitaler Zukunft

Online-Mobbing, Abhängigkeit, Isolation: Ausgerechnet die "Generation Internet" fürchtet auch die Gefahren des täglichen Surfens im Netz. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Jugendliche mit Smartphones (Symbolbild)

Jugendliche mit Smartphones (Symbolbild)

Foto: Cole Burston/ AP

Jugendliche und junge Erwachsene haben teilweise Angst vor einer komplett digitalen Zukunft. Wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) zeigt, wächst ausgerechnet bei der "Generation Internet" die Skepsis gegenüber der digitalen Welt.

Die 14- bis 24-Jährigen sind der Studie zufolge die erste Generation, in der alle online sind und zwar täglich und meist mobil. Doch das Internet ist für diese Gruppe gewissermaßen Segen und Fluch zugleich: Zwar sagen 69 Prozent, dass die digitale Welt sie glücklich macht. Auch verbinden sie mit den Netz hauptsächlich Chancen, es ist für sie "praktisch und inspirierend", wie Studienleiterin Silke Borgstedt vom Sinus-Institut sagt.

Sie befürchten andererseits aber zunehmend Risiken wie persönliche Beleidigungen, Falschinformationen und fehlendes technisches Verständnis. Gruppendruck und Überforderung erzeugen zusätzliches Unbehagen. Die Studienautoren sprechen von einem "grundlegenden Wandel" in der Nutzung und Wahrnehmung sozialer Medien: "Der Hype ist vorbei - die Skepsis steigt."

So sehen viele junge Menschen eine starke Verrohung der Umgangsformen im Netz und verhalten sich vorsichtiger. Zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen nehmen das Internet als Raum wahr, in dem man damit rechnen muss, beleidigt oder beschimpft zu werden. Für 38 Prozent ist dies ein Grund, auf die Äußerung der eigenen Meinung im Internet zu verzichten.

Die stellvertretenden DIVSI-Direktorin Joanna Schmölz hält dies für fatal. "Wir müssen uns schon fragen, was es über den Zustand unserer demokratischen Gesellschaft aussagt, wenn junge Menschen ausgerechnet in dem für sie wichtigsten Raum des Austausches aus Angst vor Beleidigungen und 'Shitstorms' aufhören, ihre Meinung zu äußern", sagte sie.

Giffey nennt Studienergebnisse "erschreckendes Signal"

Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sprach von einem "erschreckenden Signal". Die jungen Menschen "brauchen Unterstützung und Begleitung, damit sie das Netz unbeschwert nutzen können".

Deutlich gestiegen im Vergleich zu der Vorgängerstudie von 2014 ist auch die Angst vor der Veröffentlichung peinlicher oder intimer Posts (plus 18 Prozentpunkte) und vor der Täuschung durch gefälschte Nutzerprofile, sogenannten Fake-Profilen (plus 16 Prozent), wie die Umfrage unter 1730 jungen Leuten weiter zeigt.

Fast jeder Dritte ist in Sorge, internetsüchtig zu sein oder zu werden. Fast zwei Drittel (64 Prozent) haben das Gefühl, im Internet Zeit zu verschwenden. 19 Prozent sind gar davon genervt. Die "gefühlte Abhängigkeit" erzeuge ein diffuses Unbehagen, sagt Borgstedt. "Wer sich ausklinkt, ist ausgegrenzt oder sozial abgehängt".

Wie aus der U25-Studie weiter hervorgeht, fürchten sich 41 Prozent und damit rund vier Millionen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor einer komplett digitalen Zukunft. Das sind fast doppelt so viele wie 2014.

Das heikle Thema Datenschutz ist für die 14- bis 24-Jährigen indes eher ein Nebenschauplatz. Nur noch 30 Prozent glauben an die Sicherheit ihrer persönlichen Daten im Netz. Jedem Fünften ist es sogar egal, was mit seinen Fotos oder privaten Nachrichten passiert. Das ist den Experten zufolge aber keine Gleichgültigkeit - sondern eher Resignation und Überforderung.

kry/AFP