Hohe Ozonbelastungen in ganz Deutschland

(Bild: danaiya/CC0)

Wovon der Rassimus so schön ablenkt: Zum Beispiel von mangelnden Fortschritten im Kampf gegen gefährliche Luftverschmutzung

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Es ist ja nicht so, dass dies Land keine Probleme hat. Aber das ganze Geschrei, was der Heimatvernichtungsminister in den letzten Wochen angestellt hat und die von ihm vorangetriebene Verrohung, haben für einige einen recht angenehmen Nebeneffekt: Es wird nicht mehr so viel über die Probleme gesprochen.

Zum Beispiel die Stickoxidbelastung in den Städten oder die mit diesen in Zusammenhang stehenden zu hohen sommerlichen Ozon-Konzentrationen, die mit den vorhergesagten windarmen Hochdrucklagen in weiten Teilen Deutschlands wieder zunehmen dürften.

Schon in den letzten Tagen hat der Acht-Stunden-Mittelwert in vielen Gegenden Deutschlands tagsüber über 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gelegen. In einigen Ballungsgebieten ist er nicht einmal nachts unter diesen Wert gefallen.

Die Luftqualitätsrichtlinie der Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, einen Richtwert von 100 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft im Mittel von acht Stunden nicht zu überschreiten. Über diesem Wert würden Auswirkungen auf die Gesundheit in der Bevölkerung deutlich zunehmen. Das Ozon greift unter anderem die Atemwege an und kann auch Pflanzen schädigen. Letzteres kann in der Landwirtschaft durchaus auch wirtschaftliche Folgen haben.

In Deutschland ist man mit den Grenzwerten etwas großzügiger. Auf der Webseite des Umweltbundesamtes (UBA) heißt es:

"Zum Schutz der Gesundheit soll die Ozonkonzentration in der Luft in den nächsten Jahrzehnten weiter gesenkt werden. Ziel für 2010 war, dass der höchste 8-Stunden-Mittelwert eines Tages einen Wert von 120 µg/m3 nicht öfter als 25 Tage im Jahr (gemittelt über 3 Jahre) überschreitet. Langfristig sollen Überschreitungen gar nicht mehr auftreten."
UBA

Doch davon ist man auch im Jahre 2018 noch Lichtjahre entfernt: An 23 Stationen wurde dieser Wert bis zum 17. Juli über 30 Mal überschritten, wie eine Tabelle des UBA zeigt.

Viele der Stationen liegen übrigens im ländlichen Raum, fernab von größeren Straßen und Kraftwerken, den Hauptquellen des Stickoxids (NOx). Das hat etwas mit den komplexen photochemischen Prozessen zu tun, mit denen das aggressive und höchst instabile Sauerstoffmolekül Ozon (O3) gebildet wird.

Zu seinem Entstehen ist einerseits Stickoxid notwendig. Zugleich kann dieses aber auch zum Ozonabbau beitragen. Die Ozon-Konzentration steigt daher bei den entsprechend günstigen Wetterbedingungen – wenig Wind und viel Sonne – vor allem in einiger Entfernung zu den Quellen der Ausgangssubstanzen (hauptsächlich NO2).

Übrigens: Die Rede ist hier nur vom bodennahen Ozon. Dieses Molekül ist viel zu kurzlebig, um in die höhere Atmosphäre zu gelangen und dort zur nützlichen, da das UV-Licht teilabschirmenden Ozonschicht beizutragen. Am Boden überwiegen hingegen die negativen Eigenschaften bei weitem.