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Der ehemalige FCB-Spieler Kurt Thalmann ist am 9. Januar 86-jährig verstorben. Die FCB-Legende gehörte zur ersten Meistermannschaft. Damals 1953 hat er einen Hunderter für den Titel erhalten, wie er uns bei einem Treffen im vergangenen Jahr erzählte.
Neben den ganzen FCB-Transfernews gibt es heute auch eine sehr traurige Nachricht aus Basel. Kurt Thalmann ist am 9. Januar im Alter von 86 Jahren verstorben. Thalmann gehörte in der Fünfzigerjahren der 1. Mannschaft des FCB an. Die FCB-Welt trauert.
Vor einem Jahr durfte die bz Thalmann besuchen. Er erzählte uns vom Jahr 1953, als er, damals 22-jährig, mit dem FC Basel den ersten Meistertitel der Clubgeschichte holte.
Hier können Sie nochmals mit ihm in Erinnerungen schwelgen. Der Text erschien erstmals in der bz vom 31. Mai 2017.
Kurt Thalmann hebt die Hand in die Luft und winkt ab. «Das war nichts. Nur ein Mini-Cortège vom Landhof zur Mustermesse. Und dort haben wir dann noch gegessen. Keine grosse Sache.» Die grosse Sache, die war kurz zuvor passiert, an diesem 9. Juni 1953. Der FC Basel holte sich dank einem Sieg über Servette Genf den ersten Meistertitel seiner Vereinsgeschichte. 60 Jahre nach der Gründung des Klubs. Endlich. Ein historischer Moment. Mittendrin: Kurt Thalmann. 22 Jahre jung, linker Flügelspieler der Basler. Und heute neben Pierre Redolfi einer von nur noch zwei Spielern der ersten Meistermannschaft des FC Basel, die noch leben.
Vier Jahre lang trug er das rotblaue Trikot, zwischen 1951 und 1955, traf 22 Mal in 107 Einsätzen. Sein Abschied aber war nicht schön. «Der Verein unterstützte uns nicht ausreichend. Bei anderen Vereinen wurden den Spielern Jobs verschafft, der FCB kümmerte sich nicht. Also wollte ich weg.» Thalmann wechselte zu Cantonal Neuchâtel. Der FCB aber war nicht einverstanden und sperrte ihn für ein Jahr. Böse ist er dem Verein jedoch schon lange nicht mehr. Beim Betreten seiner Wohnung in einer Basler Altersresidenz wird vielmehr klar: Auch 64 Jahre nach dem grossen Triumph, dem grössten, den Thalmann in seiner 15-jährigen Fussballer-Karriere erlebt hatte, zehrt Thalmann davon, Teil dieses Clubs gewesen zu sein.
Der FCB ist überall. Im Gang hängen drei Bilder. Eines zeigt ihn beim Ausführen eines Eckballs auf dem Landhof, eines gemeinsam mit Bernhard Heusler im Joggeli und eines mit einem FCB-Trikot in der Hand, das er zum 80. Geburtstag bekommen hat. Im Wohnzimmer hängt ein Dress, nebenan ein Bild, das die ganze Mannschaft zeigt. «Der Kleinste von allen, unten rechts, das bin ich», sagt der heute 85-Jährige stolz. «Das war wirklich eine tolle Zeit», schwärmt er.
In der Alterswohnung ist er seit Anfang Jahr. Er konnte den Alltag nicht mehr alleine bewältigen. Also zog er von der Maulbeerstrasse, wo er jahrelang mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau Suzanne lebte, in die Residenz. Obwohl er nie wegwollte aus seinem Kleinbasel. Denn dort fühlt er sich zu Hause. Im Holzschopf, im Rheinfelderhof – oder an seinem Lieblingsort: dem Landhof. Mit diesem ist sein Leben verbunden. «Als ich hier die Linie auf und ab rannte, riefen mir alle zu – die Männer ‹Kurt›, die Frauen ‹Kurtli›», erinnert er sich und lächelt. «Ich könnte ein Buch schreiben! Das waren andere Zeiten.»
Von den grossen Löhnen und den Vorzügen eines Lebens als Vollzeit-Profi, wie sie die heutige Generation geniessen, wagte er damals nicht zu träumen. Thalmann arbeitete nebenbei bei Fust und später bei der Credit Suisse. «Wir bekamen jeweils fünf Franken für ein Training, 50 Franken Siegesprämie, 30 bei einem Unentschieden und für eine Niederlage gab es noch 20.» Abgeholt wurde das «Lohngüggli», wie Thalmann es nennt, jeweils nach den Spielen. Zuerst tranken die Spieler gemeinsam etwas in der Stadionbeiz. Dann war Zahltag. «Am meisten bekamen wir für den Titel. Da gab es 100 Franken.» Dazu noch einen Anzug und eine Goldmedaille.
«Der Verein unterstützte uns nicht ausreichend. Bei anderen Klubs wurden den Spielern Jobs verschafft, der FCB kümmerte sich nicht. Also wollte ich weg.»
Letztere ist nicht in seiner Wohnung zu finden, er hat sie einem seiner Söhne geschenkt. Vier Kinder hat Thalmann, die Geburt des ersten Kindes verpasste er. «Wir hatten ein Spiel gegen den FCZ und der Trainer wollte mir nicht freigeben.» Also erfuhr er auf dem Platz, dass er Vater geworden war. «Ich sage ja, verrückte Zeiten!» Zeiten, in denen man als Matchvorbereitung ein Poulet verdrückte und erst wenige Stunden vor Anpfiff ins Tessin fuhr. Auch solche Erinnerungen bringen ihn immer wieder dazu, zu sagen: «Mit der aktuellen ersten Mannschaft kann ich wenig anfangen.»
Er ist nicht mehr oft im Stadion anzutreffen. Lieber verschenkt er die Tickets, die ihm der Verein zur Verfügung stellt, an Menschen, die ihm im Alltag helfen. So wird er auch das letzte Spiel von Bernhard Heusler und Georg Heitz nicht live im Joggeli verfolgen. Zugleich schwärmt er von ihnen, bezeichnet sie als «grossartige Menschen» und bedauert ihren Abschied zutiefst. Aber er müsse sich schonen. Für den 3. Juni. Dann feiert der FCB seinen zweiten Stern mit Spielern aus allen 20 Meisterteams, die an einem grossen Cortège durch die Stadt teilnehmen werden. Der Cortège, er ist eine Hommage an die erste Meisterfeier. Auf dem vordersten Wagen wird Kurt Thalmann stehen. Die Hand in der Luft. Winkend.
Helmut Benthaus! Was für ein klingender Name in Basel! Bis zu jenem Zeitpunkt im Sommer 1965, als der aus dem Ruhrgebiet stammende Mann vom 1. FC Köln rheinaufwärts nach Basel zog, hatte der FCB gerade mal einen einzigen Meistertitel (1953) in seinem Palmarès. Doch mit dem damals 29-jährigen Benthaus kam der Erfolg. Zuerst als Spielertrainer, dann als Trainer bescherte er Rotblau sieben Meistertitel und drei Cupsiege. Der Deutsche machte aus Basel eine Fussballstadt und lockte mit seinem Team mehrfach über 50 000 Zuschauer ins Joggeli. Benthaus ist bis heute der erfolgreichste Trainer, der je in Basel tätig war und ehrfürchtig spricht man noch immer von der Benthaus-Ära, die 17 Jahre lang bis 1982 dauerte.
Es folgte ein erfolgreicher Abstecher zum VfB Stuttgart, den er 1984 zum Meister machte. Benthaus wäre wohl Bundestrainer geworden, hätten ihn die Schwaben aus dem Vertrag entlassen. Danach wurde er von 1985 bis 1987 noch einmal Trainer des FCB, doch die Bedingungen waren so schlecht geworden, dass es unmöglich war, an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Kunstliebhaber Benthaus lebt in Basel und wird am 5. Juni 82 Jahre alt. (br)
Eigentlich wollte er nie weg aus Basel, sagt er heute. Doch 1975 wechselt Karl Odermatt (74) dann doch zu YB. Weil ihm der FCB den Lohn von 60 000 Franken halbieren wollte. Ein kurz vor dem Wechsel erlittener Kreuzbandriss war schuld. «Karli» wusste nichts davon, denn der Arzt informierte nur den Verein, nicht den Spieler. So Odermatts Erinnerung. Also geht er zu den Bernern, die ihm, laut eigenen Angaben, 100 000 Franken boten.
Odermatt wurde durch seine Tore – böse Zungen behaupten, durch seine Beizentouren – zur Legende in Basel. In 295 Spielen für den FCB traf er 95 Mal, er gewann fünfmal die Meisterschaft und zweimal den Cup. Nach seiner Karriere als Fussballer war der gelernte Offset-Drucker weit weniger erfolgreich. Finanziell ging es ihm miserabel, als ihn Bernhard Burgener in den Neunzigerjahren in die Marketing-Abteilung holt. «Er hat mich bezahlt, der Klub hatte ja kein Geld», sagte Odermatt unlängst.
Ihre Freundschaft geht viel weiter zurück. Und so erstaunt es kaum, dass Odermatt Burgener als neuen Präsidenten ins Spiel gebracht haben soll. Odermatt selbst arbeitet noch immer beim FCB. Als Ambassador – man könnte auch sagen: Geschichtenerzähler. (sel)
Es gibt nicht viele Fussballer, die nach dem Abschluss einer erfolgreichen Laufbahn in einem ganz anderen Bereich gleich noch einmal eine grosse Karriere machen. Walter Mundschin aber wurde als Captain mit dem FC Basel nicht nur viermal Meister, zweimal Cupsieger und 7-facher Nationalspieler. Nein, der studierte Libero machte das Lizenziat in Nationalökonomie und wurde noch zu seiner Zeit als aktiver Fussballer zum 2. Landschreiber des Kantons Baselland gewählt. Er sollte danach bis zu seiner Pensionierung 37 Jahre in der Landeskanzlei arbeiten, ab 1991 als 1. Landschreiber. 1987 liess er sich parteiintern in der FDP als Regierungsratskandidat aufstellen und belegte den zweiten Platz.
Wie auch in den drei Cupfinals gegen den FC Zürich in den Jahren 1970, 1972 und 1973. Zuvor und danach aber wurde er je einmal Cupsieger, 1967 beim Skandalspiel gegen Lausanne, als es zum Spielabbruch kam, weil die Waadtländer mit einem Sitzstreik gegen einen Schiedsrichterentscheid protestierten. Der 1,90-Mann Mundschin war ein gefürchteter Kopfballspieler und erzielte in 339 Spielen nicht weniger als 53 Tore. Im Oktober wird er 70 Jahre alt. (br)
Ottmar Hitzfeld (68) ist zum Weltstar geworden. Doch seine ersten Schritte im Profi-Fussball machte der zweifache Welttrainer beim FC Basel. 1971 holte ihn der deutsche Spielertrainer Helmut Benthaus zum FCB. «Ich dachte, Benthaus würde mich eine halbe Saison auf der Bank sitzen lassen, doch dann brachte er mich schon im ersten Spiel», sagte Hitzfeld einst. Und der Stürmer aus Lörrach schlägt ein. Im ersten Jahr in Basel wird er Meister, erzielt 16 Tore (gleich viele wie FCZ-Torgarant Fritz Künzli), im zweiten Jahr wird er Meister und Torschützenkönig der Nationalliga A.
Hitzfeld verlässt den FCB nach vier Jahren und 92 Spielen, in denen er 66 Tore erzielt, Richtung Stuttgart in die 2. Bundesliga. Zu Weltruhm gelangt er erst als Trainer. Via Zug, Aarau und GC landet er 1991 bei der Borussia Dortmund, mit der er 1997 die Champions League gewinnt. Vier Jahre später schafft er dasselbe Kunststück mit Bayern München. Nur Ernst Happel, Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti und José Mourinho gelang dies auch. Hitzfeld aber vollbringt es als einziger mit zwei Vereinen aus demselben Land. Doch für den FC Basel stand er nie an der Linie. Obwohl er dem Verein stets verbunden blieb. (sel)