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Drogen- und Waffenhandel Ermittler zerschlagen zwei der größten Darknet-Marktplätze

In einer großen Operation haben FBI, DEA und Europol zwei populäre Drogenumschlagplätze im Darknet zerschlagen. Die Daten Tausender Nutzer von AlphaBay und Hansa werden nun ausgewertet.
Fingerzeig auf Laptop

Fingerzeig auf Laptop

Foto: Ralf Hirschberger/ picture alliance / dpa

Zwei der größten Darknet-Umschlagplätze sind dicht. Europol berichtet, dass es den Ermittlern aus verschiedenen Ländern gemeinsam gelungen sei, sowohl AlphaBay als auch Hansa zu zerschlagen. Der Aktion sei monatelang vorbereitet und koordiniert worden, heißt es in einer Pressemitteilung. An der Aktion waren demnach unter anderem das FBI, die US-Antidrogenbehörde DEA und die niederländische Dutch National Police beteiligt.

AlphaBay war nach Europol-Angaben der größte kriminelle Marktplatz im Darknet. Aufrufen ließ er sich nicht über das klassische World Wide Web, sondern über das Tor-Netzwerk (siehe Erklärkasten).

Was ist das Darknet?

2014 gegründet, soll AlphaBay mehr als 200.000 Nutzer erreicht haben und von 40.000 Händlern genutzt worden sein. Es habe dort über 250.000 Angebote für illegale Drogen und giftige Chemikalien gegeben, schreibt Europol. Außerdem sei dort zum Beispiel mit Malware, gefälschten Ausweisdokumenten und Waffen gehandelt worden.

Gezahlt wurde auf AlphaBay mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Europol zitiert eine angeblich konservative Schätzung, derzufolge auf der Plattform bislang umgerechnet mindestens eine Milliarde Dollar umgesetzt worden sei.

Auch Hansa ist offline

Die andere Plattform, Hansa, ist der Europol-Mitteilung zufolge der drittgrößte Untergrund-Marktplatz. Drogenhandel soll darüber in ähnlicher Größenordnung betrieben worden sein wie bei AlphaBay. Die zwei Hansa-Administratoren seien in Deutschland festgenommen worden, heißt es. Darüber hinaus wurden Server in Deutschland, den Niederlanden und Litauen beschlagnahmt.

Hansa sei am Donnerstag offline gegangen, nachdem die niederländische Polizei zuvor bereits "wertvolle Informationen" über "hochrangige Ziele" und Lieferadressen für eine größere Zahl von Bestellungen gesammelt habe. 10.000 Adressen ausländischer Hansa-Kunden seien an Europol weitergegeben worden.

Die niederländische Polizei hat auf der ehemaligen Hansa-Seite einen Hinweis geschaltet, laut dem die Seite schon seit dem 20. Juni von der Polizei kontrolliert wurde. Man habe seitdem den Code verändert, so dass man etwa Passwörter mitschneiden konnte, die den Strafverfolgern helfen könnten, Nutzer des Marktplatzes zu identifizieren. Das Vorgehen sei Teil der sogenannten Operation Bayonet, zu der auch das Zerschlagen von AlphaBay gehöre. Der Hinweisseite zufolge arbeitete in Deutschland unter anderem das Bundeskriminalamt mit den Niederländern zusammen.

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AlphaBay war bereits seit Anfang Juli nicht mehr zu erreichen gewesen - im Web wurde daher schon ausführlich darüber spekuliert , was es mit dem Verschwinden auf sich hat. Angeblich sollen auf der Suche nach einem neuen Umschlagplatz diverse AlphaBay-Nutzer zu Hansa gewechselt sein. Vergangenen Donnerstag berichtete dann unter anderem das "Wall Street Journal" , dass das Ende von AlphaBay in Zusammenhang mit internationalen Ermittlungen steht.

Suizid in Haft

Aus den USA hieß es nun offiziell, dass Behörden aus Thailand, Litauen, Kanada, Großbritannien und Frankreich an einer Operation beteiligt waren, bei der die AlphaBay-Server beschlagnahmt werden sollten. Der mutmaßliche AlphaBay-Gründer sei am 5. Juli in Thailand im Auftrag der Amerikaner festgenommen worden. Eine Woche später habe der Kanadier in der thailändischen Haft dem Anschein nach Suizid begangen. Ihm war unter anderem der Handel mit Betäubungsmitteln, Identitätsdiebstahl und Geldwäsche vorgeworfen worden.

Von US-Justizminister Jeff Sessions hieß es am Donnerstag, das Vorgehen der Behörden sei ein klares Signal an die Betreiber und Interessenten, dass sie "entdeckt werden, ihre Organisationen und Netzwerke zerschlagen werden und wir sie strafverfolgen". Zur Dimension des Fahndungserfolgs merkte er an, dies sei "wahrscheinlich die wichtigste Kriminalermittlung des Jahres, durch die der größte Darknet-Marktplatz der Geschichte abgeschaltet werden konnte".

Andrew McCabe, der derzeit amtierende FBI-Chef, sagte, AlphaBay sei zehnmal so groß wie Silk Road gewesen, jene berühmt-berüchtigte Darknet-Plattform, die 2013 im Zuge von Ermittlungen vom Netz gegangen war.

mbö/AFP