Die Studenten der HWZ bezahlen hohe Gebühren - aber verdienen später auch mehr

Rund 5000 Franken kostet das Bachelorstudium an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) – pro Semester. Glaubt man der Schule, geht die Rechnung für die Studierenden trotzdem auf.

Walter Bernet
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Das Herbstsemester hat für die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) mit einer Erfolgsmeldung begonnen: 240 Studentinnen und Studenten haben ein Bachelorstudium in Betriebsökonomie, Business Communications oder Wirtschaftsinformatik aufgenommen, das sind 69 mehr als im Vorjahr. Das erstaunt. Denn während Studierende an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) eine Studiengebühr von gut 700 Franken pro Semester zu entrichten haben, müssen die Studierenden der HWZ rund 5000 Franken aufbringen.

Der Sihlhof in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs gibt der Hochschule für Wirtschaft Zürich ein Gesicht. (Bild: Karin Hofer / NZZ)

Der Sihlhof in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs gibt der Hochschule für Wirtschaft Zürich ein Gesicht. (Bild: Karin Hofer / NZZ)

In der Vergangenheit hat die HWZ denn auch tatsächlich Bachelorstudierende verloren. Auch ein Alleinstellungsmerkmal ist ihr abhandengekommen: Inzwischen bieten alle staatlichen Fachhochschulen auch Studiengänge für Berufstätige an. Mehr als kompensiert hat die HWZ die Verluste mit einem enormen Wachstum im Bereich der Weiterbildung. Sie profitierte dabei von ihrer Agilität als private Einrichtung, ihrer Innovationskraft und ihrer guten Verankerung in der Wirtschaft. So leistete die HWZ mit ihrem stark nachgefragten Center for Digital Business, das zurzeit zu einem Institut für Weiterbildung, Beratung und Forschung für digitale Transformation ausgebaut wird, Pionierarbeit.

Viele Studierende zahlen selber

Während die HWZ mit über 80 Angeboten im Bereich der Weiterbildung inzwischen zu den Schwergewichten in der Hochschullandschaft gehört und die Palette, zum Beispiel im Bereich von Firmenkursen, laufend ausbaut, kämpfte sie bei den Bachelorausbildungen bisher mit den Kosten. Nur etwa 35 Prozent der HWZ-Studierenden streben einen Bachelor an. War es früher gang und gäbe, dass die Studierenden von ihren Arbeitgebern unterstützt wurden, beträgt der Anteil der Studierenden, die die Kosten selbst zu tragen haben, heute 60 bis 70 Prozent. Die Arbeitsmarktfähigkeit werde wieder vermehrt als Sache der Arbeitnehmer selber betrachtet, sagt Rektor Peter Petrin, der die Hochschule seit Jahresbeginn führt.

Dass plötzlich wieder mehr Studierende an die HWZ kommen, muss also benennbare Gründe haben. Sicher ist ein Grund, dass die Gestaltung der Studiengänge auf eine Berufstätigkeit im Umfang von bis zu 80 Prozent und die Vereinbarkeit mit dem Privatleben ausgerichtet ist. So dauert das Normstudium zwar zwei Semester länger als bei der staatlichen Konkurrenz, kann aber an Abend- und Samstagskursen sowie Blocktagen mit hoher Planungssicherheit absolviert werden. Dieses Studienmodell galt aber schon früher.

Wie die Rechnung aufgeht

Neu ist hingegen, dass die Schule die Vorteile, auch die finanziellen, ihres Modells im Vergleich zu andern recht forsch an den Mann bringt. Zahlreiche Studierende nutzen die Möglichkeit, 80 Prozent zu arbeiten. Damit verdienen sie nicht nur mehr als Studierende anderer Hochschulen, die höchstens 60 Prozent arbeiten können, sondern weisen bei Studienabschluss auch deutlich mehr Berufserfahrung aus. Hinzu kommt laut der HWZ, dass ihre Studierenden dank der 80-Prozent-Anstellung oft auch anspruchsvollere und besser bezahlte Jobs haben. Anhand von Zahlen des Bundesamts für Statistik rechnet die HWZ vor, dass ihre Absolventen ein Jahr nach dem Studium durchschnittlich fast 10 000 Franken mehr verdienen als ihre Kollegen mit Abschlüssen an staatlichen Fachhochschulen.

Nach fünf Jahren ist die Differenz sogar noch grösser. Es lohne sich also finanziell, im Sihlhof zu studieren, sagt die HWZ. Der plötzliche Zuwachs an Studienanfängern ist allerdings allein den Betriebsökonomen zu verdanken. Dort hat man in den persönlichen Beratungsgesprächen gezielt versucht, Leute zu gewinnen, die für das anspruchsvolle HWZ-Studienmodell auch tatsächlich geeignet sind. Dass Wettbewerb der Bildung guttue, gehört zu den Überzeugungen des HWZ-Rektors. Für ihn ist dabei die klare Abgrenzung zu anderen Studienmodellen zentral. Platz habe es auch für die anderen.