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Wirtschaft Neues Selbstbewusstsein

„Europa braucht die Deutsche Bank“

Hat die Deutsche Bank ihre Krise überwunden?

Vor zwei Jahren wurde die komplette Führungsmannschaft ausgewechselt. Mit dem als Sanierer bekannten John Cryan soll die Bank wieder auf die Gewinnerspur wechseln.

Quelle: N24

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Aufsichtsratschef Paul Achleitner musste in den vergangenen Jahren heftige Kritik einstecken. Nun geht es um seine Wiederwahl, und er gibt sich unerwartet selbstbewusst. Für Bankchef Cryan wird es eng.

Worum geht es

Bisher war es ruhig im Saal. Doch auf einmal regte sich heftiger Widerstand unter den Tausenden Aktionären in der Frankfurter Messehalle. „Es lohnt sich für diese Bank zu kämpfen“, sagte Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Mit dieser Formel hatte der 60-Jährige schon in der Vergangenheit versucht, die Anteilseigner zu beruhigen. Es folgten bittere Enttäuschungen.

Das Institut war in zahlreiche Finanzskandale verstrickt und musste mit Milliardenstrafen für seine Verfehlungen in der Vergangenheit büßen. Gleichzeitig verzweifelten die Manager fast bei der Suche nach einer tragfähigen Zukunftsstrategie für die Bank. Das Ergebnis waren zahlreiche Strategieschwenks, rückläufige Erträge und eine Aktie im Tiefflug.

Viele Aktionäre sind unzufrieden

Und immer wieder schwebte über allem die Frage: Warum hat der Chefkontrolleur so wenig unternommen? Viele Aktionäre waren unzufrieden, einige wünschten sich sogar den ehemaligen Bundesbank-Chef Axel Weber an die Stelle von Achleitner.

Der Chef der Deutsche Bank: John Cryan
Der Chef der Deutschen Bank: John Cryan
Quelle: AP

Vor zwei Jahren wurde die komplette Führungsmannschaft ausgewechselt. Mit dem als Sanierer bekannten John Cryan soll die Bank wieder auf die Gewinnerspur wechseln, doch die Tage des Briten sind bereits gezählt – davon ist man zumindest in Frankfurter Finanzkreisen überzeugt. Seine Stellvertreter, Christian Sewing und Marcus Schenck, laufen sich für seine Nachfolge warm. Und Achleitner?

Auf der Aktionärsversammlung bewarb er sich um eine zweite Amtszeit. Seine Wiederwahl galt im Vorfeld als sicher – schon aus Kontinuitätsgründen, wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagt. Achleitner solle in ein, zwei Jahren den Wechsel an der Spitze begleiten. Zwei Kronprinzen gebe es ja bereits.

Viele Aktionäre wünschen sich vor allem eines: weniger Aufregung um das Frankfurter Institut. Achleitner habe der Bank mit dem Umbau und den Personalrochaden viel zugemutet und die Belegschaft verunsichert, kritisiert Ingo Speich von Union Investment.

Es muss wieder Ruhe einkehren

„Er muss in seiner zweiten Amtsperiode dafür sorgen, dass intern wieder mehr Ruhe einkehrt, damit sich die Mitarbeiter wieder verstärkt um die Kunden kümmern können. Die Strategie muss jetzt endlich gelebt und umgesetzt werden“, so der Fondsmanager.

Dabei ist die Bank auf einem guten Weg – im ersten Quartal konnte sie einen Gewinn verbuchten, der Berg an Altlasten schrumpft. Allerdings muss sich das Institut den Vorwurf gefallen lassen, die notwendigen harten Einschnitte viel zu lange hinausgezögert zu haben.

Quelle: Infografik Die Welt

Die Konkurrenz sei der Bank inzwischen enteilt, kritisiert etwa Nieding vom DSW. Ein Problem, an dem Achleitner nicht ganz unschuldig sein dürfte. Ihm wird zumindest vorgeworfen, zu lange am Investmentbanker Anshu Jain festgehalten und so die Aufarbeitung vergangener Skandale verschleppt zu haben.

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Dennoch sitzt er mittlerweile fest im Sattel. Er habe viele Schlüsselpositionen mit Vertrauten besetzt, so Speich von Union Investment. Sein größter Gegner im Aufsichtsrat, Georg Thoma, ist im Streit gegangen.

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Starke Unterstützung bekommt er auch von den beiden Großaktionären: dem Scheichtum Katar und dem chinesischen Konzern HNA. Sie dürften bei der üblichen Stimmenpräsenz von gut 30 Prozent eine Mehrheit auf der Hauptversammlung für sich beanspruchen. Für die Chinesen soll Gerd Alexander Schütz in den Aufsichtsrat des Instituts einziehen.

Ankeraktionäre sind wichtig

Bei den übrigen Aktionären hinterlässt das gemischte Gefühle: „Ankeraktionäre sind wichtig. Allerdings ist nicht ganz klar, was sich die Chinesen von der Beteiligung erhoffen. Sie passt nicht ganz in ihr bisheriges Geschäft“, so Nieding.

Investor Schütz erklärte bei seiner Bewerbung für den Aufsichtsrat den Einstieg von HNA bei der Deutschen Bank mit dem Glauben an die Marke und einem erwarteten Erstarken Europas. Das Institut habe eine schwere Zeit durchgemacht. Nun soll es wieder „zu der Deutschen Bank werden, die wir aus der Vergangenheit kennen“.

Quelle: Infografik Die Welt

Indes wünschen sich die Aktionäre eine harte Linie gegenüber dem früheren Management: „Es muss natürlich geprüft werden, inwieweit nachträglich noch Schadenersatz verlangt werden kann“, fordert Nieding. Aktuell hat die Bank noch nicht ausgeschüttete Boni der Ex-Vorstände eingefroren.

Eine Einigung gibt es bisher nicht. Für Achleitner ein Misserfolg. „Ich kann Ihnen aber heute berichten, dass sich der Aufsichtsrat hierzu mit den betroffenen Vorstandsmitgliedern in fortgeschrittenen Gesprächen befindet“, sagt er. In den nächsten Monaten würde es hierzu eine Regelung geben, die einen wesentlichen finanziellen Beitrag der Betroffenen sicherstellt, machte Achleitner den Aktionären Hoffnung.

Zum Ende seiner Rede gab Achleitner sich selbstbewusst: „Ich bin tief davon überzeugt, das Deutschland und Europa eine Bank wie die Deutsche Bank brauchen.“ Auf die Aktionäre wirkte er damit überzeugend: Sie klatschten begeistert.

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