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Gegen den Willen der EU-Kommission Telekom und Deutsche Bahn ziehen sich aus Iran zurück

Die US-Sanktionen lassen zunehmend auch europäische Firmen vor dem Geschäft mit Iran zurückschrecken. Nach Daimler und PSA kündigten nun Unternehmen mit deutscher Staatsbeteiligung den Rückzug an.
Basar in Teheran

Basar in Teheran

Foto: Kamran Jebreili / ASSOCIATED PRESS

Die Deutsche Bahn und die Deutsche Telekom lassen ihre Aktivitäten in Iran wegen der Sanktionen der US-Regierung auslaufen. "Mit Blick auf die Sensibilität in den Beziehungen zum Iran weltweit" habe das Telekom-Beratungsunternehmen Detecon Mitte Mai das Geschäft in Iran beendet, teilte der Telefonanbieter mit. Auch die Bahn gab an, sich "in diesen Tagen" aus Iran zurückzuziehen. Damit bestätigen die Firmen einen Bericht der "Wirtschaftswoche ".

An beiden Unternehmen hält die Bundesregierung in hohem Maß Anteile. Bei der Telekom ist es etwa ein Drittel, bei der Bahn 100 Prozent. Die Firmen ignorieren damit einen Aufruf der EU-Kommission, verstärkt Handel mit Iran zu treiben. Die EU ist gegen die Sanktionen der USA und will das Atomabkommen retten, aus dem die USA ausgetreten sind.

Telekom will offenbar Fusionsaus mit US-Konzern vermeiden

Wie ein Telekom-Sprecher erklärte, waren Detecons Aktivitäten in Iran "durchaus gering". Bis zum Beschluss der Einstellung beliefen sich die Umsätze in Iran dieses Jahr demnach auf rund 300.000 Euro. Laut der "Wirtschaftswoche" will die Telekom mit dem Rückzug dem Risiko entgehen, den US-Behörden einen Vorwand zu liefern, die mühsam ausgehandelte Fusion zwischen der US-Tochter T-Mobile und dem Konkurrenten Sprint zu stoppen.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn teilte mit, dass die hauseigene Beratungsgesellschaft Pläne für eine Verbesserung der Dienste bei dem iranischen Bahnunternehmen Bonyad Eastern Railways nicht mehr in Angriff nehmen werde. Die bisherige Zusammenarbeit werde diesen Monat auslaufen. Auch ein Beratungsprojekt zur Neustrukturierung der iranischen Staatseisenbahn RAI beende die Bahn im September, erklärte die Sprecherin.

Wegen des Inkrafttretens von Wirtschaftssanktionen Anfang August haben bereits mehrere europäische Unternehmen ihre Projekte in Iran auf Eis gelegt. So zog sich etwa der Autobauer Daimler "bis auf weiteres" zurück, während der französische Konkurrent PSA seinen Ausstieg ebenfalls vorbereitet.

ans/AFP/dpa