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Mysterium in Hamburg: Die Suche nach dem Tornado

Foto: DWD

Gerüchte um Naturgewalt Der Geister-Tornado von Hamburg

Ein Tornado soll über Hamburg gefegt sein - Anwohner sprechen von schweren Schäden, Medien berichten. Doch die Beweislage ist dünn. Axel Bojanowski hat sich auf Spurensuche begeben.

Dass etwas ganz besonderes passiert sein musste in Hamburg, daran ließen die Schlagzeilen keinen Zweifel: Ein "Tornado-Unwetter" sei über die Stadt hereingebrochen, meldete "Bild". Hunderte Medien, zahlreiche im Ausland, zogen mit: "Tornado über Hamburg", hieß es übereinstimmend.

Einen Wirbelsturm über der Millionenstadt müssten eigentlich zahlreiche Menschen bezeugt haben. Doch der Hamburg-Tornado ist rätselhaft. Zwar gab es auch in der Hansestadt am Donnerstag Gewitter, Sturm und Hagel, doch die Suche nach Beweisen für den Wirbelsturm erweist sich als schwierig.

Der Wirbel um den Wirbelsturm begann mit einer Twitter-Nachricht des Deutschen Wetterdienstes DWD am Donnerstagmittag:

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Zehn Kilometer südsüdwestlich vom Zentrum der Stadt sei der Sturmwirbel gesichtet worden. In der Gegend richtete das Unwetter tatsächlich schwere Schäden an. Die Deutsche Presseagentur DPA schickte um 14:34 Uhr eine vielzitierte Meldung an die Medien: "Tornado hinterlässt Verwüstung südlich von Hamburg".

Die DPA zitierte einen Sprecher der Feuerwehr: "Die Spuren sprechen ein deutliches Bild hier. Das war ein Tornado-Ereignis." Auf Twitter berichtete eine Anwohnerin, wie ein Tornado ihr Haus zerstört habe:

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Die Verwirrung nahm ihren Lauf, als eine Twitter-Nachricht der Feuerwehr die Runde machte, dass Erkenntnisse über einen Tornado in Hamburg nicht vorlägen:

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Die DPA aber blieb bei ihrer Darstellung, weiterhin berichtete sie von dem Tornado, auch am Freitag. Auch der Deutsche Wetterdienst unterstrich am Donnerstagnachmittag seine Meldung von einem Tornado nahe Hamburg:

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Jörg Kachelmann von Kachelmannwetter, Kolumnist von SPIEGEL DAILY , aber zweifelte an dem Ereignis, besonders an der Kompetenz des Tornado-Kronzeugen der DPA, des Feuerwehrmanns:

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Doch die Meldung vom Tornado, der durch Hamburg zog, verbreitete sich mittlerweile auch im Ausland:

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Kachelmann bekräftigte daraufhin seine Zweifel an dem Ereignis:

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Die Schäden im Süden Hamburgs erklärten Kachelmann und andere Meteorologen mit Fallböen, einer kraftvollen Begleiterscheinung von Gewittern: Mit 200 km/h kann kalte Luft aus der Höhe zu Boden stürzen, die Schäden sind mit jenen bei Tornados vergleichbar.

Am Donnerstagabend wich der Deutsche Wetterdienst dann von seiner Darstellung ab. Nicht im Süden von Hamburg, sondern mitten in der Stadt sei der Wirbelsturm gesichtet worden, von Mitarbeitern des DWD am Flughafen-Hamburg:

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Schließlich veröffentlichte der Wetterdienst auf Facebook auch ein erstes Foto des vermeintlichen Tornados:

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Doch die meisten Kommentatoren blieben skeptisch, schließlich hatte der Wolkentrichter auf dem Foto keinen Bodenkontakt. Erst bei Berührung der Erde wird aus einem sogenannten Trichter ein Tornado.

Ein Video des Ereignisses wurde herumgereicht, doch es liefert auch keinen Beweis:

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Seine Mitarbeiter am Hamburger Flughafen aber hätten den Tornado anhand von aufgewirbeltem Staub erkannt, Bodenkontakt hätte folglich bestanden, erläutert ein DWD-Sprecher auf Nachfrage. Es habe sich um einen schwachen Wirbelsturm gehandelt.

Zehn Kilometer südsüdwestlich des Flughafens, wo der DWD den Tornado nun verortet, liegt die Hamburger Innenstadt. Fotos oder Zeugenberichte eines Tornados wurden dennoch bislang nicht bekannt.

Dass der Wetterdienst seinen Tornado zunächst im Süden der Stadt lokalisiert hatte, erklärt der DWD-Sprecher mit einem Missverständnis: Man habe seine Mitarbeiter, die von dem Wirbel berichteten, im Haus des DWD am Hamburger Hafen vermutet und nicht am Flugplatz.

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Bojanowski, Axel

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Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Seitenzahl: 224
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24.04.2024 02.23 Uhr

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