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Frankreich Demonstrantin stirbt bei Protesten gegen hohe Spritsteuer

In Frankreich haben Straßenblockaden und Proteste gegen hohe Kraftstoffpreise begonnen. Bei Grenoble kam es zu einem Unglück - eine Autofahrerin überfuhr eine Demonstrantin.

Bei Protesten gegen hohe Spritpreise in Frankreich ist eine Frau ums Leben gekommen. Eine Autofahrerin sei angesichts einer Straßenblockade in Panik geraten und habe eine Demonstrantin überfahren, sagte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner bei einer live im Fernsehen übertragen Videoschalte mit dem zuständigen Präfekten. Der Unfall ereignete sich demnach in Pont-de-Beauvoisin, nördlich von Grenoble.

Laut dem Präfekten hatten einige der etwa 40 Teilnehmer der Straßenblockade auf das Auto der Frau getrommelt, die daraufhin in Panik geriet und aufs Gas trat. An verschiedenen Orten in Frankreich gab es im Zuge der Proteste bereits am Vormittag Unfälle mit Verletzten. Den Behörden zufolge wurden bis zum Mittag 47 Menschen verletzt, drei von ihnen schwer. Zudem gab es 24 Festnahmen.

Die Bewegung "Gilets Jaunes" (Warnwesten) hatte für Samstag in ganz Frankreich zu Blockaden von Verkehrsachsen, Kreisverkehren und Mautstellen aufgerufen. Demonstranten versammelten sich gegen 7 Uhr im Osten von Paris in der Nähe der Stadtautobahn, wie die Polizei mitteilte. Auch Taxifahrer kamen demnach im Morgengrauen in Paris zusammen.

Mehrere Zwischenfälle ereigneten sich, als Autofahrer versuchten, ihre Wagen durch Straßenblockaden zu steuern. Auch in Arras im Norden des Landes wurde ein Demonstrant Berichten zufolge umgefahren. Er kam schwer verletzt ins Krankenhaus.

Im Schneckentempo über die Pariser Stadtautobahn

Insgesamt hätten im Land etwa 124.000 Menschen an rund 2000 Protestaktionen teilgenommen, sagte Innenminister Castaner. Medienberichten zufolge sind die wenigsten der Aktionen offiziell angemeldet. Der Protest richtet sich gegen weitere von der Regierung geplante Steuererhöhungen auf Benzin und Diesel. Ein Liter Superbenzin kostet in Frankreich etwa zwei Euro. Die Proteste dagegen hatten sich vor allem über die sozialen Netzwerke organisiert.

Die Aktionen in der Hauptstadt würden sich den ganzen Tag hinziehen, sagte der 31-jährige Taxifahrer Steve. Trotz des Einsatzes von Spezialkräften der Polizei planen die Demonstranten demnach, im Schneckentempo über die Pariser Stadtautobahn zu fahren und so den Verkehr zu behindern.

Die Demonstranten können sich auf die Unterstützung einer breiten Mehrheit der Franzosen berufen: Laut einer in dieser Woche veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Odoxa unterstützen drei Viertel der Befragten die Protestbewegung. 15 Prozent der Befragten kündigten an, sich selbst beteiligen zu wollen.

Die Regierung hatte für den Fall von Verkehrsbehinderungen ein hartes Vorgehen der Polizei angekündigt. Regierungschef Edouard Philippe warnte am Freitag, es sei "nicht hinnehmbar", dass die Kundgebungen "ein ganzes Land blockieren".

wit/dpa/AFP