Mysterium in Hamburg: Die Suche nach dem Tornado
Gerüchte um Naturgewalt Der Geister-Tornado von Hamburg
Dass etwas ganz besonderes passiert sein musste in Hamburg, daran ließen die Schlagzeilen keinen Zweifel: Ein "Tornado-Unwetter" sei über die Stadt hereingebrochen, meldete "Bild". Hunderte Medien, zahlreiche im Ausland, zogen mit: "Tornado über Hamburg", hieß es übereinstimmend.
Einen Wirbelsturm über der Millionenstadt müssten eigentlich zahlreiche Menschen bezeugt haben. Doch der Hamburg-Tornado ist rätselhaft. Zwar gab es auch in der Hansestadt am Donnerstag Gewitter, Sturm und Hagel, doch die Suche nach Beweisen für den Wirbelsturm erweist sich als schwierig.
Der Wirbel um den Wirbelsturm begann mit einer Twitter-Nachricht des Deutschen Wetterdienstes DWD am Donnerstagmittag:
Tornado in Hamburg!
— DWD (@DWD_presse) June 22, 2017
Etwa 10 km vom Zentrum entfernt nach SSW. Lebensdauer unter 5 min.
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Zehn Kilometer südsüdwestlich vom Zentrum der Stadt sei der Sturmwirbel gesichtet worden. In der Gegend richtete das Unwetter tatsächlich schwere Schäden an. Die Deutsche Presseagentur DPA schickte um 14:34 Uhr eine vielzitierte Meldung an die Medien: "Tornado hinterlässt Verwüstung südlich von Hamburg".
Die DPA zitierte einen Sprecher der Feuerwehr: "Die Spuren sprechen ein deutliches Bild hier. Das war ein Tornado-Ereignis." Auf Twitter berichtete eine Anwohnerin, wie ein Tornado ihr Haus zerstört habe:
#Maschen bei #Hamburg - Augenzeugin Stefanie Engelke (50): So erlebte ich den Tornado! #Unwetter pic.twitter.com/Zw3lQ9RXFF
— Thomas Knoop (@Thomas_BILDde) June 22, 2017
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Die Verwirrung nahm ihren Lauf, als eine Twitter-Nachricht der Feuerwehr die Runde machte, dass Erkenntnisse über einen Tornado in Hamburg nicht vorlägen:
Wir haben KEINE Erkenntnisse von #Tornado über #Hamburg @TheKerrag hat Video - eher #Funnel - @DWD_presse Bilder?#Unwetter #Gewitter https://t.co/tJ8ignGxPG
— FEUERWEHR HAMBURG (@FeuerwehrHH) June 22, 2017
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Die DPA aber blieb bei ihrer Darstellung, weiterhin berichtete sie von dem Tornado, auch am Freitag. Auch der Deutsche Wetterdienst unterstrich am Donnerstagnachmittag seine Meldung von einem Tornado nahe Hamburg:
Heftige Unwetterfront: Ausnahmezustand in Berlin – Tornado nahe Hamburg – Bahnverkehr eingestellt https://t.co/Atj1Fngljg via @welt /kis
— DWD (@DWD_presse) June 22, 2017
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Jörg Kachelmann von Kachelmannwetter, Kolumnist von SPIEGEL DAILY , aber zweifelte an dem Ereignis, besonders an der Kompetenz des Tornado-Kronzeugen der DPA, des Feuerwehrmanns:
Ahnungsloser Feuerwehrmann, der keinen Tornado gesehen hat, aber Schäden wie im Fernsehen findet, reicht für eine freie Erfindung @dpa. https://t.co/W9hZCXjwd5
— Jörg @kachelmann anderswo: @realkachelmann (@Kachelmann) June 22, 2017
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Doch die Meldung vom Tornado, der durch Hamburg zog, verbreitete sich mittlerweile auch im Ausland:
Tornado tears through #Hamburg following extreme heat wave https://t.co/odkYlXyT4e... https://t.co/005evIYMwm
— The World News Media⚡️ (@TheWorldNewsOrg) June 23, 2017
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Kachelmann bekräftigte daraufhin seine Zweifel an dem Ereignis:
Fake news made in Russia: no tornado anywhere. Although, @dpa may find a fireman expert who is supporting this BS. https://t.co/W0YJFWWS8H
— Jörg @kachelmann anderswo: @realkachelmann (@Kachelmann) June 22, 2017
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Die Schäden im Süden Hamburgs erklärten Kachelmann und andere Meteorologen mit Fallböen, einer kraftvollen Begleiterscheinung von Gewittern: Mit 200 km/h kann kalte Luft aus der Höhe zu Boden stürzen, die Schäden sind mit jenen bei Tornados vergleichbar.
Am Donnerstagabend wich der Deutsche Wetterdienst dann von seiner Darstellung ab. Nicht im Süden von Hamburg, sondern mitten in der Stadt sei der Wirbelsturm gesichtet worden, von Mitarbeitern des DWD am Flughafen-Hamburg:
DWD_presse bestätigt nur #Tornado um 11:37 Uhr, beobachtet 10 km ssw von Flgh. #Hamburg von #DWD-Kollegen. /Fr
— DWD (@DWD_presse) June 22, 2017
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Schließlich veröffentlichte der Wetterdienst auf Facebook auch ein erstes Foto des vermeintlichen Tornados:
Foto Tornado Hamburg Wie schon heute berichtet, haben die DWD-Kollegen von der Luftfahrtberatungszentrale Nord am...
Posted by Deutscher Wetterdienst on Thursday, June 22, 2017
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Doch die meisten Kommentatoren blieben skeptisch, schließlich hatte der Wolkentrichter auf dem Foto keinen Bodenkontakt. Erst bei Berührung der Erde wird aus einem sogenannten Trichter ein Tornado.
Ein Video des Ereignisses wurde herumgereicht, doch es liefert auch keinen Beweis:
Fast ein Tornado :) #Unwetter #hamburg pic.twitter.com/m6Xf9t08Ml
— Jens Taubert (@TheKerrag) June 22, 2017
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Seine Mitarbeiter am Hamburger Flughafen aber hätten den Tornado anhand von aufgewirbeltem Staub erkannt, Bodenkontakt hätte folglich bestanden, erläutert ein DWD-Sprecher auf Nachfrage. Es habe sich um einen schwachen Wirbelsturm gehandelt.
Zehn Kilometer südsüdwestlich des Flughafens, wo der DWD den Tornado nun verortet, liegt die Hamburger Innenstadt. Fotos oder Zeugenberichte eines Tornados wurden dennoch bislang nicht bekannt.
Dass der Wetterdienst seinen Tornado zunächst im Süden der Stadt lokalisiert hatte, erklärt der DWD-Sprecher mit einem Missverständnis: Man habe seine Mitarbeiter, die von dem Wirbel berichteten, im Haus des DWD am Hamburger Hafen vermutet und nicht am Flugplatz.
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